Gewerbe braucht Wohnraum
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Stand: 16.12.2016
„Gewerbe braucht Wohnraum“ – unter diesem Motto stand das Krefelder Immobilien- und Investorenforum 2016. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein und die Wirtschaftsförderung Krefeld begrüßten im Campus 44 in Fichtenhain rund 70 Vertreter von Investoren und Immobilienunternehmen sowie Politiker. „Unsere Stadt wächst, der Wohnraumbedarf nimmt zu“, sagte Oberbürgermeister Frank Meyer. „Wir müssen große Anstrengungen unternehmen und alle Möglichkeiten ausschöpfen, wenn wir diese Chance für Krefeld nutzen wollen.“ IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz erinnerte daran, dass die Lebensqualität einer Stadt und die Güte des Wohnraums längst ein entscheidender Standortfaktor seien: „Gewerbeflächen sind wichtig, damit sich Unternehmen entwickeln können. Gleichzeitig brauchen die Unternehmen aber auch attraktive Wohnquartiere für ihre Mitarbeiter.“
Im anschließenden Impulsvortrag erläuterte der Mönchengladbacher Bauunternehmer und Vorsitzende des Landesverbands NRW beim Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen e.V., Martin Dornieden, welchen Herausforderungen sich die Kommunen und die Bauwirtschaft stellen müssen: „Wir haben enorme Zuwächse in den Städten, vor allem junge Menschen zieht es in die Zentren.“ Davon könnten Städte mit Hochschulen – wie zum Beispiel Krefeld – enorm profitieren, so Dornieden. „Früher haben sich Unternehmen vornehmlich in der Nähe von Bodenschätzen oder Verkehrsachsen niedergelassen, heute gehen die Firmen dort hin, wo sie gut ausgebildete und kreative Mitarbeiter finden können.“ Und diese Klientel lege Wert auf attraktive Innenstädte mit einem vielfältigen Freizeit-, Einkaufs- und Kulturangebot.
„Unser Unternehmen ist darauf angewiesen, dass es auch bezahlbaren Wohnraum vor Ort gibt“, sagte Richard Lacek-Herbrand, Geschäftsführer des Autohauses Herbrand, in der anschließenden Diskussion. Diese Einschätzung bestätigte auch Thomas Siegert. Der Vorstand der Wohnstätte Krefeld stellte einige geplante Projekte seiner Gesellschaft in Linn, Gartenstadt und Fischeln vor. „Aber Krefeld braucht mehr private Investoren“, appellierte Siegert. „Wir als städtische Gesellschaft können den enormen Bedarf nicht decken.“ Norbert Bienen, Immobilienentwickler und Vorsitzender des IHK-Ausschusses Immobilienwirtschaft, stimmte Siegert zu: „In den letzten Jahren gab es nur kleinere Wohnbauprojekte, die durch private Investoren umgesetzt wurden.“ Durch die niedrigen Zinsen sei die Situation für private Investoren derzeit ideal. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, fragte Bienen. Alte Gewerbebrachen in den Zentren sollten seiner Meinung nach konsequent für den Wohnungsbau genutzt werden. Gleichzeitig sollte dieser Gewerbeflächenverlust durch die Ausweisung neuer Gebiete an den Verkehrsachsen kompensiert werden.
Zum Abschluss gaben Planungsdezernent Martin Linne und Eckart Preen, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Krefeld, einen Überblick über den Bedarf und das Potenzial des Immobilienstandorts Krefeld: „Im Süden der Stadt erleben wir im Gewerbesektor einen Investitionsboom“, berichtete Preen. „Diese Ansiedlungen befeuern den Wohnraumbedarf.“ Der liege bei rund 6.500 neuen Wohneinheiten bis 2020, wie Linne vorrechnete. „Wir brauchen 1.300 Einheiten pro Jahr“, erläuterte der Dezernent. „In den letzten Jahren sind im Durchschnitt gerade mal 230 bis 250 Wohneinheiten pro Jahr auf den Markt gekommen. Das muss deutlich gesteigert werden.“ Mit dem neuen Flächennutzungsplan habe die Stadt die planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen, ausreichende Flächen für neue Entwicklungen schnell baureif machen zu können.
Insgesamt waren sich alle Referenten einig, dass sich Krefeld im Aufbruch befinde und alle Voraussetzungen gegeben seien, dass die Stadt von der aktuellen Entwicklung profitieren werde.
Bildtext: IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz (l.) und Oberbürgermeister Frank Meyer stellten sich den Fragen von Moderatorin Beate Kowollik.
Foto: Ralf Krieger