Mobilität, Verkehrsinfrastruktur und ÖPNV

© IHK Mittlerer Niederrhein
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Diese Meldung stammt aus dem Archiv und ist möglicherweise nicht mehr aktuell.

Stand: 08.11.2022

„Zu wenige ÖPNV-Angebote“, „Keine ÖPNV-Angebote am Abend“, „Schlecht abgestimmte Fahrpläne Bus/Bahn“, „Gewerbegebiete unzureichend angeschlossen“ – unter anderem diese Antworten haben Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Regionalforums Kreis Viersen auf eine Wand mit der Überschrift „Wo drückt bezüglich der Mobilität der Schuh?“ geklebt. Bei der Premiere des neuen Veranstaltungsformats der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein in der Alten Schreinerei der Media Spectrum GmbH & Co. KG in Willich hatten die Unternehmerinnen und Unternehmer Gelegenheit, sich rund um die Themen „Mobilität, Verkehrsinfrastruktur und ÖPNV im Kreis Viersen“ zu informieren.

„Wir möchten mit unseren Mitgliedsunternehmen, aber auch mit Politik und Verwaltung noch stärker in den Dialog treten“, erklärte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz bei seiner Begrüßung. „Deshalb ersetzen Regionalforen, an denen alle IHK-zugehörigen Unternehmen teilnehmen können, die bisherigen Regionalausschüsse mit ihren festen Mitgliedern.“ Bei der Premiere stehe ein Thema im Mittelpunkt, das vielen Unternehmen auf den Nägeln brenne. „In der jüngsten IHK-Standortanalyse für den Kreis Viersen hat sich gezeigt, dass die Rahmenbedingungen im ÖPNV vor Ort für die Unternehmen eine riesige Rolle spielen“, ergänzte IHK-Vizepräsident Rainer Höppner. „Deshalb diskutieren wir heute über die Aspekte Verkehrsanbindung, Infrastruktur und Mobilität.“

Welche Projekte derzeit im Kreis Viersen laufen beziehungsweise geplant sind, erläuterte Rainer Röder, Technischer Dezernent im Kreis Viersen und Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Kreis Viersen (VKV). Er fand deutliche Worte: „Die Kosten für den Erhalt der Verkehrsinfrastruktur werden immens steigen. Deshalb müssen wir uns entscheiden: Wollen wir das jetzige Niveau unserer Straßen halten oder die bisherigen Kosten?“ Gleichzeitig machte Röder deutlich, dass der Kreis Viersen – zum Teil gemeinsam mit Partnern sowie den kreisangehörigen Städten und Gemeinden – an unterschiedlichen Projekten in den Bereichen Verkehrsinfrastruktur und Mobilität arbeite, zum Beispiel am „Mobilitätskonzept Kreis Viersen. Vernetzt – Innovativ – Mobil“. „Wir wollen On-Demand-Angebote, Verleihsysteme, Mobilstationen und alternative Antriebsformen initiieren“, sagte Röder. Davon würden auch die Unternehmen profitieren. „Weil es nicht möglich ist, dass jede Firma eine Haltestelle vor ihrer Tür hat, brauchen wir alternative Lösungen.“ Ein externes Fachbüro soll ab dem kommenden Frühjahr die Möglichkeiten untersuchen. Ein entsprechender Förderantrag sei gestellt.

Attraktiver soll laut Röder auch der Schienenverkehr im Kreis Viersen werden – zum Beispiel durch die Westverlängerung der S 28, die derzeit am Kaarster See endet und bis nach Viersen verlängert werden soll. „Für die ersten Planungsphasen konnten Fördermittel des Landes akquiriert werden“, erklärte er, machte aber keine Hoffnung auf eine zeitnahe Umsetzung. „Es wird mit viel Glück noch vor 2030 sein. Aber das Projekt ist unverzichtbar.“ Darüber hinaus wolle man den grenzüberschreitenden Schienenverkehr ausbauen.

Zur Verbesserung des ÖPNV-Angebots hat die Kreisverwaltung die Projektskizze „VIER-mal-mehr NAH-ver-kehr“ zum Aufruf des Förderprogramms „Modellprojekte zur Stärkung des ÖPNV“ eingereicht. „Wir hoffen, dass wir damit überzeugen. Dann können wir Förderanträge für die vier darin enthaltenen Teilprojekte stellen“, erklärt der Dezernent. Dazu gehört unter anderem die Einführung der beiden Schnellbuslinien „Bahnhöfe“ im Kreis Viersen und „Roermond“.  

Wolfgang Opdenbusch, Geschäftsführer der NEW mobil und aktiv Viersen GmbH, erläuterte die ÖPNV-Aktivitäten der NEW mobil im Kreis Viersen. NEW mobil ist einer von vier ÖPNV-Anbietern im Kreisgebiet. Dort hat das Unternehmen einen Anteil von 15,3 Prozent am ÖPNV, in der Stadt Viersen 71,8 Prozent. „Man kann nicht allen Wünschen gerecht werden“, betonte Opdenbusch. So gingen mehr Busverkehre und engere Taktungen mit einem Mehrbedarf an Fahrzeugen und Personal einher. „Schon heute ist der Fachkräftemangel aber deutlich erkennbar.“ Darüber hinaus müsse man die Veränderung des Mobilitätsverhaltens zur Kenntnis nehmen. „Die Zahl der Fahrgäste ist coronabedingt um zirka 30 Prozent zurückgegangen.“ Schließlich sei eine Attraktivierung immer auch mit Kosten beziehungsweise Investitionen verbunden. „Die Umsatzerlöse aus dem Ticketverkauf sind bei Weitem nicht ausreichend. Schon jetzt müssen die Gebietskörperschaften für die Defizite aufkommen.“

Nichtsdestotrotz dürfe man sich Themen wie neuen Antriebstechnologien und neuen Verkehrsformen nicht verschließen. So werde die NEW bei Bussen mittelfristig auf die Batterietechnologie setzen. Ab kommendem Jahr würden nur noch Busse mit alternativer Antriebstechnologie angeschafft. Ebenfalls 2023 startet die NEW MöBus in Mönchengladbach-Rheindahlen mit dem Pilotprojekt „On-Demand-Verkehr“.

Auf die Frage, ob das jüngst beschlossene 49-Euro-Ticket dazu führen könne, dass das ÖPNV-Angebot ausgedünnt werde, antwortete Opdenbusch zuversichtlich: „Die Befürchtung gab es. Ich gehe aber davon aus, dass die Regionalisierungsmittel ausreichen werden.“

Bildunterschriften:
Bild 1: IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz (l.) und IHK-Vizepräsident Rainer Höppner begrüßten die Gäste. Foto: IHK
Bild 2: Rainer Röder, Technischer Dezernent im Kreis Viersen und Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Kreis Viersen, gab einen Überblick über die Infrastruktur- und Mobilitätsprojekte im Kreis Viersen. Foto: IHK
Bild 3: Wolfgang Opdenbusch, Geschäftsführer der NEW mobil und aktiv Viersen GmbH, erläuterte die ÖPNV-Aktivitäten im Kreis Viersen. Foto: IHK