Wie Sie Heizkosten im Unternehmen einsparen

Wie Sie Heizkosten im Unternehmen einsparen
© IHK Mittlerer Niederrhein

Mit der neuen Serie „Energiespar-Tipps für Unternehmen“ informieren wir Sie monatlich im IHK-Magazin und ausführlich auf unserer Internetseite über Möglichkeiten, im Betrieb Energie einzusparen oder selbst zu erzeugen sowie über interessante Tools und passende Förderangebote. Das Thema dieser Folge ist die Raumwärmeerzeugung.

Die Raumwärme nimmt in Deutschland insgesamt 27,2 Prozent des Endenergieverbrauchs ein. Somit besteht für Unternehmen eine große Chance für Einsparungen.

Gesetzliche Grundlage

Mit dem Gebäudeenergiegesetz hat die Bundesregierung im Jahr 2024 festgelegt, dass neue Heizungen in Zukunft zu mindestens 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Diese Pflicht wurde verzahnt mit der kommunalen Wärmeplanung der Kommunen. Daher gilt die 65-Prozent-Pflicht in Bestandsgebäuden oder Neubauten in Baulücken ab dem 1. Juli 2026 in Städten ab 100.000 Einwohnern und ab dem 1. Juli 2028 in Kommunen bis 100.000 Einwohnern. Die Frist kann vorgezogen werden, wenn durch die nach Landesrecht zuständige Stelle unter Berücksichtigung eines Wärmeplans, der auf der Grundlage einer bundesgesetzlichen Regelung zur Wärmeplanung erstellt wurde, eine Entscheidung über die Ausweisung als Gebiet zum Neu- oder Ausbau eines Wärmenetzes oder als Wasserstoffnetzausbaugebiet getroffen wurde. Weitere Informationen zum Gebäudeenergiegesetz erhalten Sie hier.

Analyse

Der erste Schritt zur Optimierung des Heizwärmeverbrauchs ist eine umfassende Analyse des Status Quo. Hierzu sollten alle vorliegenden Daten zusammengetragen werden, beispielsweise Energiekostenabrechnungen, Daten von Wärmemengenzählern oder Wartungsprotokolle. Im nächsten Schritt sollten diese Daten auf Plausibilität überprüft und mit dem realen Empfinden abgeglichen werden. Passen die Verbräuche zu meinem Heizverhalten? Gibt es im Vergleich zu Daten aus der Vergangenheit Veränderungen, die nicht nachvollziehbar sind? Weichen die Daten stark von einem vorhandenen Energieausweis ab?

Tipp: Um in Zukunft eine bessere Datengrundlage für die Analyse zu haben, bietet es sich an, den Verbrauch wöchentlich zu monitoren.

Fehlersuche und Betriebsoptimierung

Sind bei der Analyse Unstimmigkeiten aufgetreten, sollten im weiteren Verlauf mögliche Ursachen identifiziert und behoben werden.

Hierzu können die Einstellungen der Heizung sowie das Nutzerverhalten anhand folgender Checkliste überprüft werden:

 

Frage / Ursache

Mögliche Lösung

Ist die Vorlauftemperatur richtig eingestellt?

Absenken der Vorlauftemperatur und testen, ob der Wärmebedarf trotzdem gedeckt wird.

Werden Räume oder Hallen bedarfsgerecht beheizt?

Organisatorische Maßnahmen:

  • Mitarbeitersensibilisierung

Technische Maßnahmen:

  • Heizungssteuerung (Nachtabsenkung)
  • Ausschalten der Heizung und Pumpen im Sommer
  • Fensteröffnungskontakte
  • Elektrisch geregelte Thermostatventile

Werden zu beheizende Räume nicht warm?

Ein hydraulischer Abgleich ist empfehlenswert. Er ist auch bei gewachsenen Strukturen und verändertem Nutzungsverhalten sinnvoll.

Gibt es Wärmeverluste?

