Rommerskirchen 2025

Rommerskirchen 2025
© IHK Mittlerer Niederrhein

In dieser Studie werden die Merkmale der Gemeinde Rommerskirchen als Wirtschaftsstandort ausführlich untersucht. Dabei werden zunächst sowohl die Branchenstrukturen als auch ihre Entwicklungen analysiert. Zudem werden verschiedene wirtschaftliche Kennzahlen herangezogen, um Rommerskirchen mit ähnlich großen und ähnlich strukturierten Kommunen am Mittleren Niederrhein und in Nordrhein-Westfalen zu vergleichen. Dies ermöglicht es, die Position von Rommerskirchen als Wirtschaftsstandort im Wettbewerb anhand verschiedener Indikatoren zu bewerten. Die Ergebnisse der Standortbefragung von Unternehmen in Rommerskirchen bilden den Kern der Analyse. 95 Unternehmen mit mehr als 600 Mitarbeitenden haben verschiedene Standortfaktoren hinsichtlich ihrer Bedeutung und Qualität bewertet.

Das Ziel der Analyse ist es, Möglichkeiten zur Verbesserung des Wirtschaftsstandorts Rommerskirchen zu identifizieren und dabei zu helfen, diesen im Standortwettbewerb zu stärken und zukunftsfähig zu machen. Die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein leitet wirtschaftspolitische Handlungsempfehlungen aus den Ergebnissen ab, die den Abschluss dieser Analyse bilden. 

 

1. Wirtschaft in Rommerskirchen

1.1 Branchenstrukturen und Beschäftigungsentwicklung

In Rommerskirchen haben zum 30.06.2024 insgesamt 2.520 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gearbeitet. Seit 1999 ist die Beschäftigung damit um 140,5 Prozent gestiegen. Im Land NRW und im Rhein-Kreis Neuss gab es seit 1999 ebenfalls ein Wachstum, das jedoch deutlich geringer ausfiel (26,5 beziehungsweise 31,0 Prozent). Insbesondere seit 2014 ist das Beschäftigungswachstum in Rommerskirchen überdurchschnittlich hoch.

Etwas relativierend ist allerdings festzuhalten: Die Beschäftigungsquote, also der Anteil der Beschäftigten am Arbeitsort Rommerskirchen an der erwerbsfähigen Bevölkerung (von 15 bis 65 Jahren), ist mit knapp 29 Prozent sehr niedrig. Von den Kommunen ähnlicher Größe am Mittleren Niederrhein liegt nur Niederkrüchten noch darunter. Das erfreuliche Beschäftigungswachstum ist also von einer sehr geringen Basis aus entstanden.

Wenn man die Verteilung der Beschäftigten in Rommerskirchen auf die verschiedenen Wirtschaftszweige betrachtet, fällt zunächst auf, dass 4,9 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Rommerskirchen in der Land- und Forstwirtschaft tätig sind. Dieser Anteil ist deutlich höher als in Nordrhein-Westfalen (0,5 Prozent) und fast fünfmal so hoch wie im Rhein-Kreis Neuss (1,0 Prozent). Der Bereich Land- und Forstwirtschaft ist in Rommerskirchen deutlich stärker vertreten als in den anderen Kommunen im Rhein-Kreis Neuss.

Das Produzierende Gewerbe ist mit 13,3 Prozent in Rommerskirchen anteilig deutlich geringer vertreten als im Land und im Rhein-Kreis (24,9 beziehungsweise 25,0 Prozent). Die Beschäftigtenzahl in diesem Sektor in Rommerskirchen ist seit 2014 um 15,1 Prozent gestiegen. Aufgrund der in der Summe geringen Beschäftigungszahlen ist die Entwicklung in Rommerskirchen sehr volatil. Die Ansiedlung und Abwanderung einzelner Unternehmen können große Ausschläge verursachen. In der Summe ist die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre in Rommerskirchen auch in diesem Sektor positiver als im Land und im Rhein-Kreis.

Der Beschäftigungsanteil in den distributiven Diensten wie Handel, Gastgewerbe und Logistik ist in Rommerskirchen mit 39,8 Prozent stärker als im Land und im Rhein-Kreis (22,2 beziehungsweise 28,1 Prozent). Die weiteren Branchen im Dienstleistungssektor sind hingegen weniger stark vertreten. Bei der Beschäftigungsentwicklung des gesamten tertiären Sektors zeigt sich, dass dieser in den vergangenen zehn Jahren um 90 Prozent gewachsen ist, deutlich stärker als im Land (22,1 Prozent) und im Rhein-Kreis (24,1 Prozent). Insbesondere in der Zeit zwischen 2016 und 2019 sind die Beschäftigungszahlen im Bereich Handel und Dienstleistungen in Rommerskirchen sehr dynamisch und deutlich stärker gewachsen als im Land und im Kreis.

1.2 Detailstrukturen

Die Analyse der Detailstrukturen wird durch die Datenverfügbarkeit erschwert. Für einige Branchen liegen aus Geheimhaltungsgründen keine konkreten Beschäftigtendaten vor. Dennoch lassen sich anhand der Daten einige Merkmale des Standorts Rommerskirchen herausarbeiten.

