Grefrath 2024
In dieser Studie werden die Merkmale der Sport- und Freizeitgemeinde Grefrath als Wirtschaftsstandort ausführlich untersucht. Dabei werden zunächst sowohl die Branchenstrukturen als auch ihre Entwicklungen analysiert. Zudem werden verschiedene wirtschaftliche Kennzahlen herangezogen, um Grefrath mit ähnlich großen und ähnlich strukturierten Kommunen am Mittleren Niederrhein und in Nordrhein-Westfalen zu vergleichen. Dies ermöglicht es, die Position von Grefrath als Wirtschaftsstandort im Wettbewerb anhand verschiedener Indikatoren zu bewerten. Die Ergebnisse der Standortbefragung von Unternehmen in Grefrath bilden den Kern der Analyse. Etwa 80 Unternehmen mit knapp 900 Mitarbeitenden haben verschiedene Standortfaktoren hinsichtlich ihrer Bedeutung und Qualität bewertet.
Das Ziel der Analyse ist es, Möglichkeiten zur Verbesserung des Wirtschaftsstandorts Grefrath zu identifizieren und dabei zu helfen, diesen im Standortwettbewerb zu stärken und zukunftsfähig zu machen. Die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein leitet wirtschaftspolitische Handlungsempfehlungen aus den Ergebnissen ab, die den Abschluss dieser Analyse bilden.
1. Wirtschaft in Grefrath
1.1 Branchenstrukturen und Beschäftigungsentwicklung
In Grefrath arbeiteten zum 30.06.2023 insgesamt rund 3.400 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Seit 1999 ist die Beschäftigung damit jedoch deutlich zurückgegangen. Sie sank um 37 Prozent. Ursächlich dafür sind der Weggang, die Verkleinerung oder die Insolvenz verschiedener größerer Unternehmen zwischen 2004 und 2010. Im Land NRW oder im Kreis Viersen hingegen gab es seit 1999 ein Wachstum von 25,8 beziehungsweise 19,3 Prozent. Die Talsohle ist allerdings erreicht: Seit dem Jahr 2016 konnte auch Grefrath wieder ein Wachstum verzeichnen, das etwa auf Niveau des Bundeslandes liegt.
Wenn man die Verteilung der Beschäftigten in Grefrath auf die verschiedenen Wirtschaftszweige betrachtet, fällt zunächst auf, dass 1,5 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Grefrath in der Land- und Forstwirtschaft tätig sind. Dieser Anteil ist höher als in Nordrhein-Westfalen und etwas kleiner als im Kreis Viersen. Das Produzierende Gewerbe ist mit 27,9 Prozent in Grefrath anteilig etwas stärker vertreten als im Land und ähnlich wie im Kreis (25,2 beziehungsweise 27,3 Prozent). Die Beschäftigtenzahl in diesem Bereich in Grefrath ist in den letzten zehn Jahren deutlich gesunken. Vor allem in den Jahren zwischen 2014 und 2016 gab es deutliche Rückgänge. Seitdem ist die Zahl der Beschäftigten in diesem Bereich vergleichsweise stabil geblieben. Im Land und im Kreis hingegen gab es in den letzten zehn Jahren ein zumindest geringfügiges Wachstum in diesem Sektor.
Der Beschäftigungsanteil in den distributiven Diensten, wie Handel, Gastgewerbe und Logistik, ist in Grefrath mit 22,2 Prozent geringer als im Kreis und ähnlich wie im Land Nordrhein-Westfalen. Die anderen Branchen im Dienstleistungssektor sind hingegen weniger stark vertreten als im Land, etwas stärker jedoch als im Kreis Viersen. Die Beschäftigung im Dienstleistungssektor ist dabei in den letzten Jahren in Grefrath mit 17,0 Prozent spürbar gewachsen. Das ist zwar schwächer als im Land und im Kreis. In den letzten Jahren ist das Wachstum der Dienstleistungsbranche allerdings auf ähnlichem Niveau.
1.2 Detailstrukturen
Die Analyse der Detailstrukturen wird durch die Datenverfügbarkeit erschwert. Für einige Branchen liegen aus Geheimhaltungsgründen keine konkreten Beschäftigtendaten vor. Dennoch lassen sich anhand der Daten einige Merkmale des Standorts Grefrath herausarbeiten.
Landwirtschaft in Grefrath überdurchschnittlich vertreten
Der Bereich Land- und Forstwirtschaft ist in Grefrath überdurchschnittlich stark vertreten. Dies zeigt sich am Vergleich der Beschäftigtenanteile in diesem Bereich mit den Werten für Nordrhein-Westfalen, dem sogenannten Lokalisationsquotienten. Der Lokalisationsquotient setzt den Beschäftigtenanteil einer Branche in Grefrath ins Verhältnis zum Beschäftigungsanteil dieser Branche in Nordrhein-Westfalen. Ein Wert unter 1 bedeutet einen Anteil unter dem Landesdurchschnitt, während ein Wert über 1 einen höheren Anteil als im Land anzeigt. In Grefrath beträgt der Lokalisationsquotient für die Land- und Forstwirtschaft 3,2, was einen deutlich höheren Beschäftigtenanteil als im Land anzeigt. Der Anteil an der Gesamtbeschäftigung in der Land- und Forstwirtschaft in Grefrath liegt bei 1,5 Prozent und ist in den letzten zehn Jahren um rund 11 Prozent gewachsen, wenngleich der Anteil und die wirtschaftliche Bedeutung für Grefrath damit insgesamt vergleichsweise gering bleiben.
