Klimaneutrale Gewerbegebiete

Klimaneutrale Gewerbegebiete
© patboon / Adobe Stock

Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 der erste klimaneutrale Kontinent der Welt zu sein. Deutschland möchte dieses Ziel bereits bis zum Jahr 2045 erreichen. Die Wirtschaft unterstützt das Ziel der Klimaneutralität. Allerdings müssen auf dem Weg dorthin die sichere Versorgung mit Energie sowie international wettbewerbsfähige Energiekosten gewährleistet sein. Für ein Industrieland wie Deutschland ist die Transformation eine große Herausforderung, bei der viele Zahnräder ineinandergreifen müssen. Die Wirtschaft hat sich bereits auf den Weg gemacht und setzt seit Jahren Maßnahmen zur Energieeffizienz und zum Klimaschutz um. Jedoch stoßen die Unternehmen irgendwann an Grenzen, da entscheidende Faktoren für die Klimaneutralität außerhalb des eigenen Verantwortungsbereichs liegen.

Projekt Klimaneutrale Gewerbegebiete

Viele dieser Unternehmen, insbesondere kleine und mittlerer Betriebe, die in der Regel keine Beauftragten für Energie oder Klimaschutz haben, sind in Gewerbegebieten ansässig. Allein in unserem IHK-Bezirk gibt es 200 Gewerbegebiete. Vor dem Hintergrund einer effizienten, synergiehebenden und abgestimmten Zielerreichung haben wir untersucht, wie sich für bestehende Gewerbegebiete in Gänze ein Transformationspfad zur Klimaneutralität aufstellen lässt und somit Unternehmen unterstützt werden können. Das Augenmerk des Projekts lag auf technischen Lösungen, aber auch auf der organisatorischen Herangehensweise sowie der Wirtschaftlichkeit. Im Fokus stand dabei die Energieversorgung (Strom und Wärme).

Das Projekt bestand dabei aus zwei Säulen:

  1. Durchführung einer Machbarkeitsstudie für ein bestehendes Gewerbegebiet und Erarbeitung eines Transformationspfades, wie es energetisch klimaneutral aufgestellt werden kann.
  2. Parallele Erarbeitung eines allgemeingültigen Handlungsleitfadens, der auch auf andere Gebiete anwendbar ist und in dem die Erfahrungen aus der Machbarkeitsstudie eingeflossen sind.

Machbarkeitsstudie Kempen

Die Machbarkeitsstudie wurde von dem Beratungs- und Planungsunternehmen agiplan public für das Gewerbegebiet „Industriering Ost / Am Selder“ in Kempen in einem Zeitraum von sechs Monaten angefertigt. In der Studie wurden der Energieverbrauch des Gebietes analysiert sowie Maßnahmen erarbeitet, wie die fossilen Energieträger durch erneuerbare Energien substituiert werden können.

In die Erarbeitung wurden die Stadt, die Stadtwerke Kempen sowie die im Gebiet ansässigen Unternehmen aktiv mit eingebunden. Es gab regelmäßige Absprachen, Unterstützung bei der Datenbeschaffung, eine Auftakt- und Informationsveranstaltung, eine Unternehmensbefragung sowie eine Ergebnispräsentation. Die Ergebnisse der Analyse sind in einen gut 80-seitigen Bericht eingeflossen, der den Projektpartnern nun als Grundlage für das weitere Vorgehen dient. Diese auf die Wirtschaft ausgerichtete Analyse ergänzt dabei ideal das vorhandene Klimaschutzkonzept der Stadt Kempen.

Um jedoch aus der Theorie in die Praxis zu kommen, braucht es laut den Autoren der Studie einen „Kümmerer“, der das Thema aktiv vorantreibt. Im Bericht wurde vor diesem Hintergrund ein „Gebietsmanagement“ vorgeschlagen. In Kempen soll diese Aufgabe nun ein Lenkungskreis, bestehend aus Stakeholdern aus der Verwaltung, der Wirtschaft, der Energieversorgung sowie der Infrastruktur, übernehmen. Auf der Abschlussveranstaltung haben die Stadt, die Stadtwerke, der Unternehmerkreis Kempen und wir eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Der Lenkungskreis wird sich in Zukunft zweimal jährlich treffen und Impulse geben, um Klimaschutzmaßnahmen gezielt auf den Weg zu bringen. Er fungiert dabei zusätzlich als Multiplikator zu den jeweiligen Interessensgruppen, der Verwaltung und den Unternehmen vor Ort.

Bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung (v.l.): Jürgen Steinmetz (Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein), Peter Nieskens (Vorsitzender des Unternehmerkreises Kempen), Christoph Dellmans (Bürgermeister der Stadt Kempen), Janika Woltering-van Haag (Vizepräsidentin der IHK Mittlerer Niederrhein und Geschäftsführerin von Hefe van Haag) sowie Tobias Birkmann (kaufmännischer Leiter der Stadtwerke Kempen).
© IHK Mittlerer Niederrhein

Allgemeingültiger Leitfaden

Das in Kempen gewählte Vorgehen sowie die gemachten Erfahrungen wurden gesammelt und analysiert und sind in einen allgemeingültigen Leitfaden eingeflossen, der auch auf andere Gewerbegebiete angewendet werden kann. Das Projekt in Kempen kann daher als Blaupause für die weiteren rund 200 Gebiete des IHK-Bezirks dienen.

Die wichtigsten methodischen Schritte des Leitfadens sind:

  1. Auswahl und Eingrenzung des Betrachtungsgebiets
  2. Einbindung zentraler Akteure
  3. Status-Quo-Analyse
  4. Potenzialanalyse und Maßnahmenentwicklung

In dem rund 30-seitigen Leitfaden werden die einzelnen Schritte stets mit Bezug zum Projekt in Kempen ausführlich erläutert und bieten somit eine Grundlage für eigene Aktivitäten.

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