Landwirtschaft in Rommerskirchen überdurchschnittlich stark

Der Bereich Land- und Forstwirtschaft ist in Rommerskirchen überdurchschnittlich stark vertreten. Dies zeigt sich am Vergleich der Beschäftigtenanteile in diesem Bereich in Rommerskirchen und Nordrhein-Westfalen, dem sogenannten Lokalisationsquotienten. Der Lokalisationsquotient setzt den Beschäftigtenanteil einer Branche in Rommerskirchen ins Verhältnis zum Beschäftigtenanteil dieser Branche in Nordrhein-Westfalen. Ein Wert unter 1 bedeutet einen Anteil unter dem Landesdurchschnitt, während ein Wert über 1 einen höheren Anteil als im Land anzeigt. In Rommerskirchen beträgt der Lokalisationsquotient für die Land- und Forstwirtschaft 10,3, was anzeigt, dass der Beschäftigungsanteil in Rommerskirchen zehn Mal so hoch ist wie im Land. Der Anteil an der Gesamtbeschäftigung in der Land- und Forstwirtschaft in Rommerskirchen liegt bei 4,9 Prozent und ist in den vergangenen zehn Jahren um gut 38 Prozent gewachsen.

Verarbeitendes Gewerbe weniger bedeutend

Im Verarbeitenden Gewerbe sind in Rommerskirchen 5,7 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten tätig. Zum 30.06.2024 waren das 144 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Im Vergleich zu den Beschäftigungsanteilen in NRW ist der Bereich unterdurchschnittlich stark vertreten, wie der Lokalisationsquotient von 0,3 zeigt. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe um 34,6 Prozent gestiegen, in NRW ist er um 2,2 Prozent gesunken und der Rhein-Kreis Neuss verzeichnet eine Steigerung von 6,2 Prozent.

Aufgrund der insgesamt geringen Zahl an Beschäftigten unterliegen die Beschäftigtenzahlen aller Teilbereiche des Verarbeitenden Gewerbes aus Datenschutzgründen der Geheimhaltung, da möglicherweise nur ein Unternehmen die Beschäftigten eines gesamten Teilbereichs stellt.

Gut 7 Prozent der Beschäftigten arbeiten im Baugewerbe

Betrachtet man das Baugewerbe, in dem 7,2 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Rommerskirchen tätig sind, sieht man, dass es eine überdurchschnittliche Bedeutung verglichen zum Land NRW hat. Der Lokalisationsquotient liegt bei 1,4. Dabei ist das Wachstum der Branche in Rommerskirchen in den vergangegenen zehn Jahren mit 1,7 Prozent deutlich schwächer als in NRW (23,1 Prozent) und dem Rhein-Kreis Neuss (37,8 Prozent).

Größter Anteil im Handel tätig

Im Handel insgesamt arbeiten 480 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Rommerskirchen. Das sind 19,0 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Der Lokalisationsquotient liegt bei 1,4. Die Branche ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich gewachsen (63,3 Prozent), deutlicher als der Handel in NRW und im Rhein-Kreis Neuss (11,4 beziehungsweise 3,8 Prozent).

Der Handel lässt sich in drei Teilbereiche untergliedern – Großhandel, Einzelhandel und Kfz-Handel. In allen Teilbereichen ist der Beschäftigungsanteil in Rommerskirchen im Vergleich zum Land NRW überdurchschnittlich hoch (Lokalisationsquotienten von 1,3 bis 1,5). 2024 arbeiteten im Einzelhandel 239 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, also knapp 9,5 Prozent aller Beschäftigten am Arbeitsort Rommerskirchen. Die Beschäftigung ist in den vergangenen zehn Jahren gestiegen (16,0 Prozent). Im Großhandel gab es ein auffällig großes Wachstum von 258,3 Prozent, auch aufgrund von Ansiedlungen im Gewerbepark V. Im Land und im Kreis hingegen gab es im Großhandel ein leichtes Wachstum (13,1 beziehungsweise 6,2 Prozent). Auch der Handel mit Kraftfahrzeugen sowie die Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen konnten in diesem Zeitraum in Rommerskirchen stark wachsen (72,5 Prozent).

Verkehrswirtschaft mit überdurchschnittlicher Bedeutung

Im Bereich Verkehr und Lagerei arbeiten 17,2 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigung in Rommerskirchen. Der Bereich ist im Vergleich zum Land überdurchschnittlich stark vertreten, der Lokalisationsquotient liegt bei 3,0. Die Branche ist in Rommerskirchen in den vergangenen zehn Jahren um gut 230 Prozent gewachsen. Dies ist deutlich stärker als im Land und im Rhein-Kreis (28,5 beziehungsweise 5,1 Prozent). Besonders der Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen ist in Rommerskirchen stark vertreten. Die Beschäftigungszahl in diesem Teilbereich ist von 11 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am 30. Juni 2014 auf 308 Beschäftigte am 30. Juni 2024 gestiegen.

Die Gastronomie ist die einzige in Rommerskirchen vertretene Branche des Gastgewerbes. Sie ist überdurchschnittlich stark vertreten (Lokalisationsquotient: 1,7). Hier arbeiten 90 Beschäftigte und damit insgesamt 3,6 Prozent aller Beschäftigten. Dies sind sechsmal so viele wie noch vor zehn Jahren. Im Land und im Kreis ist diese Branche in den vergangenen zehn Jahren schwächer gewachsen (29,3 beziehungsweise 49,2 Prozent).

Unternehmensnahe Dienstleistungen unterdurchschnittlich vertreten

Die Erbringung freiberuflicher, wissenschaftlicher und technischer Dienstleistungen, die zum Beispiel Unternehmensberatungen umfasst, ist mit einem Beschäftigungsanteil von 6,3 Prozent in Rommerskirchen vertreten. Die Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen ist unterdurchschnittlich repräsentiert in Rommerskirchen (Lokalisationsquotient: 0,6). Beide Branchen weisen in den vergangenen zehn Jahren einen Beschäftigungsaufbau auf (54,9 beziehungsweise 27,1 Prozent). Mehr als die Hälfte der Beschäftigten bei der Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen sind in der Gebäudebetreuung sowie im Garten- und Landschaftsbau tätig.