Überprüfen, ob Rohrleitungen oder Speicher ausreichend gedämmt sind.

Arbeiten die Heizungspumpen bedarfsgerecht?

Überprüfen, ob Heizungspumpen mit konstanter Drehzahl laufen, oder ob sie bereits differenzdruckgeregelt und somit hocheffizient sind.

Tipp: Die Fehlersuche und Betriebsoptimierung sollte mit einem Fachbetrieb abgestimmt werden. Es sollte eine jährliche Inspektion durchgeführt werden.

Austausch des Wärmeerzeugers

Ist der Wärmeerzeuger schon sehr alt, deutet sich ein Defekt an oder ist bereits einer vorhanden, empfiehlt es sich, sich mit technologischen Alternativen auseinanderzusetzen. Der Austausch des Wärmeerzeugers kann mit hohen Effizienzgewinnen und gleichzeitig mit einer Verbesserung des CO2-Fußabdruckes einhergehen. Der in Zukunft weiter ansteigende CO2-Preis steigert die Wirtschaftlichkeit eines Einsatzes von Heizungen auf Grundlage Erneuerbarer Energien. Einen CO2-Rechner, mit dem Sie die steigenden Kosten durch die nationale CO2-Bepresiung nachvollziehen können, finden Sie hier.

Der Austausch des Wärmeerzeugers sollte nie für sich allein betrachtet und realisiert werden, sondern immer im Kontext des im Betrieb vorhandenen Gesamtsystems. Bei der Planung einer Wärmepumpe sollte beispielsweise zwingend die bereits vorhandene Wärmeübergabe auf Eignung geprüft werden. Zudem sollten die Wärmeplanung der Kommune und die gesetzlichen Pflichten berücksichtigt werden. Unter Umständen besteht die Möglichkeit, sich in Zukunft an ein Fernwärmenetz anzuschließen und den Wärmebedarf somit ohne größere eigene Investitionen zu dekarbonisieren.

Im Folgenden werden mögliche Alternativen zu konventionellen Wärmerzeugern dargestellt:

 

Wärmepumpe

Die elektrische Wärmepumpe arbeitet wie ein Kühlschrank, nur umgekehrt. Das Kältemittel in der Wärmepumpe entzieht der Umgebung Wärme und gibt sie an den Raum ab. Mit diesem Prinzip können aus einer Kilowattstunde (kWh) Strom rund 4 kWh Wärme erzeugt werden, womit die Wärmepumpe zu den effizientesten Wärmerzeugern zählt. Die Vorlauftemperatur von Wärmepumpen sind niedriger als die von Gas- oder Ölheizungen, weshalb insbesondere in Verbindung mit Flächenheizungen (bspw. Fußbodenheizung) die Effizienzvorteile zum Tragen kommen. Allerdings gibt es mittlerweile auch zahlreiche Modelle, die Vorlauftemperaturen über 50 °C erreichen und somit in Bestandsgebäuden eingesetzt werden können.
Tipp: Um herauszufinden, ob Ihre Wärmeverteilung grundsätzlich für eine Wärmepumpe geeignet ist, können Sie an einem kalten Wintertag die Vorlauftemperatur Ihrer Heizung auf 55°C absenken und testen, ob die Räumlichkeiten weiterhin ausreichend warm werden.
 

Biomasse / Pellets

Biomasseheizungen, wie Pelletkessel, können höhere Vorlauftemperaturen erreichen als Wärmepumpen und sind daher besonders dort geeignet, wo hohe Vorlauftemperaturen zwingend benötigt werden. Die Verbrennung von Biomasse erzeugt mehr Feinstaub als Gas- oder Ölheizungen. Moderne Pelletheizungen sind jedoch im Vergleich zu Scheitholz oder Hackschnitzeln sehr sauber. Biomasse wird vom Gesetzgeber als ein erneuerbarer Energieträger definiert und gilt somit als klimaneutral. Für die Lagerung der Biomasse wird Platz benötigt. Vor diesem Hintergrund bietet sich vor allem der Ersatz von alten Ölheizungen an, da es bereits wegen des alten Öltanks einen Lagerplatz gibt und weiterhin hohe Vorlauftemperaturen realisiert werden können. 
 