20 Prozent der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe
Im Verarbeitenden Gewerbe sind in Grefrath 20,4 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten tätig. Zum 30.06.2023 waren das 684 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Dies entspricht in etwa dem Anteil im Land Nordrhein-Westfalen, wie der Lokalisationsquotient von 1,1 zeigt. Die Beschäftigung in diesem Bereich in Grefrath ist seit 2013 um 43,8 Prozent zurückgegangen. Auch im Kreis Viersen und im Land insgesamt gab es Rückgänge in der Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe (-5,4 beziehungsweise -0,3 Prozent).
Aufgrund der insgesamt geringen Zahl an Beschäftigten unterliegen die Beschäftigtenzahlen der meisten Teilbereiche des Verarbeitenden Gewerbes aus Datenschutzgründen der Geheimhaltung, da möglicherweise nur ein Unternehmen die Beschäftigten eines gesamten Teilbereiches stellt. Einzig für die Bereiche Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln und der Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen liegen Daten vor. Beide Bereiche sind jedoch insgesamt von geringer Bedeutung mit 0,6 beziehungsweise 0,5 Prozent Anteil an der Gesamtbeschäftigung. Auch im Vergleich zu den Beschäftigungsanteilen in NRW sind der Bereich Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen (Lokalisationsquotient: 0,9) leicht und der Bereich Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln (Lokalisationsquotient: 0,3) stark unterdurchschnittlich vertreten.
Baugewerbe mit überdurchschnittlicher Bedeutung
Betrachtet man das Baugewerbe, in dem 6,0 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Grefrath arbeiten, sieht man, dass es eine geringfügig überdurchschnittliche Bedeutung verglichen zum Land NRW hat. Der Lokalisationsquotient liegt bei 1,1. Dabei konnte die Branche in Grefrath in den letzten zehn Jahren mit knapp 70 Prozent stärker wachsen als die Branche in NRW (23,7 Prozent) oder im Kreis Viersen (35,8 Prozent). Auch in diesem Wirtschaftszweig unterliegen die meisten Teilbereiche dem Datenschutz. Einzig für den Hochbau, in dem mit 21 Mitarbeitern nur 10 Prozent der Beschäftigten des Baugewerbes in Grefrath tätig sind, ist die Beschäftigtenzahl bekannt.
23 Prozent der Beschäftigten arbeiten im Handel
Im Handel insgesamt arbeiten rund 470 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Grefrath. Das sind 14 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Der Lokalisationsquotient liegt bei 1,0. Die Branche ist dabei mit 23,2 Prozent stärker gewachsen als der Handel in NRW und im Kreis Viersen. Im Land legte sie um 11,9 Prozent zu, im Kreis um 16,7 Prozent.
Der Handel lässt sich in drei Teilbereiche untergliedern. Während die Beschäftigung im Bereich des Handels mit Kraftfahrzeugen in Grefrath im Vergleich zum Land NRW leicht überdurchschnittlich hoch ist (Lokalisationsquotient: 1,4), ist der Großhandel schwächer vertreten (Lokalisationsquotient: 0,5). Auch der Einzelhandel spielt für Grefrath eine überdurchschnittlich starke Bedeutung. 2023 arbeiteten hier rund 300 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, also 9,0 Prozent aller Beschäftigten am Arbeitsort Grefrath. Die Branche ist damit stärker vertreten als im Land (Lokalisationsquotient: 1,3) und überdurchschnittlich stark gewachsen (58,3 Prozent). Die Beschäftigung im Großhandel ist in den letzten zehn Jahren dagegen gesunken (-26,4 Prozent). Im Land und Kreis hingegen gab es hier ein Wachstum.
Logistikbereich mit leicht überdurchschnittlicher Bedeutung
In der Logistikbranche arbeiten 6,3 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Grefrath. Der Lokalisationsquotient liegt damit bei 1,1. Die Branche ist in Grefrath in den letzten zehn Jahren um rund 25 Prozent gewachsen. Dies ist jedoch schwächer als im Land und im Kreis (31,7 Prozent und 37,9 Prozent).
Das Gastgewerbe ist in Grefrath im Vergleich zum Land unterdurchschnittlich stark vertreten. Hier arbeiten insgesamt nur 1,8 Prozent aller Beschäftigten. Dies sind außerdem rund 10 Prozent weniger als noch vor zehn Jahren. Zum Vergleich: Im Land und Kreis ist diese Branche in den letzten zehn Jahren gewachsen (23,2 beziehungsweise 10,4 Prozent).
Finanz- und Versicherungsdienstleistungen weniger wichtig als im Land
Die Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, das Grundstücks- und Wohnungswesen und die Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen sind nur wenig bedeutsam in Grefrath (Beschäftigtenanteile unter fünf Prozent) und im Vergleich zum Beschäftigungsanteil der Branchen im Land deutlich weniger wichtig (Lokalisationsquotient jeweils 0,4). Letztere ist dabei mit 20 Prozent in den letzten zehn Jahren schwächer gewachsen als die Branchen in NRW und dem Kreis. Für die anderen beiden Bereiche liegen aus Geheimhaltungsgründen keine Wachstumsdaten vor. Der Bereich der Rechts- und Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung ist durchschnittlich vertreten und mit 48,6 Prozent in den letzten zehn Jahren deutlich stärker gewachsen als im Land oder Kreis (24,3 beziehungsweise 25,1 Prozent).
Die Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, die zum Beispiel die Vermietung und Vermittlungsbereiche, Gebäudebetreuung oder Reisebüros umfasst, ist in Grefrath gemessen am Beschäftigungsanteil im Land leicht überdurchschnittlich (Lokalisationsquotient: 1,1). Rund 270 Beschäftigte arbeiteten hier im Jahr 2023. Das sind acht Prozent der Gesamtbeschäftigten, 64 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Im Land war das Wachstum zeitgleich deutlich geringer (21,6 Prozent), im Kreis hingegen noch stärker (97,7 Prozent).