Knapp 14 Prozent im Sozialwesen tätig

Im Gesundheits- und Sozialwesen arbeiten knapp 14 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Rommerskirchen. Das sind insgesamt 342 Beschäftigte. Der Anteil ist damit etwas geringer als im Land (Lokalisationsquotient: 0,8). Das Wachstum der Branche in Rommerskirchen in den vergangenen zehn Jahren liegt mit 129,5 Prozent über dem Wachstum im Land (29,9 Prozent) und im Rhein-Kreis (52,2 Prozent).

Für die Beschäftigung in der Informations- und Kommunikationsbranche, der Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, der öffentlichen Verwaltung, Erziehung und Unterricht sowie Kunst, Unterhaltung und Erholung liegen aus Geheimhaltungsgründen keine genaueren Daten in der amtlichen Statistik vor. Die Erbringung sonstiger Dienstleistungen ist in Rommerskirchen verglichen zum Land überdurchschnittlich vertreten (Lokalisationsquotient: 1,7), mit einem Beschäftigungsanteil von knapp 4 Prozent allerdings insgesamt von geringer Bedeutung. 90 von den 112 Beschäftigten in dieser Branche sind im Teilbereich Erbringung von sonstigen überwiegend persönlichen Dienstleistungen tätig, die übrigen in der Interessenvertretung sowie in kirchlichen und sonstigen religiösen Vereinigungen (ohne Sozialwesen und Sport).

1.3 Volkswirtschaftliche Kennzahlen im Vergleich

Die einzelnen Wirtschaftsstandorte stehen in einem stetigen Wettbewerb um Investoren, Unternehmen und damit auch um Arbeitsplätze. Anhand von regionalwirtschaftlich relevanten Indikatoren wird im folgenden Kapitel überprüft, welche Position die Gemeinde Rommerskirchen im Vergleich mit anderen Standorten einnimmt. Dabei wird Rommerskirchen zunächst mit Städten und Gemeinden des IHK-Bezirks Mittlerer Niederrhein verglichen, die eine ähnliche Größe aufweisen. Dies sind die Kommunen Brüggen, Grefrath, Niederkrüchten und Schwalmtal. Zusätzlich werden die Durchschnittswerte von Nordrhein-Westfalen und des Rhein-Kreises Neuss für die Einordnung der Werte herangezogen.

Arbeitslosenquote im Zehn-Jahres-Vergleich

2024 gab es in Rommerskirchen knapp 280 gemeldete Arbeitslose. Zwar wird von der Agentur für Arbeit keine Arbeitslosenquote für Rommerskirchen ausgewiesen, bezieht man diese Zahl aber auf die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, ist sie im Vergleich zum Land NRW jedoch unterdurchschnittlich. In Rommerskirchen machen die Arbeitslosen 3,2 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter aus, im Land sind es 6,4 Prozent und im Rhein-Kreis Neuss 5,1 Prozent. Anders als im Land und im Rhein-Kreis hat die Zahl der Arbeitslosen in den vergangenen zehn Jahren in Rommerskirchen leicht zugenommen (1,0 Prozent). Von den Vergleichskommunen am Mittleren Niederrhein ist nur in Niederkrüchten ebenfalls ein Anstieg der Arbeitslosenzahlen zu sehen.

Kaufkraft und Zentralität

Mit einem Wert von 107,6 liegt die einzelhandelsrelevante Kaufkraft in Rommerskirchen über dem bundesdeutschen Durchschnitt (100). Im Rhein-Kreis ist die einzelhandelsrelevante Kaufkraft genauso hoch. Die Werte der Vergleichskommunen und der Wert in Nordrhein-Westfalen liegen unter dem Wert von Rommerskirchen.

Die Zentralitätskennziffer gibt an, wie viel der Kaufkraft im Ort selbst verbleibt, also vor Ort auch ausgegeben wird. Ein Wert größer als 100 zeigt dabei an, dass Kaufkraft aus anderen Kommunen in die jeweilige Kommune zufließt, ein Wert von unter 100 deutet auf einen Kaufkraftabfluss hin. Der Wert 74,3 in Rommerskirchen zeigt also an, dass ein wesentlicher Teil der Kaufkraft in umliegende Kommunen abfließt. Rommerskirchen schneidet damit schlechter ab als die meisten vergleichbaren Kommunen, auch wenn der hohe Wert von Brüggen mit der Sonntagsöffnung des Einzelhandels zusammenhängt. Nur Niederkrüchten weist einen genauso großen Kaufkraftabfluss auf. Der Wert ist allerdings nicht besorgniserregend im Hinblick auf die Größe von Rommerskirchen und die Nähe zu Mönchengladbach, Köln und Neuss sowie zur niederländischen Grenze. 

Steuereinnahmekraft und Realsteueraufbringungskraft

Die Steuereinnahmekraft in Rommerskirchen lag im Jahr 2023 bei 1.295 Euro je Einwohner. Sie ist damit geringer als im Rhein-Kreis Neuss sowie im Land NRW und liegt leicht unter dem Schnitt vergleichbarer Kommunen in der Region.

Die Realsteueraufbringungskraft der Gewerbesteuer je Einwohner in Rommerskirchen lag 2023 bei 389 Euro je Einwohner. Der Wert in Rommerskirchen ist geringer als im Rhein-Kreis Neuss, in NRW und dem Schnitt der Vergleichskommunen.

