Logistikbranche expandiert in der Region
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Stand: 18.08.2016
Die Logistikbranche ist der „Schmierstoff“ für die heimische Wirtschaft. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie der Prognos AG. Im Auftrag der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein hat die Gesellschaft die Bedeutung der Logistik für die Region und die enge Verflechtung der Logistikbetriebe mit der hiesigen verladenden Wirtschaft untersucht.
„Die Logistikbranche am mittleren Niederrhein ist klar mittelständisch geprägt, knapp 80 Prozent der Unternehmen haben weniger als 50 Mitarbeiter“, erklärt Prognos-Projektleiterin Dr. Jutta Peters. Allerdings expandiert die Branche vor Ort besonders stark. Von 2008 bis 2015 stieg die Mitarbeiterzahl um 36 Prozent. Auf Landesebene waren es 9,7 Prozent. Angeboten werden überwiegend Stück- und Massenguttransporte mit dem Lkw, aber immerhin zu 18 Prozent auch Wasser- und zu 15 Prozent Schienentransporte.
Eine Befragung der Logistikbetriebe und ihrer Auftraggeber zeigt, wie eng beide Seiten miteinander verflochten sind. Insbesondere die regionalen Schlüsselbranchen – Nahrungsmittelindustrie, metallverarbeitende Industrie, Chemie, Automotive und Maschinenbau – sind zentrale Kunden der Logistikdienstleister. „In der Regel bestehen zwischen ihnen langfristige Geschäftsbeziehungen“, sagt Peters. „Der Großteil der verladenden Wirtschaft vergibt ihre Aufträge an Logistiker aus der Region.“
Neben den klassischen logistischen Leistungen wie Transport, Lagerhaltung, Verteilung und Kommission von Waren übernehmen die Logistiker zunehmend auch sogenannte Value added services wie Planung und Beratung, die Etikettierung und die Qualitätskontrolle. Dieser Trend wird im Zuge der weiteren Digitalisierung an Bedeutung gewinnen. Denn intelligente Verkehrs- und Güterströme sind essenzielle Bestandteile von Industrie 4.0. Lieferzeiten werden sich noch weiter verkürzen, und die Ansprüche an die Flexibilität der logistischen Dienstleister werden weiter steigen.
Diese Entwicklung wird nicht ohne Auswirkungen auf das Berufsbild der in der Logistik Beschäftigten bleiben. Der „einfache“ Lagerarbeiter wird zunehmend durch Fachkräfte ersetzt. Entsprechend gibt mehr als die Hälfte der Logistikbetriebe an, in die Qualifikation ihrer Mitarbeiter investieren zu wollen.
„Logistik hat mit Vorurteilen zu kämpfen, die durch die Studie widerlegt werden“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Die Branche ist am Niederrhein ein Wachstums- und Beschäftigungsmotor. Davon profitieren wir sehr.“ Dabei sei Logistik zunehmend mehr als der Transport von einem Ort zum anderen. Um den Logistikstandort Mittlerer Niederrhein zukunftsfähig zu gestalten, müssen aber die infrastrukturellen Rahmenbedingungen verbessert werden. Deshalb fordert der IHK-Hauptgeschäftsführer den Ersatzbau der Leverkusener Rheinbrücke auf der A 1. Wichtig sei zudem der sechsspurige Ausbau der A 61. Um Rückstaus an anderer Stelle zu vermeiden, muss gleichzeitig der sechsspurige Ausbau des Autobahnrings um Mönchengladbach mit der Fortsetzung über die A 44 bis zum Kreuz Meerbusch und die A 52 bis zum Kreuz Kaarst erfolgen.
Steinmetz weist außerdem darauf hin, dass bis zum Jahr 2025 alle grenzüberschreitenden Schienenstrecken das Limit ihrer Leistungskapazität erreicht haben. Aus diesem Grund müsse durch den zweigleisigen Ausbau der Strecke Köln-Kaldenkirchen ein Bypass zur Betuwe-Linie als Verbindung nach Rotterdam geschaffen werden. Zusätzlich müsse für die bereits heute hochbelastete Strecke über Aachen nach Antwerpen (Montzen-Route) eine weitere Schienenverbindung zwischen dem Niederrhein nach Antwerpen („Eiserner Rhein“) umgesetzt werden. Für die Verlagerung von Gütern auf die Schiene sei außerdem der Ausbau des Umschlagterminals in Krefeld-Linn wichtig.
Neben einer bedarfsgerechten Verkehrsinfrastruktur ist allerdings auch die Verfügbarkeit von Flächen für die Ansiedlung von Logistikbetrieben unerlässlich. Deshalb müssen im Regionalplan genügend Flächen speziell für Gewerbe- und Industriegebiete, die auch für Großvorhaben geeignet sind, ausgewiesen werden. „Dazu bieten sich insbesondere interkommunale Gewerbegebiete als Premiumflächen an“, betont Steinmetz.
Schließlich ist die „Digitalisierung“ für den IHK-Hauptgeschäftsführer ein wichtiges Thema. Im Wettbewerb der Standorte wird der schnelle Datentransfer ein immer entscheidenderer Faktor sein. „Das Thema Breitbandanbindung für aktuelle und potenzielle Standorte muss daher weiterhin ganz oben auf der Agenda stehen“, so Steinmetz.
Bildunterschrift:
Jürgen Steinmetz (IHK-Hauptgeschäftsführer) und Dr. Jutta Peters (Prognos AG) stellten die Studie „Logistik am Niederrhein – Verflechtungsanalyse von Logistikunternehmen und verladender Wirtschaft“ vor.