Überdurchschnittliche Bedeutung des Gesundheitswesens
Im Gesundheits- und Sozialwesen arbeiten 22 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Grefrath. Das sind insgesamt knapp 740 Beschäftigte. Der Anteil ist damit etwas größer als im Land (Lokalisationsquotient: 1,3), wobei das Wachstum der Branche in Grefrath in den letzten zehn Jahren mit 7,4 Prozent schwächer war als im Land und im Kreis (31,0 beziehungsweise 24,0 Prozent).
Der Wirtschaftszweig Erziehung und Unterricht hat in Grefrath nur eine unterdurchschnittliche Bedeutung verglichen zum Land NRW (Lokalisationsquotient: 0,8). Knapp über 100 Beschäftigte arbeiten dort, was einem Anteil von 3,2 Prozent an der Gesamtbeschäftigung entspricht. Seit 2013 ist der Bereich um 5,9 Prozent gewachsen, was deutlich schwächer ist als im Land oder Kreis (31,4 und 41,4 Prozent). Für die Beschäftigung in der öffentlichen Verwaltung liegen aus Geheimhaltungsgründen keine genaueren Daten in der amtlichen Statistik vor. Die Bereiche Kunst und Unterhaltung sowie die Erbringung sonstiger Dienstleistungen sind in der Sport- und Freizeitgemeinde Grefrath verglichen zum Land leicht überdurchschnittlich (Lokalisationsquotienten: 1,3 beziehungsweise 1,7) vertreten, aber mit insgesamt geringer Bedeutung (Beschäftigtenanteile jeweils unter fünf Prozent).
1.3 Volkswirtschaftliche Kennzahlen im Vergleich
Die einzelnen Wirtschaftsstandorte stehen in einem stetigen Wettbewerb um Investoren, Unternehmen und damit auch um Arbeitsplätze. Anhand von regionalwirtschaftlich relevanten Indikatoren wird im folgenden Kapitel überprüft, welche Position die Sport- und Freizeitgemeinde Grefrath im Vergleich mit anderen Standorten einnimmt. Dabei wird Grefrath zunächst mit Gemeinden des IHK-Bezirks Mittlerer Niederrhein verglichen, die eine ähnliche Größe aufweisen. Dies sind Brüggen, Niederkrüchten, Schwalmtal und Rommerskirchen. Zusätzlich werden die Durchschnittswerte des Kreises Viersen für die Einordnung der Werte herangezogen.
Arbeitslosenquote im Zehn-Jahres-Vergleich
Die schwache Beschäftigungsentwicklung hat nicht für eine Zunahme der Arbeitslosigkeit gesorgt. 2023 gab es in Grefrath rund 340 gemeldete Arbeitslose. Diese Zahl war damit rund 22 Prozent geringer als noch zehn Jahre zuvor. Dieser Rückgang ist damit größer als im Kreis Viersen und der Rückgang im nordrhein-westfälischen Durchschnitt. Nur in Brüggen war der Rückgang ähnlich hoch. In Niederkrüchten und Rommerskirchen ist die Zahl der Arbeitslosen sogar gestiegen, in Schwalmtal war der Rückgang geringer.
Kaufkraft und Zentralität
Mit einem Wert von 100,5 liegt die einzelhandelsrelevante Kaufkraft in Grefrath im bundesdeutschen Durchschnitt (100). Im Kreis Viersen ist die einzelhandelsrelevante Kaufkraft nur geringfügig größer. Auch in den vergleichbaren Kommunen am Mittleren Niederrhein ist sie insgesamt nur unwesentlich größer.
Die Zentralitätskennziffer gibt an, wie viel der Kaufkraft im Ort selbst verbleibt, also vor Ort auch ausgegeben wird. Ein Wert größer als 100 zeigt dabei an, dass Kaufkraft aus anderen Kommunen in die jeweilige Kommune zufließt, ein Wert von unter 100 deutet auf einen Kaufkraftabfluss hin. Der Wert von 79,1 in Grefrath zeigt also an, dass ein wesentlicher Teil der Kaufkraft in umliegende Kommunen abfließt. Grefrath schneidet damit weitgehend ähnlich ab wie die anderen vergleichbaren Kommunen. Dies ist insbesondere mit Blick auf die Größe der Gemeinde, den negativen Pendlersaldo und die Einzelhandelskonkurrenz in den nahen Oberzentren sowie in der Nachbarstadt Kempen nicht ungewöhnlich oder besorgniserregend.
Da im Hinblick auf eine Beurteilung der Steuereinnahmen und Verschuldung weitere strukturelle Faktoren wichtig sind, um Grefrath mit anderen Kommunen zu vergleichen, werden bei diesem Vergleich zusätzlich noch entsprechende Vergleichskommunen hinzugezogen, die durch eine Analyse des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung als Vergleichskommunen identifiziert worden sind. Diese ähneln Grefrath zum Beispiel in Bezug auf ihre Größe und die Aufgabengebiete, die die Kommune erfüllen muss.
Steuereinnahmekraft und Realsteueraufbringungskraft
Die Steuereinnahmekraft in Grefrath lag im Jahr 2022 bei 1.093 Euro je Einwohner. Sie ist damit geringer als im Kreis Viersen und im Land NRW, und liegt auch leicht unter dem Schnitt vergleichbarer Kommunen aus Nordrhein-Westfalen. Auch verglichen zu den Kommunen der Region Mittlerer Niederrhein schneidet Grefrath damit geringfügig schlechter ab.