Die Steuereinnahmekraft hat sich in Rommerskirchen zwischen 2018 und 2023 um 18,2 Prozent gesteigert. Im Rhein-Kreis lag die Steigerung leicht unter dem Wert von Rommerskirchen (17,0 Prozent). Im Land und den Vergleichskommunen am Mittleren Niederrhein konnten insgesamt größere Steigerungen verzeichnet werden (22,0 beziehungsweise 25,9 Prozent). Die Realsteueraufbringungskraft der Gewerbesteuer je Einwohner hat sich in Rommerskirchen in der gleichen Zeit um 32,4 Prozent gesteigert. In den Vergleichskommunen am Mittleren Niederrhein war die Entwicklung etwas besser (50,4 Prozent). Während die Entwicklung im Land und Rhein-Kreis Neuss geringer war (27,4 beziehungsweise 18,3 Prozent). Insgesamt zeigt sich: Bei der Steuerkraft hat Rommerskirchen noch Steigerungspotenzial.

Verschuldung

Die öffentliche Verschuldung in Rommerskirchen liegt mit 3.138 Euro über allen Referenzwerten, außer der Bruttoverschuldung des Landes (3.666 Euro je Einwohner). Die Kassenkredite im Kernhaushalt in Rommerskirchen betragen 1.638 Euro je Einwohner. Damit liegt Rommerskirchen deutlich über dem NRW-Schnitt, dem Schnitt im Rhein-Kreis Neuss sowie allen Vergleichskommunen.

Realsteuerhebesätze

Der Gewerbesteuerhebesatz liegt in Rommerskirchen mit 450 Punkten über dem Schnitt der Hebesätze vergleichbarer Kommunen. Allerdings liegt Rommerskirchen noch unter dem Schnitt im Rhein-Kreis und in NRW (459 beziehungsweise 470 Punkte). Hierzu sei allerdings angemerkt, dass die Hebesätze in Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu allen anderen Flächenländern überdurchschnittlich hoch sind.

 

2. Ergebnisse der Unternehmensbefragung

Um die Stärken und Potenziale des Wirtschaftsstandorts Rommerskirchen zu ermitteln, hat die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein zum Jahresende 2024 eine Unternehmensbefragung durchgeführt, bei der 95 Betriebe antworteten. Die antwortenden Unternehmen repräsentieren dabei mit gut 600 Angestellten mehr als 24 Prozent der (sozialversicherungspflichtig) Beschäftigten am Arbeitsort Rommerskirchen. Vertreten sind dabei Unternehmen aller Wirtschaftsbereiche.

Bei der Befragung bewerteten die Betriebe rund 40 Standortfaktoren unter zwei Gesichtspunkten: einmal hinsichtlich der Bedeutung (Wichtigkeit) für den eigenen Betrieb und einmal ihre Zufriedenheit mit dem jeweiligen Faktor. Die Bewertung wurde auf einer Schulnotenskala von 1 bis 6 vorgenommen, wobei 1 eine Bewertung von sehr wichtig beziehungsweise sehr zufrieden darstellt und 6 für vollkommen unwichtig beziehungsweise sehr unzufrieden steht.

Die Ergebnisse werden im Folgenden aufgegliedert in Kategorien:

  1. Harte Standortfaktoren
  2. Innerörtliche Standortfaktoren
  3. Kommunale Kosten und Leistungen
  4. Arbeitsmarktrelevante Standortfaktoren

Zur Einordnung der Ergebnisse werden die Zufriedenheitsbewertungen in Rommerskirchen zusätzlich mit den Ergebnissen der vorherigen Standortbefragungen am Mittleren Niederrhein seit 2020 sowie mit den Ergebnissen in Rommerskirchen in der letzten Befragung im Jahr 2020 verglichen.

2.1 Rommerskirchen als Wirtschaftsstandort

© IHK Mittlerer Niederrhein

In der Befragung bewerteten die Unternehmerinnen und Unternehmer zunächst Rommerskirchen allgemein als Wirtschaftsstandort. Hierbei erhielt Rommerskirchen die Note 2,36. Bei den vergangenen Standortanalysen der IHK Mittlerer Niederrhein seit 2020 lag die Durchschnittsnote bei 2,70. Rommerskirchen schneidet also besser ab als der Durchschnitt der Wirtschaftsstandorte am Mittleren Niederrhein in den vergangenen Jahren. Gegenüber der Umfrage im Jahr 2020, bei der Rommerskirchen die Note 2,42 erhielt, konnte ebenfalls eine Verbesserung erzielt werden.

Schaut man auf die Bewertungen der Themenfelder, zeigt sich, dass sich die gute Gesamtzufriedenheit der Unternehmen auch dort widerspiegelt. Die Zufriedenheit mit den verschiedenen Standortfaktoren wird insgesamt im Durchschnitt in Rommerskirchen mit der Note 3,09 und damit ebenfalls besser bewertet als der Schnitt der Bewertung am Mittleren Niederrhein in den vergangenen Jahren. Der Blick in die einzelnen Themenfelder zeigt, dass Rommerskirchen aus der Sicht der antwortenden Unternehmen bei den innerörtlichen Standortfaktoren sowie den kommunalen Kosten und Leistungen deutlich vor dem Mittleren Niederrhein liegt. Während die harten Standortfaktoren etwa dem Durchschnitt am Mittleren Niederrhein entsprechen, werden die arbeitsmarktrelevanten Standortfaktoren kritischer bewertet als am Mittleren Niederrhein im Durchschnitt.

Nichtsdestotrotz lohnt ein Blick in die Einzelbewertungen, um zu sehen, welche Standortfaktoren besonders für gute oder schlechtere Bewertungen in den Themenbereichen verantwortlich sind und wo in Rommerskirchen Entwicklungspotenziale zu finden sind.

