IHK-Energiewende-Barometer 2019: Kritik an Strompreisen
Das IHK-Energiewende-Barometer ist das Ergebnis einer Unternehmensbefragung, die jährlich vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) durchgeführt wird. Ziel dieser Befragung ist es, die Umsetzung und den Fortschritt der Energiewende aus Unternehmersicht zu bewerten und mögliche Defizite zu identifizieren.
Die Ergebnisse für das Jahr 2019 liegen nun vor. Die Grundlage der diesjährigen Auswertung bilden 2.500 eingegangene Antworten von Unternehmen, die sich auf die Wirtschaftszweige Industrie, Bauwirtschaft, Handel und Dienstleistungen verteilen.
Fazit 2019: Die Strompreise drücken auf die Stimmung
Klimaschutz ist für die Unternehmen in Deutschland ein wichtiges Thema. Gleichzeitig sind viele Betriebe vom Verlauf der Energiewende enttäuscht. Die Energiewende-Stimmung in der Wirtschaft ist insgesamt so negativ wie seit 2015 nicht mehr. Über Branchen, Unternehmensgrößen und Regionen hinweg sehen die Unternehmen in Deutschland wie auch in den Jahren zuvor mehr Risiken als Chancen. Auf einer Skala von -100 („sehr negativ“) bis +100 („sehr positiv“) bewerten die Unternehmen die Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit durchschnittlich mit -3,11 und damit einen Punkt schlechter als im Vorjahr (2018: -2,1; 2016: +0,8; 2014: -12,8). Vor allem in der Industrie sank der Barometerwert gravierend. Grund für die Sorgen sind vor allem die steigenden Strompreise sowie das Thema Versorgungssicherheit. Mit der Abschaltung der letzten Atomkraftwerke 2022 entfällt in Süddeutschland gesicherte Leistung in erheblichem Umfang; gleichzeitig verläuft der Netzausbau weiterhin viel zu schleppend.
Die Unternehmen fordern daher vor allem, dass der Netzausbau vorangetrieben wird, dass Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden, dass die Abgabenlast auf Strom verringert wird und das die Energiewende insgesamt besser koordiniert stattfindet.
Weiterhin wird auch der Ausbau erneuerbarer Energien gefordert, denn Klimaschutz ist für die Unternehmen in Deutschland ein wichtiges Thema. Im Grundsatz befürworten neun von zehn Unternehmen zusätzliche Maßnahmen, damit Deutschland seine Klimaschutzziele erreicht. Zentral bei einer CO2-Bepreisung ist jedoch, dass die Wirtschaft unter dem Strich nicht zusätzlich belastet wird. Denn ein CO2-Preis würde in Kombination mit den im internationalen Vergleich hohen Strompreisen ihre Wettbewerbsfähigkeit gefährden. Aus der Umfragen lässt sich ablesen, dass zwei von fünf Betrieben zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen nur dann befürworten, wenn diese nicht mit neuen finanziellen oder bürokratischen Belastungen verbunden sind. Wo dies aus Klimaschutzgründen unvermeidbar ist, braucht die Wirtschaft daher an anderer Stelle einen Ausgleich.
Solch ein wirksamer Ausgleich ließe sich nach Einschätzung des DIHK für einen Großteil der Betriebe über die Senkung der EEG-Umlage erzielen. Unternehmen, die wenig Strom, aber beispielsweise viel Erdgas verbrauchen, müssten zusätzlich entlastet werden. Andernfalls verliert Deutschland für diese Betriebe seine Attraktivität als Investitionsstandort.