Die Steuereinnahmekraft je Einwohner hat sich in Grefrath seit 2017 um rund 18 Prozent gesteigert. Sowohl im Land als auch im Kreis war die Entwicklung etwas besser. Auch in den Vergleichskommunen im Land und am Mittleren Niederrhein war die Entwicklung etwas besser. Die Realsteueraufbringungskraft der Gewerbesteuer hat sich in Grefrath in der gleichen Zeit um rund 14 Prozent gesteigert. Im Land und den Vergleichskommunen konnten insgesamt deutlich größere Steigerungen verzeichnet werden.
Verschuldung
Die öffentliche Verschuldung in Grefrath liegt deutlich unter dem NRW-Schnitt. Zum Stichtag 31.12.2022 lag die Bruttoverschuldung bei 1.798 Euro je Einwohner. Im Kreis Viersen ist der Durchschnittswert ähnlich hoch, in den Vergleichskommunen am Mittleren Niederrhein werden etwas geringere Werte erzielt. Ein Blick in die vergleichbaren Kommunen aus NRW zeigt jedoch, dass Grefrath hier klar unter dem Durchschnitt liegt und den geringsten Wert aller Vergleichskommunen aufweist. Mit Blick auf die Kassenkredite je Einwohner im Kernhaushalt erzielt Grefrath einen Wert von 224 Euro je Einwohner. Hier liegt Grefrath ebenfalls klar unter dem NRW-Schnitt und auch unter dem Schnitt aller vergleichbarer Kommunen in NRW und im IHK-Bezirk. Einzig im Kreis Viersen ist der Durchschnitt etwas geringer.
Realsteuerhebesätze
Der Grundsteuerhebesatz (B) liegt in Grefrath mit 490 Punkten unter dem Durchschnitt finanzwissenschaftlich vergleichbarer Kommunen aus Nordrhein-Westfalen und im Schnitt der Kommunen in der Region. Der Satz liegt jedoch leicht über dem Schnitt im Kreis Viersen.
Der Gewerbesteuerhebesatz ist in Grefrath mit 455 Punkten gemessen an den Hebesätzen der Vergleichskommunen vom Mittleren Niederrhein spürbar höher. Grefrath liegt hier außerdem über dem Schnitt des Kreises Viersen. Verglichen zu finanzwissenschaftlich vergleichbaren Kommunen aus Nordrhein-Westfalen liegt Grefrath jedoch unter dem Durchschnitt. Hierzu sei allerdings angemerkt, dass die Hebesätze in Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu allen anderen Flächenländern überdurchschnittlich hoch sind.
2. Ergebnisse der Unternehmensbefragung
Um die Stärken und Schwächen des Wirtschaftsstandorts Grefrath zu ermitteln, führte die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein zum Jahresende 2023 eine Unternehmensbefragung durch, bei der rund 80 Betriebe antworteten. Die antwortenden Unternehmen repräsentieren dabei mit knapp 900 Angestellten mehr als ein Viertel der (sozialversicherungspflichtig) Beschäftigten am Arbeitsort Grefrath. Vertreten sind dabei Unternehmen aller Wirtschaftsbereiche.
Bei der Befragungsaktion bewerteten die Betriebe rund 40 Standortfaktoren unter zwei Gesichtspunkten: einmal hinsichtlich der Bedeutung (Wichtigkeit) für den eigenen Betrieb und einmal ihre Zufriedenheit mit dem jeweiligen Faktor. Die Bewertung wurde auf einer Schulnotenskala von 1 bis 6 vorgenommen, wobei 1 eine Bewertung von sehr wichtig beziehungsweise sehr zufrieden darstellt und 6 für vollkommen unwichtig beziehungsweise sehr unzufrieden steht.
Die Ergebnisse werden im Folgenden aufgegliedert in Kategorien:
- Harte Standortfaktoren
- Innerörtliche Standortfaktoren
- Kommunale Kosten und Leistungen
- Arbeitsmarktrelevante Standortfaktoren
Zur Einordung der Ergebnisse werden die Zufriedenheitsbewertungen in Grefrath zusätzlich mit den Ergebnissen der vorherigen Standortbefragungen am Mittleren Niederrhein seit 2019 sowie mit den Ergebnissen in Grefrath in der letzten Befragung im Jahr 2019 verglichen.
2.1 Grefrath als Wirtschaftsstandort
In der Befragung sollten die Unternehmer zunächst Grefrath allgemein als Wirtschaftsstandort bewerten. Hierbei erhielt Grefrath die Note 3,47. Bei vergangenen Standortanalysen der IHK Mittlerer Niederrhein seit 2019 lag die Durchschnittsnote bei 2,65. Mit dieser Bewertung schneidet Grefrath also schlechter ab als der Durchschnitt der Wirtschaftsstandorte am Mittleren Niederrhein in den letzten Jahren.
Schaut man in die einzelnen Themenfelder und ihre Zufriedenheitsbewertungen, ergibt sich ein erster Einblick in die Ursachen dieser Benotung. Die verschiedenen Standortfaktoren werden insgesamt im Durchschnitt in Grefrath mit der Zufriedenheit 3,33 bewertet. Das ist etwas schlechter als im Schnitt am Mittleren Niederrhein in den letzten Jahren. Der Blick in die einzelnen Themenfelder zeigt, dass Grefrath als Wirtschaftsstandort aus der Sicht der antwortenden Unternehmen in allen Themenbereichen leicht hinter dem Mittleren Niederrhein liegt. Wobei jedoch betont werden muss, dass sich Grefrath als sehr kleine Kommune im Umfeld großer und wirtschaftsstarker Standorte in einem Ballungsraum behaupten muss.