Die folgende Aufzählung gibt zunächst einen Überblick über die zehn insgesamt wichtigsten Standortfaktoren aller Themenfelder aus Sicht der Unternehmerinnen und Unternehmer in Rommerskirchen. Der insgesamt wichtigste Faktor ist die Informations- und Kommunikationsinfrastruktur. Zusammen mit der Verkehrsanbindung an das Straßen- und Autobahnnetz und der Sicherheit im Ortszentrum gehört dieser zu den Top-3-Faktoren. Des Weiteren spielen auch die behördliche Reaktionszeit, die Einkaufsmöglichkeiten beziehungsweise der Branchenmix, die Höhe der öffentlichen Gebühren sowie die Höhe des Gewerbesteuerhebesatzes, der Service und die (Netzwerk-)Angebote der Wirtschaftsförderung, die Kommunikation mit der Kommunalverwaltung und der Digitalisierungsgrad der Kommunalverwaltung eine wichtige Rolle für die Rommerskirchener Unternehmerinnen und Unternehmer.

Die 10 wichtigsten Standortfaktoren

  1. Informations- und Kommunikationsinfrastruktur (Internet etc.)
  2. Verkehrsanbindung an das Straßen- und Autobahnnetz
  3. Sicherheit im Ortszentrum
  4. Behördliche Reaktionszeit
  5. Einkaufsmöglichkeiten / Branchenmix
  6. Höhe der öffentlichen Gebühren
  7. Höhe des Gewerbesteuerhebesatzes
  8. Service und (Netzwerk-)Angebote der Wirtschaftsförderung
  9. Kommunikation mit der Kommunalverwaltung
  10. Digitalisierungsgrad der Kommunalverwaltung

2.2 Bewertungen im Detail

Im Folgenden werden die einzelnen Standortfaktoren in den Themenfeldern im Hinblick auf ihre Bedeutung und die durch die Unternehmen gegebene Zufriedenheitsbewertung untersucht.

Die Abweichung der Zufriedenheitsbewertung zum Mittleren Niederrhein wird anhand der Bewertungslücke (Differenz zwischen der Note in Rommerskirchen und dem Schnitt des Mittleren Niederrheins in den vergangenen fünf Jahren) gekennzeichnet. Eine große negative Lücke zeigt dabei an, dass die Bewertung in Rommerskirchen schlechter ist als am Mittleren Niederrhein.

Da ein besonderes Augenmerk all jenen Faktoren gelten sollte, die von den Rommerskirchener Unternehmen als wichtig angesehen werden, werden die Faktoren in den Abbildungen absteigend nach ihrer Wertigkeit dargestellt. Um auch die individuelle Entwicklung des Standorts zu berücksichtigen, werden die Zufriedenheitsbewertungen der aktuellen Umfrage in Rommerskirchen mit den Ergebnissen aus der letzten Befragung im Jahr 2020 verglichen.

2.2.1 Harte Standortfaktoren

Informations- und Kommunikationsinfrastruktur (IuK) verbessert

Der wichtigste Standortfaktor in diesem Themenfeld (sowie der wichtigste aller Faktoren in der Umfrage) ist die Informations- und Kommunikationsinfrastruktur. Sie umfasst sowohl die Breitbandinfrastruktur als auch den Mobilfunkempfang und erhält von den Unternehmen in Rommerskirchen die Note 2,98. Das ist besser als am Mittleren Niederrhein im Schnitt. Zu betonen ist hier zusätzlich, dass sich die Bewertung dieses Faktors trotz erheblich gestiegener Anforderungen seit der letzten Umfrage verbessert hat (0,4 Prozentpunkte). Das zeigt, dass die Gemeinde bei diesem Thema gut gearbeitet hat.

Verkehrsinfrastruktur kritischer als in der Region bewertet

Der zweitwichtigste Faktor, die überörtliche Straßen- und Verkehrsanbindung, erhält von den Unternehmen eine gute Bewertung von 2,27 – im Vergleich zur Gesamtregion ist der Wert allerdings eher kritisch. Der Zustand der überörtlichen Straßeninfrastruktur (Landstraßen, Autobahnen) wird mit 2,57 hingegen etwas besser bewertet als am Mittleren Niederrhein (2,65).

Energiekosten werden kritisch bewertet

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Unternehmen sind die Energiekosten. Sie werden mit 3,79 bewertet. Diese Bewertung spiegelt die Energiepreisproblematik wider, die auch den Rest der Wirtschaft in Deutschland und in der Region betrifft.

Nähe zu wichtigen Kunden durchschnittlich bewertet

Die Nähe zu wichtigen Kunden erhält die Note 2,79 und ist damit etwa im Schnitt am Mittleren Niederrhein (2,76). Die Bewertung dieses Faktors hat sich um 0,2 Prozentpunkte gegenüber 2020 verbessert. Das Angebot an unternehmensnahen Dienstleistern (3,25) erhält eine unterdurchschnittliche Bewertung. Der Faktor „Image und Bekanntheitsgrad des Standorts“ (2,99) hingegen schneidet besser ab als am Mittleren Niederrhein im Schnitt. Beide Faktoren haben sich seit 2020 weder signifikant verbessert noch verschlechtert.

Möglichkeiten für nachhaltiges Wirtschaften erhalten durchschnittliche Note

Der Faktor „Möglichkeiten für nachhaltiges Wirtschaften am Standort“ wird erst seit 2021 erhoben, gehört jedoch aus Sicht der Rommerskirchener Unternehmen bereits zu den wichtigeren Faktoren unter den harten Standortfaktoren. Das nachhaltige Wirtschaften am Standort erhält eine 3,00 und schneidet somit etwas besser ab als am Mittleren Niederrhein im Schnitt (3,09). Die Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge, wenngleich ein weniger bedeutsamer Faktor, erhält mit 4,02 eine Note, die 0,1 Prozentpunkte unter dem Schnitt des restlichen IHK-Bezirks (3,92) liegt.

