Konjunktur Aktuell

Regionale Wirtschaft in Herbsttristesse

Die Wirtschaft in der Region Düsseldorf / Mittlerer Niederrhein ist im Herbst 2024 in trister Stimmung. Ihre aktuelle Geschäftslage beurteilen die Unternehmen so schlecht wie mit Ausnahme der tiefsten Corona-Krise seit rund 15 Jahren nicht mehr. Der Saldo aus „Gut“- und aus „Schlecht“-Meldungen zur Geschäftslage in der Gesamtwirtschaft beträgt im Herbst 2024 minus 11 Punkte. Die Geschäftserwartungen sind immer noch nicht rosig, obwohl der Indikatorwert in den vergangenen beiden Jahren. deutlich gestiegen ist und jetzt nur noch knapp im Minus liegt. Eine baldige Trendwende lässt sich daraus noch nicht ablesen, allenfalls Hoffnung auf keine weitere Verschlechterung. Das sind die Kernergebnisse der aktuellen Herbstumfrage der Industrie- und Handelskammern Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein, an der sich von der zweiten September- bis zur zweiten Oktoberwoche knapp 800 Betriebe mit zusammen rund 62.000 Beschäftigten beteiligt haben.

Die regionale Wirtschaft ist fortwährend stärker unter Druck geraten, sei es durch die immer noch deutlich höheren Energiepreise gegenüber der Zeit vor dem russischen Überfall auf die Ukraine, die gleichzeitig gestiegenen Klimaabgaben, die nur schleppende Erholung der Weltwirtschaft, eine unklare deutsche Wirtschaftspolitik, eher steigende denn sinkende Bürokratie- und Dokumentationsbelastungen vor allem in den Bereichen Nachhaltigkeit und Klimaschutz, den Einbruch der Baunachfrage, den Sanierungsstau der Verkehrsinfrastruktur oder die andauernde Konsumzurückhaltung der privaten Verbraucher.

 

Geschäftsrisiken: keine Nachfrageimpulse erwartet - Arbeitskosten belasten

Besondere Risiken für ihre Geschäftsentwicklung im kommenden Jahr sieht die regionale Wirtschaft sowohl in konjunktureller (Nachfrage) als auch struktureller Hinsicht, mit insgesamt leicht steigender Tendenz.
Risiko Nummer eins ist die Inlandsnachfrage. 59,9 Prozent der Unternehmen sehen in der Inlandsnachfrage ein wesentliches Geschäftsrisiko für die kommenden Monate. Höher war dieser Wert zuletzt im Juni 2020, kurz nach dem Ende des ersten Corona-Lockdowns. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden von 47,7 Prozent der Unternehmen als Geschäftsrisiko angesehen.  
Und die Energiepreise sind zwar gesunken, aber immer noch für insgesamt jedes dritte Unternehmen ein besonderes Geschäftsrisiko. In den energieintensiven Industriezweigen gilt dies für mehr als jeden zweiten Betrieb.
Immer noch jedes zweite Unternehmen sieht besondere Risiken bei der Fachkräfteversorgung. Hinzu kommt, dass die Arbeitskosten – durch hohe Tarifsteigerungen und drohende Anhebungen der Beitragsätze zu den Sozialversicherungen – immer stärker belasten. 
 

Weiter keine Erhöhung der Investitionsbudgets in Sicht

Das Investitionsklima wird weiterhin durch die große Unsicherheit geprägt. Die unklare Wirtschafts- und Geopolitik, immer weiter eingetrübte Absatzerwartungen und die schwache Außenwirtschaft belasten schwer. Die Investitionspläne bleiben deshalb für die hiesigen Standorte rückläufig, wenn auch etwas weniger ausgeprägt als zuletzt. Allerdings reagieren die Vorleistungsgüterproduzenten auf ihre besonders angespannte Lage mit zusätzlichen Kürzungen. Hier ist der Anteil restriktiv planender Betriebe um 13 Punkte auf jetzt 42 Prozent gestiegen und der mit expansiven Budgets um gut 3 Punkte auf 17 Prozent gesunken. Überall steht der Ersatzbedarf an der Spitze der Investitionsmotive (62 Prozent). Aber auch Kapazitätserweiterungen werden trotz der ungünstigen Vorzeichen ab und an angeführt (jeder fünfte Betrieb). Nur leicht steigt der Anteil im Ausland investierender Betriebe, etwa in der Industrie um 6 Punkte auf jetzt 42 Prozent. Eine Flucht ins Ausland ist das nicht, zumal unter diesen per Saldo mit 19 Punkten diejenigen mit Budgetkürzungen überwiegen.


Blick in die Branchen: Lageverschlechterung in allen Wirtschaftsbereichen

In allen Wirtschaftsbereichen hat sich die allmähliche Lageverschlechterung fortgesetzt. Dabei melden in der Region lediglich die Dienstleister und die Bauwirtschaft jeweils in Summe noch eine geringfügig positive Einschätzung. Die Dienstleister sind auch die einzige Branche, die keinen weiteren Rückgang befürchtet. Sonst herrschen pessimistische Erwartungen vor, wobei immerhin in der Industrie bei insgesamt fast ausgeglichenen Erwartungen bereits die Talsohle erreicht sein könnte. Allerdings bestehen deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Sparten. Die bereits erheblich kriselnden Hersteller von Vorleistungsgütern (Lagesaldo fast minus 30 Prozent) befürchten einen weiteren Rückgang (Erwartungssaldo minus 8 Punkte). Zu dieser Industriesparte zählen etwa die vielfältigen industriellen Zulieferer, die Metallerzeuger und -verarbeiter, die Papier- und Pappeindustrie wie auch Teile der Chemischen Industrie, die besonders unter den hohen Energiepreisen und der Nachfrageschwäche ihrer industriellen Kunden leiden. Die Hersteller von Investitionsgütern, zu denen etwa der Maschinenbau zählt, beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage mittlerweile leicht negativ und gehen für das kommende Jahr nur von einer leichten Verbesserung aus.