Nichtsdestotrotz lohnt ein Blick in die Einzelbewertungen, um zu sehen, welche Standortfaktoren besonders für gute oder schlechtere Bewertungen in den Themenbereichen verantwortlich sind und wo in Grefrath Entwicklungspotenziale zu finden sind.
Die 10 wichtigsten Standortfaktoren
Die folgende Auflistung gibt zunächst einen Überblick über die zehn insgesamt wichtigsten Standortfaktoren aller Themenfelder aus Sicht der Unternehmer in Grefrath. Der insgesamt wichtigste Faktor ist die Informations- und Kommunikationsinfrastruktur. Zusammen mit der Höhe öffentlicher Gebühren und der Höhe des Gewerbesteuerhebesatzes bilden diese die Top-3-Faktoren. Des Weiteren spielen auch die Verkehrsanbindung, die Energiekosten, der Grundsteuerhebesatz und die Kommunikation mit der Verwaltung eine wichtige Rolle für die Grefrather Unternehmer.
- Informations- und Kommunikationsinfrastruktur (Internet etc.)
- Höhe der öffentlichen Gebühren
- Höhe des Gewerbesteuerhebesatzes
- Verkehrsanbindung an das Straßen- und Autobahnnetz
- Energiekosten
- Höhe des Grundsteuerhebesatzes
- Kommunikation mit der Kommunalverwaltung
- Dauer von Plan- und Genehmigungsverfahren
- Möglichkeit zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Angebot Kinderbetreuung in Kitas, OGS, Pflege von Angehörigen etc.)
- Erreichbarkeit / Öffnungszeiten der Behörden
2.2 Bewertungen im Detail
Im Folgenden werden die einzelnen Standortfaktoren in den Themenfeldern im Hinblick auf ihre Bedeutung und die durch die Unternehmer gegebene Zufriedenheitsbewertung untersucht. Die Abweichung der Zufriedenheitsbewertung zum Mittleren Niederrhein wird anhand der Bewertungslücke (Differenz zwischen Note in Grefrath und dem Schnitt des Mittleren Niederrheins in den letzten fünf Jahren) gekennzeichnet. Eine große negative Lücke zeigt dabei an, dass die Bewertung in Grefrath schlechter ist als am Mittleren Niederrhein.
Die Unternehmen in Grefrath haben außerdem bewertet, wie bedeutsam die einzelnen Standortfaktoren für ihre Tätigkeit sind, da ein besonderes Augenmerkt all jenen Faktoren gelten sollte, die als wichtig angesehen werden, aber eine besonders positive oder auch besonders negative Bewertung erhalten haben. Daher werden die Faktoren in den Abbildungen absteigend nach ihrer Wichtigkeit dargestellt.
Um auch die individuelle Entwicklung des Standorts zu berücksichtigen, werden die Zufriedenheitsbewertungen der aktuellen Umfrage in Grefrath mit den Ergebnissen aus der letzten Befragung im Jahr 2019 verglichen. Da die Bewertungen damals nicht auf einer 6er-Skala, sondern auf einer 4er-Skala vorgenommen wurden, werden nun jeweils die Anteile der Antworten verglichen, die bezogen auf die jeweilige Skala überdurchschnittlich waren: also eine 1, 2 oder 3 auf der 6er-Skala beziehungsweise eine 1 oder 2 auf der 4er-Skala. Folglich wird nun der Anteil zufriedener Unternehmer aus der aktuellen Umfrage (Note 1, 2 oder 3) mit dem Anteil zufriedener Unternehmer in der letzten Umfrage im Jahr 2019 verglichen (Note 1 oder 2), um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse herzustellen.
2.2.1 Harte Standortfaktoren
Zufriedenheit mit IuK-Infrastruktur deutlich überdurchschnittlich
Der wichtigste Standortfaktor in diesem Themenfeld (sowie der wichtigste aller Faktoren in der Umfrage) ist die Informations- und Kommunikationsinfrastruktur (IuK-Infrastruktur). Sie umfasst sowohl die Breitbandinfrastruktur als auch den Mobilfunkempfang und erhält von den Unternehmen in Grefrath die Note 2,89. Die Bewertungslücke zum Mittleren Niederrhein beträgt 0,30, was einen deutlichen Vorsprung zum restlichen IHK-Bezirk darstellt. Der wichtigste Faktor für die Grefrather Unternehmen erhält damit eine überaus positive Bewertung. Zu betonen ist hier zusätzlich, dass sich die Bewertung dieses Faktors trotz erheblich gestiegener Anforderungen seit der letzten Umfrage kaum verändert hat.
Gute Noten für die Verkehrsanbindung
Die nächsten wichtigen Faktoren in diesem Themenfeld beziehen sich auf die Verkehrsinfrastruktur. Mit einer Zufriedenheitsbewertung von 2,23 fällt die Note für die Verkehrsanbindung in Grefrath positiv aus. Der Zustand der überörtlichen Straßen wird mit 3,32 merklich schlechter bewertet. Auffällig ist hier auch die deutliche Verschlechterung seit der letzten Umfrage. Die Nähe zu wichtigen Kunden (2,97) und das Angebot unternehmensnaher Dienstleister (3,44) hingegen erhalten durchschnittlichere Noten. Alle diese Faktoren werden etwas schlechter bewertet als am restlichen Mittleren Niederrhein, was vor allem in der Lage Grefraths bedingt ist, das sich in diesem Vergleich mit den anderen, oftmals zentraler gelegenen Kommunen des Mittleren Niederrheins messen muss. Die Entfernung Grefraths zum Ballungsraum wird dabei auch in den unterdurchschnittlichen Bewertungen der Anbindung an den Luftverkehr und die Schienenwege sowie den allgemeinen ÖPNV deutlich. Von diesen Faktoren haben vor allem die ersten beiden nur eine insgesamt geringe Bedeutung für die Grefrather Unternehmen, woraus jedoch nicht geschlossen werden kann, dass diese Faktoren für einzelne, möglicherweise größere und global tätige Unternehmen, doch bedeutsam sein können.
