Welche Kriterien sind bei der Standortsuche relevant?

Welche Kriterien sind bei der Standortsuche relevant?
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Stand: 22.01.2015

Jörg von Ditfurth spricht Klartext: „Man kann nur punkten, wenn man breit aufgestellt ist“, erklärte der Partner vom Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte bei der Premiere von „Moment mal – Krefeld!“. Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe informierte Ditfurth auf Einladung der Initiative „Zukunft durch Industrie – Krefeld“ Bürger, Politiker und Unternehmen über Kriterien für die Standortauswahl.

Der Experte machte deutlich, dass in Deutschland die Einsicht, dass eine Region stärker wahrgenommen wird als eine einzelne Stadt, noch nicht genügend verbreitet sei. Bei Gesprächen zu einer möglichen Ansiedlung säßen im Ausland häufig Bürgermeister einer ganzen Region am Tisch und böten ein entsprechendes Gesamtpaket an. „Daran scheitert es in Deutschland oftmals“, betonte er. Stattdessen finde man angrenzende Gewerbegebiete, für die unterschiedliche Gewerbesteuerhebesätze gelten. „Dabei ist die Gründung eines interkommunalen Gewerbegebiets für die beteiligten Kommunen eine Win-Win-Situation.“

Die Höhe der Hebesätze ist ein wichtiges Kriterium für Unternehmen und Investoren, aber keineswegs das einzige. Abgesehen von branchenspezifischen Anforderungen nannte Ditfurth „unabdingbare“ Faktoren, die bei der Standortsuche Priorität haben. Dazu gehören eine marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung, Rechtssicherheit sowie die Verfügbarkeit von Fachkräften, von Energie, Strom, Rohstoffen und Flächen. Orte, die diese Kriterien erfüllen, werden in einem zweiten Schritt auf „wichtige“ Standortfaktoren hin untersucht, wie etwa niedrige Energie- und Rohstoffkosten, schnelle Zulassungs- und Genehmigungsverfahren oder die zukünftige Verfügbarkeit von Fachkräften. Schließlich werden die wünschenswerten Standortfaktoren berücksichtigt, zum Beispiel der Zugang zu Krediten am Investitionsstandort, die sozio-kulturelle Infrastruktur, Umweltschutzstandards sowie vorhandene Forschungs- und Entwicklungsnetzwerke.

Gerät eine Kommune bei der Standortsuche ins Blickfeld des Unternehmens, spielen Organisation und Kommunikation für die erfolgreiche Ansiedlung eine entscheidende Rolle. „Wir sind immer darauf angewiesen, dass wir vernünftige Informationen bekommen“, erklärte der Experte. Dabei könne schon der Blick auf die Internetseite entscheidend sein. Sie muss die Investoren ansprechen und die Standortvorteile auflisten. „Sie brauchen eine Strategie. Sie müssen wissen, wofür Ihre Stadt und Region steht.“ Wichtig sei den Unternehmen meist der Faktor Zeit. Deshalb sei es für Städte ratsam, alle Ansprechpartner vom Bürgermeister über das Bauamt, die Wirtschaftsförderung und die Hochschule, möglicherweise bis hin zu Geldinstituten gemeinsam mit dem interessierten Unternehmen an einen Tisch zu bekommen. „Wenn wir Informationen nachjagen müssen, ist dies nicht hilfreich. Dann fällt der Standort aus dem Wettbewerb raus.“

In der anschließenden Diskussion wollte Mario Bernards, Leiter Politik und Bürgerdialog des Chemparks, wissen, inwiefern sogenannte weiche Standortfaktoren entscheidend sind. „Sie retten den Hebesatz nicht“, erklärte Ditfurth. „Für Unternehmen, die nach ihrer Ansiedlung Mitarbeiter von außen holen wollen, sind sie aber wichtig.“ Dr. Bernd Diener, Sprecher der Initiative „Zukunft durch Industrie – Krefeld“, interessierte sich dafür, ob eine Stadt im Wettbewerb nicht mehr bestehen kann, nachdem eine Bürgerinitiative ein Projekt gestoppt hat. Sicherlich würden sich Unternehmen in einem Industriegebiet nicht ansiedeln, in dem ansässige Betriebe bereits Probleme hatten, so der Experte.

In seiner Begrüßungsrede hatte Diener erklärt: „Wir sind, was die Industrie angeht, in Krefeld gut aufgestellt. Aber das ist kein Selbstläufer. Man muss etwas dafür tun, damit das so bleibt.“ Nach der Veranstaltung stellte er fest: „Nach allem, was wir gehört haben, schlägt Krefeld mit den Planungen für das interkommunale Gewerbegebiet mit Willich und Meerbusch den richtigen, zukunftsweisenden Weg ein.“

Bildunterschrift:
Jörg von Ditfurth, Partner Deloitte, informierte über Kriterien der Standortauswahl.