Grundstückspreise besser bewertet als im Schnitt des Mittleren Niederrheins

Die Miet- und Pachtpreise (3,45) liegen mit ihrer Bewertung leicht und die Grundstückspreise (3,46) deutlich über dem Schnitt am Mittleren Niederrhein (3,52 beziehungsweise 3,71). Der zuletzt genannte Faktor konnte sich außerdem seit 2020 um 0,2 Prozentpunkte verbessern. Das Wohnungsangebot (4,13) wird deutlich schlechter bewertet als im Schnitt des Mittleren Niederrheins (3,69).

Deutliche Verbesserung bei der Verkehrsanbindung an den Luftverkehr 

Die Anbindung an den ÖPNV wird mit der Note 3,57 bewertet – und damit deutlich schlechter als im Durchschnitt am Mittleren Niederrhein (3,33). Gerade für die Gewinnung von Fachkräften und vor allem Auszubildenden dürfte eine gute ÖPNV-Erreichbarkeit perspektivisch ein immer bedeutenderer Standortfaktor werden. Die Anbindung an den Luftverkehr (2,83) wird überdurchschnittlich gut bewertet, ist allerdings schlechter als der Durchschnitt am Mittleren Niederrhein. Andere Standorte haben aufgrund ihrer geografischen Gegebenheiten hier stärkere Standortvorteile. Immerhin: Der Luftverkehr hat eine deutlich bessere Bewertung erhalten als 2020. Die Bewertung der Anbindung an die Schienenwege (3,45) hingegen liegt im Schnitt des IHK-Bezirks. Von den drei genannten Faktoren haben vor allem die letzten beiden die geringste Bedeutung für die Rommerskirchener Unternehmen. Dennoch sind diese Faktoren für einzelne, größere und global tätige Unternehmen bedeutsam und damit ein wichtiger Standortfaktor.

2.2.2 Innerörtliche Standortfaktoren

 

Sicherheit im Ortszentrum als wichtigster innerörtlicher Faktor

Der wichtigste Faktor in diesen Themenfeld ist die Sicherheit in den Ortszentren. Die Bewertung ist seit 2020 stabil geblieben und liegt nun bei 2,26. Die Bewertung ist deutlich besser als im Schnitt am Mittleren Niederrhein (2,85).

Einkaufsmöglichkeiten gut bewertet

Der nächstwichtigste Faktor, der Branchenmix beziehungsweise die Einkaufsmöglichkeiten, wird mit 2,27 ebenfalls gut bewertet. Im Vergleich zur Vorumfrage gibt es hier eine Verschlechterung von 0,3 Prozentpunkten. Die Benotung ist dennoch fast eine ganze Note besser als am Mittleren Niederrhein im Schnitt (3,17). Beim Ortsbild (2,71) erhält Rommerskirchen ebenfalls bessere Bewertungen als die restliche Region (3,11).

Unternehmen sind zufrieden mit dem Parkplatzangebot

Das Parkplatzangebot wird mit 2,60 insgesamt gut bewertet. Genauso die Höhe der Parkgebühren (1,93). Beide Standortfaktoren werden besser bewertet als bei der letzten Befragung im Jahr 2020. Eine gute Erreichbarkeit ist für Handelsstandorte weiterhin von immenser Bedeutung.

Innerörtliche Verkehrsinfrastruktur etwas schlechter bewertet als 2020

Sowohl der Zustand des innerörtlichen Straßennetzes (2,64) als auch die innerörtlichen Verkehrsverhältnisse (2,89) wurden von den Unternehmen in Rommerskirchen etwas schlechter bewertet als 2020. Beide Faktoren werden im Vergleich zur Region besser bewertet.

Freizeitangebot schlechter bewertet als im IHK-Bezirk im Schnitt

Das Naherholungs- und Freizeitangebot (3,39) und das kulturelle Angebot (3,31) sind die einzigen Faktoren, die in diesem Themenfeld schlechter bewertet werden als am Mittleren Niederrhein im Schnitt (2,82 beziehungsweise 3,17). Beide Faktoren haben sich seit 2020 um 0,1 Prozentpunkte verschlechtert.

2.2.3 Kommunale Kosten und Leistungen

 

Höhe von Steuern und Gebühren sind  besonders wichtige Faktoren

Im Themenfeld der kommunalen Kosten und Leistungen ist die Höhe des Gewerbesteuerhebesatzes der wichtigste Faktor für die Unternehmen. Er wird mit 3,29 deutlich besser bewertet als am Mittleren Niederrhein im Schnitt – so wie jeder Faktor in diesem Themenfeld. Im Vergleich zur Vorumfrage hat sich diese Bewertung verbessert. Das spiegelt wider, dass es seit 2015 keine Erhöhung bei der Gewerbesteuer mehr gab, auch wenn 450 Punkte vergleichsweise hoch sind. Von den 17 kreisangehörigen Kommunen im IHK-Bezirk liegen nur sechs auf einem höheren Niveau. Die gesamte Region ist ein steuerteurer Standort. Der durchschnittliche Hebesatz liegt bundesweit bei circa 437 Punkten. Die Gewerbesteuerhebesätze liegen somit deutlich über dem Bundesschnitt.

Die Höhe der öffentlichen Gebühren schneidet mit 3,30 besser ab als am Mittleren Niederrhein im Schnitt. Im Vergleich zur Vorumfrage hat sich die Bewertung dieses Faktors verschlechtert.

