Dormagen

Eine niedrige Arbeitslosigkeit, aber eine unterdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklung, eine hohe Kaufkraft, aber eine geringe Zentralitätskennziffer, und Unternehmen, die insgesamt mit dem Wirtschaftsstandort Dormagen zufrieden sind, aber gleichzeitig auch ein größeres Potenzial sehen: Das sind wesentliche Erkenntnisse einer Analyse des Wirtschaftsstandorts Dormagen, die die IHK Mittlerer Niederrhein vorgestellt hat. Herzstück der Analyse ist eine breit angelegte Unternehmensumfrage.
Dormagen ist ein Industriestandort
Dass Dormagen ein Industriestandort ist, verdeutlichen die Daten aus der amtlichen Statistik. 28 Prozent der Beschäftigten arbeiten im verarbeitenden Gewerbe. In NRW (20 Prozent) und im Rhein-Kreis Neuss (19 Prozent) liegt der entsprechende Wert teils deutlich darunter. Jeder vierte abhängig Beschäftigte in Dormagen geht einer Tätigkeit in einem Chemieunternehmen nach – ein Wert 16-mal so hoch wie im NRW-Landesvergleich. Auch die distributiven Dienste (Handel, Verkehr und Gastgewerbe) sind in Dormagen mit 26 Prozent im Vergleich zum Land (23 Prozent) überdurchschnittlich stark vertreten. Die Dienstleistungsbranchen, die nicht den distributiven Diensten zuzurechnen sind, liegen mit einem Beschäftigtenanteil von 33 Prozent in Dormagen dagegen deutlich unter dem NRW-Schnitt von 50 Prozent.
Der Standort zeigt eine kritische Beschäftigungsentwicklung
Ein weiterer wichtiger Baustein der IHK-Analyse ist ein interkommunaler Standortvergleich. Vergleicht man Dormagen mit NRW-Kommunen ähnlicher Größe, dann wird deutlich, dass der Standort insgesamt gesund ist, der eine oder andere Indikator jedoch auch kritische Entwicklungen zeigt, etwa die Beschäftigung, die Gewerbesteuereinnahmekraft und die Einzelhandelszentralität.
Durchschnittsnote 2,48 (auf einer Schulnotenskala)
Die Resultate aus der Umfrage bei den Dormagener Unternehmen wurden mit den Ergebnissen einer Umfrage aus dem Jahr 2012 und den Werten anderer IHK-Umfragen verglichen. Die Dormagener Unternehmen geben dem Standort auf einer Schulnotenskala die Durchschnittsnote 2,48. Damit erhält die Stadt eine ähnliche Bewertung wie die in den vergangenen Jahren analysierten Standorte im Durchschnitt (2,49).
Standortstärke: Verkehrsanbindung und innerstädtisches Straßennetz
Eine wesentliche Stärke Dormagens ist die gute Verkehrsanbindung und die Nähe zu den Flughäfen Düsseldorf und Köln. Auch der Zustand des innerstädtischen Straßennetzes wird eher positiv bewertet. Die unmittelbare Lage an der Autobahnen 57 ist ein echter Standortvorteil. Diese Stärke muss man ausbauen. Deswegen setzt sich die IHK dafür ein, dass die Anschlussstelle Delrath realisiert wird. Für 58 Prozent der Unternehmen wäre dies eine wichtige oder sehr wichtige Maßnahme.
Gute behördliche Reaktionszeiten
Weiteres Ergebnis der Befragung: Das Kostenbewusstsein der Verwaltung, behördliche Reaktionszeiten und die reibungslose Kooperation öffentlicher Ämter werden in Dormagen besser beurteilt als in anderen Kommunen, die die IHK untersucht hat.
Wichtigster Standortfaktor: Informations- und Kommunikationsinfrastruktur
Wichtigster Standortfaktor für die Dormagener Unternehmen ist die Informations- und Kommunikationsinfrastruktur. Trotz intensiver Bemühungen der Wirtschaftsförderung wird er nur mit der Schulnote 3,49 bewertet. In diesem Bereich sind weitere Anstrengungen erforderlich.
Handlungsbedarf beim Gewerbesteuerhebesatz
Auch beim Gewerbesteuerhebesatz sehen die Befragten Handlungsbedarf. Die Unzufriedenheit damit ist deutlich größer als bei der vorherigen Standortanalyse aus dem Jahr 2012. NRW hat die höchsten Gewerbesteuerhebesätze aller Flächenländer. Dormagen liegt zwar im NRW-Vergleich auf einem wettbewerbsfähigen Niveau, aber vergleichbare Standorte außerhalb NRWs – auch innerhalb von Metropolregionen – haben im Durchschnitt niedrigere Gewerbesteuerhebesätze.