IHK veröffentlicht Studie zum Tourismus
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Stand: 27.04.2015
70 Millionen Übernachtungen und Aufenthaltstage: Der Niederrhein war im vergangenen Jahr bei den Touristen gefragt – Krefeld könnte allerdings mehr Gäste anziehen. Insgesamt liegt der durch den Tourismus am Niederrhein generierte Bruttoumsatz bei geschätzt 2,17 Milliarden Euro. 7 Prozent davon wurden in Krefeld erwirtschaftet. Den höchsten Anteil an den touristisch bedingten Umsätzen im Untersuchungsgebiet hat der Rhein-Kreis Neuss mit 26 Prozent, den geringsten der Kreis Heinsberg mit 6 Prozent. Das geht aus der Studie „Tourismuswirtschaft am Niederrhein“ der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein hervor. Erarbeitet hat die Studie die ift Freizeit- und Tourismusberatung GmbH, die die touristische Wertschöpfung am Niederrhein für die Kreise Neuss, Viersen, Kleve, Wesel und Heinsberg sowie für die Städte Krefeld und Mönchengladbach untersucht hat. Die IHK möchte auf Grundlage dieser Ergebnisse eine Diskussion über die Tourismusstrukturen am Niederrhein anstoßen.
Auch bei der Tourismusintensität (Übernachtungen je 1.000 Einwohner pro Jahr) belegt Krefeld nur Platz 31 von den 42 Kreisen und kreisfreien Städten in NRW. Die Tourismusintensität ist ein Indikator für die Bedeutung des Übernachtungstourismus‘ eines Reiseziels. Mit 1.078 Übernachtungen je 1.000 Einwohner siedelt sich Krefeld hinter dem Kreis Viersen (Platz 28), aber vor der Stadt Mönchengladbach (Platz 33) an.
Die Tourismuswirtschaft am Niederrhein ist ein bedeutender Wirtschafts- und Standortfaktor. Sie schafft 32.000 Arbeitsplätze und generiert in der Region Niederrhein geschätzt durchschnittlich 52 Millionen Euro Steuereinnahmen pro Jahr. Doch im Vergleich zu den anderen Regionen in NRW liegt der Niederrhein bei der Tourismusintensität auf dem vorletzten Platz. Er kann zurzeit nicht mit der Wachstumsdynamik der anderen NRW-Regionen Schritt halten.
„Ein Grund dafür könnte sein, dass sich der Niederrhein so zersplittert vermarktet“, sagt Dr. Dieter Porschen, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. „Zurzeit kämpft jeder für sich, anstatt Ressourcen zu bündeln.“ Der Kreis Viersen ist mit Kleve und Wesel in der Niederrhein Tourismus GmbH zusammengeschlossen. Mönchengladbach und der Rhein-Kreis Neuss finden sich in dem losen Bündnis „Südlicher Niederrhein“ zusammen, und Krefeld vermarktet sich derzeit alleine.
Krefeld hat laut Porschen noch viel Potenzial, das ausgeschöpft werden sollte. „Der Niederrhein hat mit seinen Museen, Sportereignissen, Kulturangeboten und interessanten Radrouten viele touristische Attraktionen. Diese Stärken sollten alle Kommunen am Niederrhein mit einem gemeinsamen Auftritt vermarkten“, betont der Hauptgeschäftsführer. Diese Ansicht teilt die Mehrheit der Unternehmer und Wirtschaftsförderer, die im Rahmen der Studie befragt wurden.
So begrüßt Giuseppe Buonanno, Inhaber der Villa Medici in Krefeld, dass die Stadt ihr touristisches Profil schärfen möchte. „Doch im Wettbewerb der Regionen kann sich Krefeld erfolgreicher und ressourcenschonender vermarkten, wenn es sich zusätzlich in einem Verbund mit den Städten am Niederrhein gemeinsam aufstellt.“ Deshalb sieht Buonanno den Plan der Stadt, sich im „Südlichen Niederrhein“ mit Mönchengladbach und dem Rhein-Kreis Neuss zusammenzutun, eher kritisch. „Die Vermarktung einer Teilregion ist marketingtechnisch wenig sinnvoll. Krefeld hat viele Vorzüge – vor allem im Freizeit-Bereich und beim Geschäftstourismus.“ Warum vermarkte man diese Vorzüge nicht gemeinsam mit allen Kommunen am Niederrhein?
„Nur eine große Lösung kann für das Niederrhein-Marketing eine Perspektive sein“, sagt IHK-Präsident Heinz Schmidt. „Marketing bedeutet, langfristig und strategisch zu denken. Es wird eine höhere Schlagkraft entwickelt, wenn der Niederrhein kooperiert.“ Die individuellen Ansprüche an ein Tourismusprofil der jeweiligen Gebietskörperschaften seien sicherlich begründet und bei allen Maßnahmen zu berücksichtigen, so der Präsident. „Aber auch die anderen Tourismusregionen in NRW schaffen es, unter einem einheitlichen Namen aufzutreten und dort die Gemeinsamkeiten der Region herauszustellen.“