Die Höhe des Grundsteuerhebesatzes ist für die Unternehmen in Rommerskirchen weniger bedeutend. Auch dieser Faktor erhält eine zufriedenstellende Note (3,34) und konnte sich seit der Vorumfrage verbessern, obwohl erst 2023 eine Erhöhung des Hebesatzes stattgefunden hat. Hier spiegelt die Bewertung wider, dass der Hebesatz in Rommerskirchen deutlich unter dem Kreisdurchschnitt liegt. Die Befragung fand vor Inkrafttreten der Grundsteuerreform statt. Rommerskirchen erhebt einen einheitlichen Grundsteuerhebesatz. Bezogen auf Kommunen mit einem einheitlichen Hebesatz liegen nur Meerbusch und Kaarst unter dem Wert in Rommerskirchen.

Positive Bewertung für die kommunalen Leistungen

Die behördliche Reaktionszeit ist der zweitwichtigste Faktor in diesem Themenfeld. Hier schneidet Rommerskirchen mit der Note 2,63 um 0,81 Prozentpunkte besser ab als am Mittleren Niederrhein im Schnitt. Die Erreichbarkeit beziehungsweise die Öffnungszeiten der Behörden (2,58) werden ebenfalls deutlich besser bewertet als im IHK-Bezirk (3,32). Beide Faktoren sind seit der Vorumfrage stabil geblieben. Ebenfalls gute Noten erhalten die Kommunikation mit der Kommunalverwaltung (2,62) und der Digitalisierungsgrad der Kommunalverwaltung (3,14). Beide Faktoren werden erst seit 2021 erhoben und haben deshalb keine Referenzwerte aus der letzten Befragung im Jahr 2020. Die Dauer von Plan- und Genehmigungsverfahren (3,18) hat sich seit der Vorumfrage etwas verschlechtert.

Angebote der Wirtschaftsförderung erhalten Note 3,0

Sowohl der Service und die (Netzwerk-)Angebote der Wirtschaftsförderung (2,97) als auch die Bestandspflege ortsansässiger Betriebe (3,27) werden positiver gesehen als im Schnitt im IHK-Bezirk. Allerdings hat sich der zweite Faktor seit der Vorumfrage etwas verschlechtert.

2.2.4 Arbeitsmarktrelevante Faktoren

 

Gute Rahmenbedingungen für Mitarbeitende am Arbeitsort Rommerskirchen 

Im Themenfeld der arbeitsmarktrelevanten Standortfaktoren geht es vor allem um jene Faktoren, die die Bildung, Bindung und Akquise von Fachkräften beeinflussen. Am wichtigsten ist den Rommerskirchener Unternehmen hierbei, dass der Standort ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit zur Vereinbarung von Familie und Beruf bietet. Dazu gehören zum Beispiel Angebote zur Kinderbetreuung in Kitas, OGS oder Angebote für die Pflege von Angehörigen. Die Möglichkeiten am Standort Rommerskirchen werden mit der Note 2,90 besser bewertet als am Mittleren Niederrhein im Schnitt. Die Bewertung hat sich seit der Vorumfrage merklich verbessert (0,3 Prozentpunkte). Auch ist den Unternehmen in Rommerskirchen ein gutes Wohnumfeld für ihre Mitarbeitenden wichtig. Das Wohnumfeld für Mitarbeitende wird mit 2,83 ähnlich wie am Mittleren Niederrhein im Schnitt bewertet. Dieser Faktor wurde 2020 noch nicht erhoben.

Auch Rommerskirchen ist vom Fachkräftemangel betroffen

Das Angebot an Weiterbildungen sowie die Lernqualität an den Schulen der Region haben für die Unternehmen ebenfalls einen hohen Stellenwert. Das Weiterbildungsangebot liegt mit der Bewertung 3,56 deutlich unter dem Schnitt der Region (3,09) und hat sich seit 2020 merklich verschlechtert, ebenso wie die Lernqualität an allgemeinbildenden Schulen (3,32) und Berufsschulen (3,55). Beide Faktoren werden am Mittleren Niederrhein im Schnitt besser bewertet (3,26 beziehungsweise 3,22). In der Zusammenarbeit zwischen Betrieben und Schulen (3,21) sehen die Unternehmen in Rommerskirchen ebenfalls eine deutliche Verschlechterung seit 2020, jedoch wird der Faktor immer noch leicht besser bewertet als in der Region (3,27). Die Qualifikation der lokalen Arbeitskräfte sowie deren Verfügbarkeit werden mit der Note 3,71 beziehungsweise 4,07 schlechter bewertet als am Mittleren Niederrhein. Die Verfügbarkeit hat sich seit 2020 deutlich verschlechtert.

 

3. Fazit und Handlungsempfehlungen

Wettbewerbsfähige Grund- und Gewerbesteuerhebesätze

Die Gemeinde Rommerskirchen hat einen für die Region durchschnittlichen Gewerbesteuerhebesatz. Im NRW-Vergleich ist der Hebesatz eher niedrig. Aber: Im bundesweiten Vergleich hat NRW außerordentlich hohe Hebesätze. Ein hoher Hebesatz hindert steuerstarke Unternehmen daran, sich am Standort anzusiedeln. Deswegen sollte – wenn es die Lage zulässt – eine Senkung des Gewerbesteuerhebesatzes erwogen werden. Beim Grundsteuerhebesatz hat Rommerskirchen das Modell eines einheitlichen Hebesatzes gewählt. Das sollte beibehalten werden. Bei differenzierten Grundsteuerhebesätzen werden Nicht-Wohngebäude höher besteuert als Wohngebäude. Damit müsste die Wirtschaft – gemessen am Grundstückswert – höhere Grundsteuern zahlen.

