Studie: Die Bedeutung des Wertschöpfungsfaktors Energie
Im Zuge der Energiewende wird Energieverbrauch meist ausschließlich kritisch bewertet, da die negativen Aspekte wie Ressourcenverbrauch und Emissionen im Vordergrund stehen. Die grundlegende Funktion der Energieversorgung für industrielle Wertschöpfungsketten und die komplexen Abhängigkeiten der Wirtschaftssektoren werden in der Öffentlichkeit regelmäßig übersehen. Energie wird nicht zum Selbstzweck verbraucht, sondern sie dient dazu, Mehrwerte zu schaffen. Durch ihren Einsatz werden Güter produziert, Arbeitsplätze geschaffen und somit Wohlstand erzeugt. Hierzu ist eine leistungsfähige und verlässliche Energieversorgung wesentliche Grundlage für alle Bereiche der Wirtschaft.
Bedeutender Anteil energieintensiver Industrien in unserer Region
Die nun veröffentlichte Studie „Die Bedeutung des Wertschöpfungsfaktors Energie in den Regionen Aachen, Köln und Mittlerer Niederrhein“ wurde von der IHK Aachen, der IHK Köln und der IHK Mittlerer Niederrhein bei „frontier economics“ und „Economic Trend Research“ in Auftrag gegeben. Sie zeigt eindrucksvoll, dass unsere Region, historisch begünstigt durch die Nähe zum Rheinischen Braunkohlerevier, überdurchschnittlich stark von energieintensiven Industrien geprägt ist. Der Anteil dieser Industrien an der Wertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes liegt in den drei IHK-Bezirken bei 29 Prozent. Zum Vergleich: In NRW liegt dieser Anteil bei 21 Prozent und in ganz Deutschland bei 15 Prozent. Alleine am Mittleren Niederrhein sind 35.137 Beschäftige in energieintensiven Branchen tätig, was einem Anteil von 8,6 Prozent entspricht.
Andere Branchen profitieren unmittelbar von energieintensiven Unternehmen in den IHK-Bezirken
Von diesen Effekten profitieren nicht nur die energieintensiven Unternehmen vor Ort. Durch branchen- und länderübergreifende Fertigungen, Absatz- und Zulieferketten ist die Wirtschaft heute so eng verflochten wie noch nie. Die Auswirkungen erstrecken sich deshalb entlang der regional- und gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten auf weitere Unternehmen und Beschäftigte in unserer Region sowie in Nordrhein-Westfalen und im übrigen Bundesgebiet. Diese Effekte werden in der folgenden Tabelle dargestellt.
Ein Umsatz von 32,4 Mrd. Euro der energieintensiven Industrien in den drei IHK-Bezirken führt demnach vor Ort zu einem Umsatz von insgesamt 39,8 Mrd Euro (+ 20 %), deutschlandweit sogar zu einem Umsatz von insgesamt 81 Mrd. Euro (+ 150 %). Bei der Wertschöpfung und der Beschäftigung sind die Effekte noch einmal größer. So führen die 93.300 Beschäftigten der energieintensiven Branchen in der Region zu einer bundesweiten Beschäftigung von 324.500 Menschen (+ 250 %). Die bundesweiten Auswirkungen der energieintensiven Industrien aus den drei IHK-Bezirken sind deutlich größer als im Durchschnitt des verarbeitenden Gewerbes. Bundesweit ergeben sich hier Multiplikatoren von 2,3 (Umsatz), 2,6 (Wertschöpfung) und 2,8 (Beschäftigung).
Fallbeispiele untermauern die Zahlen
Zur Veranschaulichung der beschriebenen, sehr eng verzahnten Wertschöpfungsketten werden in der Studie „Die Bedeutung des Wertschöpfungsfaktors Energie in den Regionen Aachen, Köln und Mittlerer Niederrhein“ Fallbeispiele vorgestellt. Wertschöpfungsketten können in unterschiedlichen Formen auftreten: innerhalb eines Unternehmens, in einem Unternehmensverbund, im Rahmen eines Industrie- oder Chemparks oder über Unternehmensgrenzen hinweg. Die folgenden Fallbeispiele werden in der Studie erläutert:
- Fallbeispiel Chemieindustrie – Chemieindustrie im Rheinland als Beispiel für energieintensive Industrie mit starker regionaler Vernetzung an Verbundstandorten
- Fallbeispiel Nahrungsmittelindustrie – Zuckerfabrik als energieintensiver Ausgangspunkt der Süßwaren-Wertschöpfungskette
- Fallbeispiel Aluminiumindustrie – energieintensive Aluminiumindustrie mit einzigartigem regionalen Verbund am Niederrhein
- Fallbeispiel Stahlindustrie – hochtechnologische Metallverarbeitung mit Edelstahlgießerei als energieintensivem Kern
Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass die beschriebenen Zusammenhänge bei sämtlichen energiepolitischen Entscheidungen mitberücksichtigt werden sollten. Es gilt stets ein besonderes Augenmerk auf die direkten Auswirkungen auf die Unternehmen, aber insbesondere auch auf die in der Studie aufgezeigten weitreichenden indirekten Effekte zu legen.