Mikro-Depots im interkommunalen Verbund
E-Commerce und das steigende Paketaufkommen, Urbanisierung sowie die zunehmen-de Verkehrsbelastung führen nicht nur Millionenstädte an die Schmerzgrenzen. Deshalb suchen auch die mittleren Großstädte unseres IHK-Bezirks nach innovativen Lösungen, um den städtischen Verkehr zu entlasten und nachhaltiger zu gestalten. Gleichzeitig wünschen wir uns die lebhaften und lebenswerten Innenstädte mit vielfältigen Handels- und Dienstleistungsbetrieben. Die Versorgung auf der letzten Meile ist hierbei ein effektiver Ansatzpunkt. Die Belieferung der Gewerbetreibenden und Anwohner in den Innenstädten von Krefeld, Mönchengladbach und Neuss erfolgt beispielsweise derzeit durch Kurier-, Express- und Paket-Dienste, deren regionale Verteilzentren außerhalb der Städte liegen. Für die Zustellung in den Innenstädten werden vorrangig dieselbetriebene Transporter oder Lkw eingesetzt. Damit die Warenlieferung auch in Zeiten von Lkw- und Dieselfahrverboten gewährleistet werden kann, verfolgt die IHK Mittlerer Niederrhein alternative Ansätze. In Zusammenarbeit mit den Städten Krefeld, Mönchengladbach und Neuss und durch finanzielle Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen haben wir ein standortbezogenes Konzept zur Gestaltung von Mikro-Depots entwickelt.
Teil 1 - Handbuch zur Entwicklung von Mikro-Depots im interkommunalen Verbund am Beispiel der Kommunen Krefeld, Mönchengladbach und Neuss
Das Handbuch zur Entwicklung von Mikro-Depots im interkommunalen Verbund am Beispiel der Kommunen Krefeld, Mönchengladbach und Neuss ist am 12. November 2019 dem Minister für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, überreicht worden. Durch die finanzielle Unterstützung seines Hauses konnte die zugrundeliegende Untersuchung erarbeitet werden.
Die Lieferungen werden immer kleinteiliger, die Vielfalt der Sendungen steigt, die Belieferungsfrequenzen nehmen zu, es gibt mehr Wettbewerber und immer mehr Onlinebestellungen. Das führt in den Innenstädten zu einer erhöhten Verkehrsbelastung durch Lieferfahrzeuge. Gleichzeitig soll aber die Verkehrs- und Umweltbelastung in den Städten reduziert werden. Dies macht die Suche nach Alternativen zu den herkömmlichen Liefersystemen erforderlich.
Für einige Großstädte entwickeln einzelne Marktteilnehmer bereits eigene alternative Systeme, die die Bedienung der „letzten Meile“ durch übliche Lieferwagen vermeiden sollen. So werden an zentralen Stellen beispielsweise Container aufgestellt, die als Zwischendepot die Kleinverteilung ohne Lieferwagen ermöglichen.
Diese individuellen Systeme lohnen sich betriebswirtschaftlich offensichtlich nicht für mittlere und kleine Städte, da die einzelnen Dienstleister keine ausreichenden Liefermengen aufbringen. Versuche, einen zentralen Dienstleister als „Sammel- und Verteilspediteur“ einzusetzen, scheiterten daran, dass die Lieferdienste ihre logistischen Abläufe selbst in der Hand behalten und bei den Kunden individuell erkennbar bleiben wollen.
Die IHK Mittlerer Niederrhein hat zusammen mit den Städten Krefeld, Mönchengladbach und Neuss eine Studie in Auftrag gegeben, in der Umsetzungsmöglichkeiten von Mikro-Depots in kleineren und mittleren Städten betrachtet werden sollen. Das daraus entwickelte Handbuch kann hier heruntergeladen werden. Die Langfassung der Studie finden Sie hier.
Im Rahmen der Studie ist untersucht worden, welche Anforderungen die Dienstleister an entsprechende Modelle stellen, welche räumlichen sowie planungs-, ordnungs- und vertragsrechtlichen Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um in mittelgroßen Städten eine alternative Bedienung der letzten Meile zu ermöglichen. Dazu wurden unter anderem Liefermengen und -häufigkeit ermittelt, Anforderungen an Gebäude und Infrastruktur dargestellt und Betreibermodelle unter Berücksichtigung wettbewerbsrechtlicher Neutralität aufgezeigt. Zudem wurde geprüft, ob und gegebenenfalls welche straßenverkehrs- und ordnungsrechtlichen Besonderheiten zu schaffen sind.
Im Einzelnen betrachtet wurden dabei die Themenfelder:
- Lieferradius
- Mengenaufkommen
- Anforderungen an die Gebäude
- Firmenidentität der Dienstleister
- Anforderungen an die Gebäudetechnik
- Anforderungen an die Infrastrukturanbindung
- Investitionsbedarf
- Betreibermodelle
- Finanzierungsmodelle
- Vertragsgestaltung
- Wettbewerbsrecht
- Anforderungen der Geschäftskunden in den Städten
- Straßenverkehrs- und Ordnungsrecht
Teil 2 - Handbuch zur Entwicklung von Mikro-Depots im interkommunalen Verbund am Beispiel der Kommunen Krefeld, Mönchengladbach und Neuss
Am 24. Juni 2021 überreichte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz auch im Namen der beteiligten Kommunen im Mönchengladbacher Königskarree den zweiten Teil des Handbuches zur Entwicklung von Mikro-Depots im interkommunalen Verbund an NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst. Das Ministerium für Verkehr hatte die Studie finanziert. Die agiplan GmbH hatte die Untersuchung gemeinsam mit der IHK und den Städten durchgeführt.
Unsere Innenstädte haben eine Vielzahl von Herausforderungen zu bewältigen, eine ist die Reduzierung des Lieferverkehrs. Auch die Kommunen im Bezirk der IHK Mittlerer Niederrhein suchen nach innovativen Lösungen, um den städtischen Verkehr zu entlasten, nachhaltiger zu gestalten und so ihre Zentren noch attraktiver zu machen. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist die Belieferung der Gewerbetreibenden und Anwohner in den Innenstädten.
Nachdem mit der Machbarkeitsstudie „Mikro-Depots im interkommunalen Verbund“ aufgezeigt wurde, wie die Versorgung auf der letzten Meile in Krefeld, Mönchengladbach und Neuss nachhaltiger gestaltet werden kann, liegt mit dem Handbuch „Vom Konzept zur Umsetzung“ nun der Businessplan für die Realisierung von Mikro-Depots vor. Das daraus entwickelte Handbuch kann hier heruntergeladen werden. Besonders erfreulich ist, dass in den drei Städten bereits Objekte gefunden wurden, die sich für die Einrichtung eines Mikro-Depots eignen. Nun steht die konkrete Umsetzung an.
Die Erkenntnisse zur Gestaltung von Mikro-Depots sind ein wichtiger Beitrag der Wirtschaft zur Vorbereitung der Kommunen und Unternehmen auf die Herausforderungen der Zukunft. Unser Handbuch soll gerne auch weiteren Kommunen als Blaupause dienen und sie animieren sich dieses Themas anzunehmen.
Besonderer Dank gilt den Städten Krefeld, Mönchengladbach und Neuss für die konstruktive und engagierte Zusammenarbeit, den Paketdiensten für ihr Interesse an dem Vorhaben und dem Land Nordrhein-Westfalen für die finanzielle Unterstützung des Projekts.
Aufzeichnung der Übergabe des Handbuches an Minister Hendrik Wüst am 24. Juni 2021 im Königskarree in Mönchengladbach