Europakaufleute für den Niederrhein
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Stand: 20.01.2015
Der Außenhandel ist für die niederrheinische Wirtschaft von großer Bedeutung. „Deshalb brauchen Unternehmen Mitarbeiter, die mit ausländischen Partnern kommunizieren und kooperieren können“, sagt Frank Clauß, Referent im Bereich Ausbildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. „Die klassischen kaufmännischen Berufe vermitteln jedoch nur einen Teil der erforderlichen internationalen Qualifikationen und Kompetenzen.“
Für Auszubildende, denen das nicht genug ist, bietet das Berufskolleg Rheydt-Mülfort für Wirtschaft und Verwaltung die Zusatzqualifikation „Internationale Wirtschaftsassistenten / Europakaufleute“ an. In anderthalb Jahren werden die Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf die IHK-Prüfung vorbereitet. Im Februar beginnt der nächste Kurs. „Es können sich auch Schüler anderer Berufsschulen dafür anmelden“, sagt Lehrerin und Koordinatorin Marie-Claire Heitmann. „Allerdings sollte man die zusätzliche Belastung nicht unterschätzen.“
Das können Janina Rilke und Lars Wateler nur unterschreiben. Die beiden sind angehende Groß- und Außenhandelskaufleute im dritten Lehrjahr und haben 2014 ihre Europakaufleute-Prüfung vor der IHK abgelegt. „Es war schon anstrengend, jeden Dienstag- und Donnerstagabend nach der Arbeit und so manchen Samstag die Schulbank zu drücken“, berichtet die 22-jährige Janina Rilke. „Aber es hat sich absolut gelohnt, weil ich eine Menge für mich dazugelernt habe.“
Die Zusatzqualifikation besteht aus insgesamt fünf Modulen. Im ersten machen die Auszubildenden den Europäischen Computerführerschein (ECDL) und erwerben damit ein weltweit anerkanntes Zertifikat zum Nachweis von grundlegenden IT-Kenntnissen. „Wir bereiten die Schüler auf den ECDL vor und nehmen als autorisiertes Prüfungszentrum der Dienstleistungsgesellschaft für Informatik die Prüfungen ab“, erklärt Lehrer Julian Amhoff, der dieses Modul betreut. Umfangreiche Englisch-Kenntnisse werden mit dem Zertifikat Kommunikation und Korrespondenz (KMK) nachgewiesen, zudem wird ein Europäisches Sprachenzertifikat in Spanisch oder Französisch erworben. „Alleine auf den Sprachenbereich entfallen 140 bis 200 Unterrichtsstunden“, erklärt Lehrer Sebastian Bröker, zuständig für Englisch und das Modul Internationale Geschäftsprozesse (IGP). „Und auch die IGP sind mit 160 Stunden sehr umfangreich.“ Sie sind in zwei Lernfelder aufgeteilt: Im ersten geht es darum, ein Produkt auf einem ausländischen Markt zu positionieren. Das zweite trägt die Überschrift „Auslandsaufträge anbahnen, abwickeln und bewerten“.
„Mich hat aber vor allem die Möglichkeit gereizt, ein Auslandspraktikum zu absolvieren“, sagt Azubi Lars Wateler. „Denn das ist Pflicht.“ Der 23-Jährige durfte drei Wochen lang am britischen Stratford-upon-Avon-College hinter die Kulissen blicken – eine ganz neue Erfahrung für ihn. „Ich mache meine Ausbildung in dem Mönchengladbacher Dental- und Medizin-Großhandel Roos Dental. Das College war da natürlich eine ganz andere Welt.“ Seine Mitschülerin Janina Rilke ist beim Mönchengladbacher Großhändler Heinrich Schmidt beschäftigt und sammelte Auslandserfahrungen bei einem Maschinenbauer in der spanischen Stadt Bergara. „Die Schüler mussten sich selbst um die Praktikumsplätze kümmern“, berichtet Koordinatorin Marie-Claire Heitmann. „Das war schon eine kleine Herausforderung. Aber nur so lernt man, über sich hinauszuwachsen.“
Die Teilnahme an dem Vorbereitungslehrgang zur Europakaufleute-Prüfung ist kostenlos. Für das Europäische Sprachenzertifikat fallen etwa 50 Euro an, der Europäische Computerführerschein kostet zirka 90 Euro, und die Prüfungsgebühr bei der IHK beträgt rund 100 Euro. Zudem muss die Fachliteratur auf eigene Kosten angeschafft werden. „Zur Finanzierung des Auslandspraktikums kann zum Beispiel das Förderprogramm Erasmus Plus genutzt werden“, sagt Heitmann.
Mehr Infos gibt es im Internet unter www.berufskolleg.biz.
Bildunterschrift:
Janina Rilke und Lars Wateler sind frisch gebackene Europakaufleute. Darüber freut sich das Lehrer-Team Julian Amhoff (l.), Marie-Claire Heitmann (2.v.l.) und Sebastian Bröker (r.).