Experten berichten über die Digitalisierung

Experten berichten über die Digitalisierung
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Stand: 30.09.2016

Warum wurden und werden New-Economy-Unternehmen wie Amazon oder Google vor allem in den USA gegründet? Wie kommt es, dass der Alltag in Korea weitaus stärker von der Digitalisierung geprägt ist als hierzulande? Wieso wagen in Israel so viele Unternehmer den Schritt in die Selbstständigkeit? Diese und viele weitere Fragen diskutierten Unternehmer vom Niederrhein mit Experten der Auslandshandelskammern (AHK) USA, Israel und Korea im Monforts Quartier in Mönchengladbach. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein hatte zu diesem Treffen unter dem Motto „Digital@Lunch“ eingeladen. „Die digitale Transformation revolutioniert nicht nur die Wertschöpfungsketten nahezu aller Unternehmen und Branchen, sondern verändert auch die Arbeitswelt und das Zusammenleben zwischen Menschen“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz zur Begrüßung. „Digitalisierung ist ein globaler Trend – Grund genug, heute mal über den digitalen Tellerrand des Niederrheins in die Welt zu blicken.“

Den Auftakt machte Grisha Alroi-Arloser. Der Geschäftsführer der Auslandshandelskammer Israel ging in seinem Vortrag auf die technologische Tradition des Landes ein: „In Anbetracht seiner prekären geopolitischen Lage und mangels Größe musste sich Israel rasch eigene Kompetenzen in der Hochtechnologie aneignen, um seine Existenz in der Region zu sichern und den enormen Aufgaben durch die Masseneinwanderung gerecht werden zu können.“ Dank hervorragender Universitäten und Forschungseinrichtungen, einer gebildeten Bevölkerung und des Militärs als Technologieschmiede der Nation habe sich Israel in den vergangenen Jahrzehnten zum „Silicon Wadi“ entwickeln können – dem zweitbesten Startup-Ökosystem nach dem Silicon Valley in Kalifornien. „In Israel wurden Produkte und Dienstleistungen entwickelt, die jeder kennt: zum Beispiel der USB-Stick, Voice over IP, Instant Messaging, die Firewall, die Multi-Core-Prozessor-Architektur“, berichtete Alroi-Arloser. Deutschland könne von der Risikobereitschaft israelischer Unternehmen lernen. „Auch der Umgang mit dem Scheitern ist ein anderer, eine Pleite wird nicht als Hiobserfahrung, sondern als konstruktive Bereicherung einer Hightech-Karriere empfunden“, so der AHK-Experte.

Ähnliches konnte auch Andreas Schäfer, stellvertretender Geschäftsführer der AHK Korea, berichten. „Es gilt die Devise: ‚Just dot it‘. Neue Technologien werden in Windeseile eingeführt – und auch schnell wieder begraben, wenn der Erfolg ausbleibt.“ Korea sei Vorreiter bei der Nutzung von breitbandigem Internet und schneller Datenübertragung. Das sei vor allem im Alltag spürbar, so Schäfer: „Während öffentliche Busse einerseits nur spartanischen Komfort bieten, sind sie andererseits mit modernster RFID-Technik ausgestattet. Die Bezahlung des Fahrpreises erfolgt bargeldlos, Stempelautomaten gibt es nicht.“ Während Hardware-Firmen wie Samsung und LG längst zu den großen Global Playern gehören, gibt es bei der Software zahlreiche koreanische Insellösungen. Schäfer: „Statt Google dominiert Naver als Suchmaschine, und statt per Whatsapp chatten Koreaner per Kakaotalk.“
 
Aus den Vereinigten Staaten berichtete Rene van den Hoevel, Managing Director der Auslandshandelskammer USA: „Die Digitalisierung wird durch die Start-up-Kultur insbesondere im Silicon Valley getrieben.“ Dahinter wiederum stünden Venture-Capital-Geber, die bereit seien, mutig in neue Geschäftsmodelle zu investieren. „Zudem spielen Universitäten eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung neuer Technologien und Dienstleistungen“, so van den Hoevel, der durchaus Chancen für die deutsche Wirtschaft sieht, von der Digitalisierung zu profitieren: „Deutschland muss auf der Basis seiner starken Leitbranchen – etwa im Bereich Automobil- oder im Maschinenbau – neue digitale Lösungen entwickeln.“

Weitere Informationen zur Digitalisierung und Industrie 4.0 sind im Internet zu finden: www.ihk-rheinland-wirtschaft40.de

Bildtext: Jürgen Steinmetz (Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, r.) und Dr. Ron Brinitzer (IHK-Geschäftsführer des Bereichs Innovation / Umwelt, l.) begrüßten Grisha Alroi-Arloser (Geschäftsführer der Auslandshandelskammer Israel), Andreas Schäfer (stellvertretender Geschäftsführer der AHK Korea) und Rene van den Hoevel (Managing Director der Auslandshandelskammer USA, v.l.).