Solarthermie

Bei solarthermischen Anlagen wird aus der Sonnenenergie Wärme gewonnen, die für Heizungsanlagen oder die Warmwassererzeugung genutzt werden kann. Solarthermieanlagen werden in der Regel für die Warmwassererzeugung oder zur Unterstützung der Heizungsanlage genutzt. Sie eignen sich daher besonders für Hybridheizungen, also für eine Kombination verschiedener Heizsysteme, beispielsweise Solarthermie in Kombination mit Biomasse oder Gas.  
 

Biomethan / Biogenes Flüssiggas / Wasserstoff

Auch die Nutzung von Biomethan, biogenem Flüssiggas sowie grünem oder blauem Wasserstoff kann eine Lösung zur Einhaltung der vom Gebäudeenergiegesetz vorgesehenen 65-Prozent-Regel sein. Bei Biomethan oder biogenem Flüssiggas sind in der Regel keine oder nur geringe Anpassungen zu herkömmlichen Erdgas- oder Flüssiggaskesseln notwendig. Wasserstoff kann entweder, wie Erdgas, direkt verbrannt oder in einer Brennstoffzellenheizung eingesetzt werden. Im Gegensatz zu Biometahn oder biogenem Flüssiggas ist grüner oder blauer Wasserstoff bisher kaum verfügbar.
 

Hallenheizung

Die effiziente Erwärmung von Hallen ist eine Herausforderung, da in der Regel nur bestimmte Teile der Halle erwärmt werden müssen. Hierfür eignen sich vor allem Strahlungsheizungen, wie Hell- oder Dunkelstrahler. Soll die Halle gleichmäßig erwärmt werden, sind Flächenheizungen, wie eine Fußbodenheizung, eine effiziente Möglichkeit, da sie mit einer Wärmepumpe betrieben werden können. In Bestandshallen kann das jedoch oft nicht realisiert werden. Dort können bei einer guten Hallenisolierung auch Wärmepumpen in Kombination mit Konvektoren oder Lufterhitzern eingesetzt werden. Die Voraussetzungen sind oft sehr individuell.

 

Tipp: Bevor Sie sich auf einen neuen Wärmeerzeuger festlegen, überprüfen Sie die gesetzlichen Anforderungen im Gebäudeenergiegesetz und informieren sich über die Wärmeplanung Ihrer Kommune. Nehmen Sie eine Beratung in Anspruch und informieren Sie sich über Förderungen.

Förderung

Für die Optimierung oder Erneuerung Ihrer Heizungsanlage gibt es mit der Bundesförderung für effiziente Gebäude zahlreiche Fördermöglichkeiten. Anbei finden Sie eine Auswahl möglicher Fördergegenstände: Wärmepumpen, Biomasseheizungen, effiziente Heizungspumpen, Erweiterung des Gebäudenetzes, Flächenheizungen, Hydraulischer Abgleich, etc. Für die Antragsstellung muss in der Regel ein bei der Deutschen Energie-Agentur gelisteter Energieberater hinzugezogen werden. Die Liste finden Sie hier.

Tipp: Planen Sie für die Antragsstellung sowie für die Förderzusage etwas Zeit ein. Wenn die Heizung aufgrund eines Defekts kurzfristig ersetzt werden muss, fehlt diese oftmals.

Beratungsmöglichkeiten

In der Regel ist es hilfreich, sich zu den zahlreichen technischen Möglichkeiten beraten zu lassen. Passende Berater finden Sie beispielsweise auf folgenden Seiten:

Oder vereinbaren Sie einen Termin zur Erstberatung mit dem Effizienz-Experten der IHK.

Nächste Folge

Thema der nächsten Folge ist die Prozesswärmeerzeugung.