Überdurchschnittlich gute Bewertungen für Grundstückspreise
Eng mit der Entfernung zum Ballungsraum verbunden werden auch das Image und der Bekanntheitsgrad des Standorts mit 3,32 etwas unterdurchschnittlicher bewertet. Die Bewertung ist seit 2019 jedoch stabil geblieben. Die Miet- und Pachtpreise und die Grundstückspreise werden dagegen spürbar besser bewertet als am Mittleren Niederrhein. Auch beim Wohnungsangebot sieht man leichte Vorteile zum restlichen Mittleren Niederrhein. Mit solchen Faktoren kann Grefrath vor allem bei Unternehmen punkten, für die eine zentrale Lage ihres Standorts keine herausragende Bedeutung hat. Die Verschlechterung der Bewertungen bei Grundstücks- und Mietpreisen seit der letzten Umfrage spiegelt dabei vor allem eine allgemeine Tendenz steigender Flächenpreise wider, wie sie in der gesamten Region beobachtet werden kann.
Energiekosten werden kritisch bewertet
Ein weiterer wichtiger Faktor für die Unternehmen sind die Energiekosten. Sie werden mit 3,57 bewertet. Diese Bewertung spiegelt die Energiepreisproblematik wider, wie sie auch den Rest der Wirtschaft in Deutschland und in der Region betrifft. Die Bewertung hat sich seit 2019 entsprechend auch deutlich verschlechtert.
Ladeinfrastruktur besser bewertet als in der Region
Der Faktor Möglichkeiten für nachhaltiges Wirtschaften am Standort wird erst seit 2021 mit erhoben, gehört jedoch aus Sicht der Grefrather Unternehmen bereits zu den wichtigeren Faktoren der harten Standortfaktoren. Das nachhaltige Wirtschaften am Standort erhält jedoch nur eine 3,10, was im Schnitt des Mittleren Niederrheins liegt. Auch die Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge, wenngleich ein weniger bedeutsamer Faktor, erhält mit einer 3,42 zwar keine zufriedenstellende Note, es fällt jedoch auf, dass diese Bewertung deutlich besser ausfällt als im Schnitt im restlichen IHK-Bezirk.
2.2.2 Innerörtliche Standortfaktoren
Sicherheit als wichtigster innerörtlicher Faktor
Der wichtigste Faktor für die Unternehmen, die Sicherheit im Ortskern, wird von ihnen mit 2,84 insgesamt positiv bewertet, wobei die Bewertung etwas schlechter ausfällt als am Mittleren Niederrhein im Schnitt. Die Bewertung hat sich seit 2019 leicht verschlechtert.
Keine Parkgebühren – positiv bewertet
Die nächstwichtigen Faktoren in diesen Themenfeld betreffen das Parken in Grefrath. Das Parkplatzangebot erhält eine 3,20 und wird damit genauso bewertet wie am Mittleren Niederrhein im Schnitt. Die Höhe der Parkgebühren wird mit einer Bewertung von 2,27 von den Unternehmen sehr positiv gesehen. Es werden ausschließlich bei Veranstaltungen am Eisstadion Parkgebühren erhoben. Dies führt zu einer deutlich besseren Bewertung als am restlichen Mittleren Niederrhein, die Zufriedenheit hat sich seit der Vorumfrage dabei in einem geringen Ausmaß verändert.
Ortsbild und Einkaufsmöglichkeiten mit schlechterer Bewertung als 2019
Das Ortsbild wird mit 3,48 nicht gut bewertet und merklich schlechter als andere Standorte im IHK-Bezirk. Auch im Vergleich zur Vorumfrage in Grefrath gibt es hier eine spürbare Verschlechterung. Neuerliche Maßnahmen, wie die bauliche Umgestaltung der Marktplätze Grefrath und Oedt mit Hilfe von öffentlichen Fördermitteln, zeigen die Tatkraft der Verwaltung und lassen auf eine Verbesserung des Faktors hoffen. Auch beim Branchenmix beziehungsweise den Einkaufsmöglichkeiten (3,86) erhält Grefrath deutlich schlechtere Bewertungen als noch vor fünf Jahren. Diese Bewertung ist deutlich schlechter als in der restlichen Region.
Herausragende Bewertung für das Naherholungs- und Freizeitangebot
Anders sieht es beim Naherholungs- und Freizeitangebot aus (2,21). Dieses erhält eine überaus positive Bewertung, die deutlich besser ist als am Mittleren Niederrhein und die seit der Vorumfrage stabil geblieben ist. Dieses Bewertungsbild überrascht bei kleineren Gemeinden nicht: Während diese Kommunen aufgrund ihrer geringen Größe nur schwer mit vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten punkten können, werden vor allem die Naherholungs- und Freizeitmöglichkeiten wertgeschätzt. Diese sind in Grefrath unter anderem auch durch das Eisstadion und das Freilichtmuseum vorhanden. Das kulturelle Angebot schneidet in Grefrath dagegen nur unterdurchschnittlich ab.
Unterdurchschnittliche Bewertung der innerörtlichen Straßen
Der Zustand der innerörtlichen Straßen wird mit einer 3,59 nur unterdurchschnittlich bewertet. Die Bewertung ist schlechter als der Schnitt am Mittleren Niederrhein. Die innerstädtischen Verkehrsverhältnisse erhalten eine 3,30 und werden damit ebenfalls negativer wahrgenommen als am restlichen Mittleren Niederrhein.