RAL-Gütezeichen Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung: Zertifizierung erwerben und dauerhaft sichern 

Die Rommerskirchener Verwaltung erhält positive Rückmeldungen bezüglich ihrer Wirtschaftsfreundlichkeit. Wir empfehlen daher der Kommune, Mitglied der Gütegemeinschaft Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltungen e.V. zu werden und das Zertifikat der „Mittelstandsorientierten Kommunalverwaltung“ zu erwerben. Der Zertifizierungsprozess zeigt auf, an welchen Stellen möglicherweise noch Verbesserungsbedarf bei den wichtigsten Prozessen mit Unternehmern besteht. Das Zertifikat ist ein gutes Signal nach außen, das zeigt, dass die Kommune wirtschaftsfreundlich arbeitet.

Landesweit bedeutsamen Gewerbestandort Neurath nutzen

Damit sich Nordrhein-Westfalen im internationalen Standortwettbewerb auch zukünftig erfolgreich positionieren kann, ist unter anderem der Standort in Neurath für landesbedeutsame flächenintensive Großvorhaben mit besonderer Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes im Landesentwicklungsplan gesichert. Die Fläche stünde beispielsweise für neue flächenintensive Produktionsbetriebe zur Verfügung. Um schnell auf Standortanfragen reagieren zu können, sind die verkehrliche Erschließung und Flächenverfügbarkeit seitens des Landes herzustellen. Dabei sollten die beteiligten Kommunen Rommerskirchen und Grevenbroich einbezogen werden.

Starterfläche „Kraftpark Rommerskirchen“ weiterverfolgen

Im Jahr 2024 wurde der erste Entwurf eines Bebauungsplans vorgestellt. Er sieht eine industrielle Nutzung im „Kraftpark Rommerskirchen“ auf einer Fläche von 34 Hektar vor. Die IHK unterstützt diese Planung, die Bestandteil der großräumigen Transformation des Kraftwerkstandorts Neurath ist.

Flächendeckender Breitbandausbau und leistungsfähige Mobilfunknetze

Eine leistungsstarke digitale Infrastruktur, insbesondere ein flächendeckender Breitbandausbau, ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung der digitalen Transformation sowie für die Entwicklung KI-gestützter Geschäftsmodelle. Für Unternehmen ist sie Grundlage für eine reibungslose Abwicklung ihrer Geschäfte. Bedeutende Voraussetzung für Zukunftstechnologien ist das leistungsfähige Mobilfunknetz. Insbesondere das Mobilfunknetz wird von den Unternehmen als verbesserungswürdig eingestuft. Die Rückmeldungen aus Rommerskirchen zum Glasfaserausbau waren zuletzt positiv. Dennoch sollte dieses Thema weiterhin vorangetrieben werden. Gewerbe- und Industriestandorte sollten beim Ausbau mit Priorität behandelt werden.

ÖPNV muss leistungsfähiger werden

Ein leistungsfähiges ÖPNV-Angebot kann den Druck auf die Infrastruktur grundsätzlich entlasten, wenn es bezüglich Taktung, Sicherheit, Sauberkeit und auch bezogen auf die Anbindung zwischen Stadt und ländlichem Umland eine attraktive Alternative darstellt. In Rommerskirchen wird beispielsweise die Busanbindung an den Bahnhof als verbesserungswürdig eingestuft.

Strukturwandel in interkommunaler Zusammenarbeit begleiten

Auslöser des Strukturwandels im Rheinischen Revier ist der beschleunigte Ausstieg aus der Kohleverstromung. Der Strukturwandel ist eine Generationenaufgabe, bei der gemeinschaftliches Handeln notwendig ist. Wir unterstützen vor diesem Hintergrund interkommunale Zusammenarbeit zur positiven Gestaltung des Strukturwandels. Das Rheinische Revier bekommt umfangreiche Strukturmittel in Aussicht gestellt. Es müssen gemeinsam Projektideen entwickelt und qualifiziert werden, um an den Strukturmitteln bestmöglich zu partizipieren. Wir fordern und unterstützen sämtliche Aktivitäten zur Schaffung neuer Wertschöpfung und neuer Arbeitsplätze im Rheinischen Revier.

Ausbau der Windenergie vorantreiben

Die Gemeinde Rommerskirchen möchte mit der 52. Änderung des Flächennutzungsplans die Potenziale für Windenergie signifikant erhöhen. Durch die Untersagung der Änderung durch die Bezirksregierung droht der Ausbau verzögert zu werden. Es sollte versucht werden, die Flächen, zu denen Konsens besteht, bereits auszuweisen.

Sicherheit und Sauberkeit im Ortskern stärken

Insbesondere das subjektive Sicherheitsgefühl und die Sauberkeit der Straßen in der Innenstadt und in den Ortszentren sind von Bedeutung, um die Innenstadt und die Stadtteilzentren als Visitenkarte des Wirtschaftsstandorts zu stärken. Dazu bedarf es kurzer Reinigungsintervalle und eines gut ausgestatteten kommunalen Ordnungsdienstes.

Aktives Leerstandsmanagement erforderlich

In der Region steigt der Leerstand. Das Leerstandsmanagement sollte in Abstimmung mit den örtlichen Immobilienmaklern professionalisiert werden. Immobilieneigner sollten aktiv in den Prozess mit eingebunden werden, leerstehende Immobilien für eine zukünftige Nutzung attraktiv zu gestalten.

Investitionen in Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann zu mehr Beschäftigung und Unternehmertum führen. Es gilt, das Betreuungsangebot für Kinder nochmals auszuweiten (Kindertagesstätten), die Nachmittags- und Ferienbetreuung für Schulkinder auszubauen, beim Thema Pflege Freiraum für flexible, individuelle Lösungen zu schaffen sowie Informationen anzubieten, um die Familienpflegezeit stärker zu etablieren.