IHK stellt Standortanalyse vor

IHK stellt Standortanalyse vor
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Stand: 12.12.2016

Der Standort Korschenbroich hat sich in den vergangenen Jahren insgesamt positiv entwickelt. Im Vergleich zu anderen Kommunen ähnlicher Größe in Nordrhein-Westfalen erreicht er zufriedenstellende Werte. Dennoch gibt es Handlungsbedarf. Das ist das Ergebnis einer Standortanalyse der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, die gemeinsam mit der Stadtverwaltung vorgestellt wurde. Für die Untersuchung hatte die IHK Daten der amtlichen Statistik zum Wirtschaftsstandort Korschenbroich analysiert und Korschenbroicher Unternehmen befragt. „Die Unternehmen sind zwar insgesamt zufrieden, sehen aber auch sehr deutlichen Verbesserungsbedarf“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Demnach seien die Standortkosten zu hoch und die Breitbandanbindung nicht mehr zufriedenstellend.

„Die Beschäftigung in Korschenbroich ist seit dem Jahr 1999 um 11 Prozent angestiegen. Das Wachstum ist damit etwa genauso hoch wie im Land, aber etwas niedriger als im Rhein-Kreis Neuss insgesamt“, erklärte IHK-Geschäftsführer Rainer Növer. Die Studie zeigt darüber hinaus, dass die Industrie in Korschenbroich eine bedeutende Branche ist. 32 Prozent der Beschäftigten arbeiten in produzierenden Betrieben. In NRW liegt der entsprechende Anteil bei 28 Prozent. Insbesondere der Maschinenbau ist in Korschenbroich von großer Bedeutung. Aber auch die distributiven Dienstleistungen – also die Bereiche Handel, Verkehr und Gastgewerbe spielen in Korschenbroich im Vergleich zum Land eine wichtige Rolle.

Im interkommunalen Vergleich schneidet Korschenbroich zufriedenstellend ab. Dabei wurde die Gemeinde anhand von verschiedenen volkswirtschaftlichen Indikatoren mit Kommunen ähnlicher Größe und dem Landesdurchschnitt verglichen. Növer: „Auf der einen Seite sind die Arbeitslosigkeit niedrig und die Kaufkraft hoch. Bei der Steuereinnahmekraft hingegen kommt Korschenbroich im Landesvergleich auf unterdurchschnittliche Werte.“ Die Realsteueraufbringungskraft ist zuletzt sogar – entgegen dem Landestrend – zurückgegangen.

An der IHK-Unternehmensumfrage haben knapp 80 Unternehmen mit insgesamt 1.300 Beschäftigten teilgenommen. „Das Ergebnis ist zufriedenstellend. Korschenbroich kommt bei einer Vierer-Skala auf eine Durchschnittsnote von 2,19 und damit auf die gleiche Bewertung wie der Mittlere Niederrhein im Durchschnitt insgesamt“, erklärte Steinmetz. Auffällig ist allerdings, dass die harten Standortfaktoren in Korschenbroich schlechter abschneiden als in der Region. „Dies liegt insbesondere an der kritischen Bewertung der Informations- und Kommunikationstechnik-Infrastruktur. Seitdem wir diese Analysen Anfang der Neunziger begonnen haben, haben wir bei diesem Standortfaktor noch nie einen schlechteren Wert gemessen“, untermauert Steinmetz die Forderung der IHK, dass hier gehandelt werden muss.

Gut wird dagegen die Straßeninfrastruktur bewertet. Ambivalent ist die Bewertung der kommunalen Kosten und Leistungen. „Insbesondere mit den Standortkosten sind die Unternehmer sehr unzufrieden“, erklärt Steinmetz. Dies betrifft insbesondere den Gewerbesteuer- und Grundsteuerhebesatz. Steinmetz kritisierte, dass die Stadtverwaltung plant, den Grundsteuerhebesatz zum Jahr 2018 nochmal zu erhöhen. Bei den kommunalen Leistungen werden die Erreichbarkeit, die behördlichen Reaktionszeiten sowie die reibungslose Kooperation der öffentlichen Ämter positiv hervorgehoben. „Der Service der Wirtschaftsförderung und die Bestandspflege sind dagegen verbesserungswürdig. Dies liegt auch an der personellen Ausstattung dieses Bereichs in der Stadtverwaltung“, erklärt Steinmetz.

Positiv werden die Innenstadtfaktoren bewertet. Dieser Bereich kommt in Korschenbroich auf eine Durchschnittsnote von 1,93, am Mittleren Niederrhein liegt sie im Durchschnitt bei 2,23. „Das Stadtbild, die Einkaufsmöglichkeiten und die Sicherheit in der Innenstadt sind Standortstärken. Ausbaufähig ist das Parkplatzangebot“, sagt Steinmetz.

Die Themen der anschließenden Diskussion zwischen Steinmetz, Bürgermeister Marc Venten und Christoph Kamper vom gleichnamigen Schuhgeschäft sowie den Besuchern waren vielfältig. „Das Parkplatzangebot ist eine Katastrophe“, erklärte der Einzelhändler. „Wir müssen uns auf die Wünsche der Kunden einstellen und die möchten im Ortskern parken. Dem müssen wir Rechnung tragen.“ Steinmetz betonte: „Für Städte und Gemeinden ist dies ein entscheidender Standortvorteil oder eben Nachteil.“ Sicherlich sei es schwierig zusätzliche Parkplätze zu schaffen, aber vieles könne man zumindest über entsprechende Hinweisschilder regeln. Ein Kompromiss mit dem Cityring sei bereits gefunden worden, so dass das vorhandene Parkleitsystem angepasst würde, betonte Venten. „Außerdem sei die Parksituation durch den Weggang des Verteilerzentrums aus dem Innenstadtbereich verbessert worden. Aus unserer Sicht stehen zentrumsnah auch zu Stoßzeiten ausreichend Parkplätze zur Verfügung.“

Ein Defizit, von dem viele Unternehmen betroffen sind, ist die unzureichende Breitbandversorgung. „Wir haben alles in die Wege geleitet, was möglich ist“, sagte Venten. „Derzeit hat jeder Unternehmer im Stadtgebiet die Möglichkeit, einen Glasfaseranschluss zu beantragen. Dazu hatten wir in jedem Gewerbegebiet Informationsveranstaltungen angeboten.“ Zudem verwies der Bürgermeister darauf, dass sich die Stadt um das Förderprogramm des Bundes zum Breitbandausbau beworben habe. „Jetzt müssen wir abwarten.“ Steinmetz appellierte an die Verwaltung, das Thema noch intensiver selbst anzugehen. „Wir müssen Gas geben.“

Schließlich blickten die Akteure auf den Haushalt der Stadt. „Ich kann nicht ausschließen, dass wir in den kommenden Jahren die Grundsteuer erhöhen müssen“, erklärte der Bürgermeister. „Alles klappt nicht alleine über Einsparungen.“ Steinmetz sprach sich dafür aus, die Voraussetzungen für die Ansiedlung von Unternehmen zu schaffen und damit Steuereinnahmen zu generieren statt Hebesätze zu erhöhen. Venten: „Wir haben in den vergangenen fünfzehn Jahren das Thema Gewerbefläche vernachlässigt. Jetzt hat es oberste Priorität.“

Bildunterschrift: Diskutierten über den Wirtschaftsstandort Korschenbroich (v.l.): Jürgen Steinmetz (IHK-Hauptgeschäftsführer), Marc Venten (Bürgermeister), Moderatorin Beate Kowollik und Christoph Kamper (Schuh Kamper).            

Die Analyse ist abrufbar unter: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/15227