2.2.3 Kommunale Kosten und Leistungen
Höhe von Steuern und Gebühren sind die wichtigsten Faktoren
Im Themenfeld der kommunalen Kosten und Leistungen ist die Höhe der öffentlichen Gebühren der wichtigste Faktor für die Unternehmen. Er wird mit 3,63 etwas schlechter bewertet als am Mittleren Niederrhein im Schnitt. Im Vergleich zur Vorumfrage ist die Bewertung dieses Faktors damit jedoch stabil geblieben. Die Höhe des Gewerbesteuerhebesatzes wird mit 3,95 deutlich negativer bewertet als am restlichen Mittleren Niederrhein. Hier zeigt sich auch, dass der Gewerbesteuerhebesatz in Grefrath mit 455 Punkten unter anderem über dem Schnitt des Kreises Viersen liegt. Auch der Grundsteuerhebesatz (3,78) erhält ebenfalls eine leicht negativere Bewertung als der Schnitt im IHK-Bezirk. Auch hier spiegelt die Bewertung wider, dass der Hebesatz in Grefrath leicht über dem Kreisdurchschnitt liegt. Positiv hervorzuheben ist jedoch, dass sich die Zufriedenheitsbewertungen beider Faktoren leicht verbessert haben. Dies spricht dafür, dass die Grefrather Unternehmen wahrnehmen, dass die Hebesätze in den letzten Jahren stabil geblieben sind.
Kritischere Bewertung der behördlichen Erreichbarkeit im Vergleich zur Vorumfrage
Bei den kommunalen Leistungen hingegen haben sich einige Bewertungen seit der letzten Umfrage merklich verschlechtert. Die Kommunikation mit der Kommunalverwaltung erhält mit einer 3,21 noch eine Bewertung, die leicht über dem IHK-Bezirksschnitt liegt. Die Erreichbarkeit der Behörden sowie die Reaktionszeiten hingegen erhalten mit 3,37 beziehungsweise 3,53 unterdurchschnittlichere Noten, die verglichen zu 2019 spürbar schlechter sind. Der Digitalisierungsstand in der Verwaltung erhält mit 3,49 ebenfalls keine positive Bewertung. Auch die Dauer von Plan- und Genehmigungsverfahren wird unterdurchschnittlich und deutlich schlechter bewertet als in der Vorumfrage. Bei den besonders zeitintensiven Plan- und Genehmigungsverfahren aus dem Baubereich ist auch die Kreisverwaltung in der Pflicht. Schließlich ist der Kreis die Baugenehmigungsbehörde. Die Bewertungen deuten jedoch insgesamt auf Potenziale hin, um die Standortvoraussetzungen vor Ort für Unternehmen zu verbessern.
Angebote der Wirtschaftsförderung erhalten Note 3,42
Mit Blick auf die Wirtschaftsförderung in Grefrath ergeben sich unterdurchschnittliche Noten. Sowohl Bestandspflege ortsansässiger Betriebe als auch die Service- und (Netzwerk-)Angebote der Wirtschaftsförderung werden negativer gesehen als im Schnitt im IHK-Bezirk. Die Wirtschaftsförderung war einige Zeit unbesetzt und wurde zudem erst in den vergangenen Jahren aufgebaut. Es braucht – gerade angesichts der geringen personellen Ressourcen – Zeit, bis dieses Angebot bei allen Unternehmen einen nachhaltigen Bekanntheitsgrad erreicht.
2.2.4 Arbeitsmarktrelevante Faktoren
Wichtigster Faktor im Themenfeld: Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Im Themenfeld der arbeitsmarktrelevanten Standortfaktoren geht es vor allem um jene Faktoren, die die Bildung, Bindung und Akquise von Fachkräften beeinflussen. Am wichtigsten sind den Grefrather Unternehmen hierbei die Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Sie wird mit 2,76 spürbar besser bewertet als am Mittleren Niederrhein im Schnitt. Auch die Lernqualität an den Schulen der Region hat für die Unternehmen einen hohen Stellenwert. Die Lernqualität an Berufsschulen wird mit 3,25 ähnlich bewertet wie am restlichen Mittleren Niederrhein. Ähnlich sieht es auch mit der Lernqualität an allgemeinbildenden Schulen aus, die eine 3,31 erhält. Bei beiden Faktoren gab es im Vergleich zur letzten Umfrage eine Verschlechterung. Die Zusammenarbeit zwischen Betrieben und Schulen ist mit einer Bewertung von 3,18 durchschnittlich. Die Weiterbildungsangebote werden durchschnittlich, das Angebot an Hochschulen mit einer 2,57 dagegen insgesamt recht positiv bewertet.
Fachkräftemangel auch in Grefrath
Die lokale Verfügbarkeit der Fachkräfte sowie deren Qualifikation werden jeweils mit der Note 3,98, damit etwas schlechter als 2019 und auch schlechter als am Mittleren Niederrhein bewertet. Hier wird sichtbar, dass die Wirtschaft in Grefrath in einem ähnlichen Maße vom Fachkräftemangel betroffen ist wie der Rest des Landes, wenngleich die Situation der Grefrather Unternehmen vor allem aufgrund der Lage und Größe Grefraths erschwert werden dürfte.
3. Fazit und Handlungsempfehlungen
In Grefrath ist die Beschäftigung insgesamt in den letzten 25 Jahren deutlich gesunken. In der jüngeren Vergangenheit konnte jedoch zumindest ein leichtes Wachstum beobachtet werden. Ebenfalls positiv: Auch die Arbeitslosenzahlen sind in den letzten zehn Jahren deutlich gesunken.
Obwohl die Steuereinnahmekraft insgesamt vergleichsweise gering ist, weist Grefrath im Vergleich zu anderen Kommunen eine niedrigere Verschuldung auf. Das liegt auch am unterdurchschnittlichen Ausgabenniveau. Der Gewerbesteuerhebesatz in Grefrath ist im Vergleich zu anderen Kommunen im Mittleren Niederrhein allerdings spürbar höher und liegt über dem Durchschnitt des Kreises Viersen.
Bei der Unternehmensumfrage schneidet der insgesamt wichtigste Faktor, die Informations- und Kommunikationsinfrastruktur, überaus positiv ab, und das trotz gestiegener Anforderung in den letzten Jahren. Hier kann Grefrath punkten. Während die Verkehrsanbindung insgesamt positiv wahrgenommen wird, erhalten andere Anbindungsfaktoren wie die ÖPNV-Anbindung oder die Nähe zu Kunden mäßigere Noten. Dies ist für kleine Kommunen mit der Lage Grefraths und dem Ballungsraum in direkter Konkurrenz jedoch nicht ungewöhnlich. Die Höhe der Steuern und Gebühren wird in Grefrath hingegen kritischer gesehen, ebenso die behördliche Erreichbarkeit.
Angesichts dieser Erkenntnisse fordert die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein:
Gewerbeflächenangebot aufstocken
Die Standortanalyse zeigt: Die langfristige Beschäftigungsentwicklung ist negativ. Grefrath verfügt kaum noch über schnell verfügbare Flächen für Gewerbe und Industrie. Alleine um die Nachfrage der Grefrather Wirtschaft bedienen zu können, sollte der Gewerbepark Wasserwerk konsequent erweitert und ausgebaut werden.
Innerörtliche Standortfaktoren: Tatkraft der Verwaltung beibehalten -
(mehr) Abstimmung mit den Betroffenen bei Änderungen der Verkehrsführung
Die innerörtlichen Standortfaktoren werden mit Luft nach oben bewertet. Grundsätzlich ist es daher gut, dass die Verwaltung das Thema mit viel Tatkraft angeht, etwa die neuerlichen Maßnahmen, wie die bauliche Umgestaltung der Marktplätze Grefrath und Oedt mit Hilfe von öffentlichen Fördermitteln. Eine Fußgängerzone lehnen die Händlerinnen und Händler in Grefrath ab. Auch in der Umfrage forderten viele Unternehmerinnen und Unternehmer eine komplette Durchfahrtmöglichkeit der Hauptgeschäftsstraße. Im März hat die Stadt die Hohe Straße wieder für den Durchfahrtsverkehr gesperrt. Es ist aus unserer Sicht von großer Bedeutung, dass solche Maßnahmen mit den betroffenen Händlerinnen und Händlern abgestimmt werden.
Ausreichendes Parkplatzangebot sicherstellen
Das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) für den Ortsteil Oedt soll eine Handlungsanleitung für eine zukünftige Entwicklung sein, die über die wünschenswerten baulichen Veränderungen hinausgeht. Ziel ist es, den demografischen, wirtschaftlichen und finanziellen Herausforderungen und Veränderungen der nächsten Jahrzehnte mit einer nachhaltigen Entwicklungsperspektive zu begegnen. Insbesondere für Oedt sollte bedacht werden, dass ein ausreichendes Parkplatzangebot erforderlich ist, damit die Kunden die Geschäfte problemlos erreichen können.
Steuerhebesätze stabil halten und perspektivisch senken
Grefrath ist ein kleiner Standort, kann aber mit seiner Informations- und Kommunikationsinfrastruktur durchaus punkten. Auch die sonstige Verkehrsanbindung wird insgesamt noch positiv bewertet, da auch die Ballungszentren im Umkreis sowie die Niederlande von Grefrath aus zufriedenstellend erreicht werden können. Darüber hinaus ist Grefrath durch das Naherholungsangebot als Wohnstandort attraktiv und die Grundstückspreise sind verglichen zu einigen Nachbarregionen noch geringer. Steuerhebesätze gehören zu den Aspekten, die für die Ansiedlung neuer Unternehmen wesentlich sind, aber auch für Bestandsunternehmen bedeutsam sein können. Durch eine Senkung der Hebesätze könnte Grefrath seine Position im Standortwettbewerb um Unternehmen stärken. Es würde dadurch vor allem für all jene Unternehmen attraktiver, die von einer guten Kommunikationsinfrastruktur profitieren. Die Ansiedlung neuer Unternehmen dürfte sich außerdem positiv auf die Steuereinnahmekraft auswirken.
Von einer Erhöhung der Hebesätze ist indes abzuraten. Noch höhere Sätze bedeuten eine zusätzliche Hypothek für den Standort und bergen mitunter das Potenzial, die Steuereinnahmen noch zu verringern.
Kommunale Leistungen - Hohes Aktivitätslevel beibehalten
Die Umfrage zeigt einige positive Aspekte auf: Die Kommunikation mit der Kommunalverwaltung wird besser bewertet als am Mittleren Niederrhein im Schnitt. Die personelle Änderung bei der Wirtschaftsförderung hat ebenfalls zu einer Verbesserung dieses Standortfaktors geführt. Verwaltungsintern besteht ein hohes Aktivitätslevel hinsichtlich der internen Digitalisierung und Instrumente zur Verbesserung der Erreichbarkeit. Das hohe Aktivitätslevel sollte beibehalten werden. Schließlich zeigen die Bewertungen, dass die Unternehmen weiterhin Potenziale bei der Erreichbarkeit sehen.