Nach der Wahl:
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Stand: 15.05.2017
Die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen ist vorüber und die Ergebnisse werden nun analysiert. Aus Sicht der Unternehmen in der Region Mittlerer Niederrhein sollten insbesondere drei Themenbereiche auf der Agenda der neuen Landesregierung stehen: Strategien gegen den Fachkräftemangel, Investitionen in die Infrastruktur und ein Abbau der ausufernden Bürokratie. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Sonderumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein bei etwa 200 Unternehmen aus der Region.
Die IHK hatte die Unternehmer gefragt, welche drei wirtschaftspolitischen Themenkomplexe für sie Priorität haben. An erster Stelle steht das Thema „Bildung und Fachkräftesicherung“. Für 60 Prozent der Betriebe ist dies ein wichtiges Arbeitsfeld für die zukünftige Landesregierung. Die Wirtschaft beobachtet nach Ansicht der IHK zurzeit einen verstärkten Trend zur Akademisierung zu Lasten der beruflichen Bildung. „Dabei ist das deutsche Modell der dualen Berufsausbildung eine Erfolgsgeschichte“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Aus unserer Sicht sollten beispielsweise die Berufsschulen stärker unterstützt werden.“ Dies sei dringend notwendig, um wieder mehr junge Menschen für die duale Ausbildung zu begeistern.
Ebenfalls von großer Bedeutung für die Wirtschaft am Mittleren Niederrhein ist das Thema „Infrastruktur“. 56 Prozent der befragten Unternehmen sind der Ansicht, dass die neue Landesregierung in Bezug auf die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur und die Bereitstellung von Gewerbeflächen Akzente setzen muss. „Die Landesregierung sollte insbesondere neue Planungskapazitäten schaffen. Nur so lassen sich Bauprojekte auch realisieren“, erklärt Steinmetz. Der IHK-Hauptgeschäftsführer hofft zudem darauf, dass unverhältnismäßige Hürden zum Flächenverbrauch abgebaut werden. NRW benötige eine aktive Standortpolitik mit Anreizen für Erweiterungen und Neuansiedlungen. Dies schaffe letztlich neue Arbeitsplätze. „Der Mittlere Niederrhein bleibt eine Region im Strukturwandel“, so Steinmetz. „Diese Herausforderung lässt sich nur meistern, wenn wir neues Gewerbe ansiedeln.“
An dritter Stelle der wichtigsten Themen rangiert aus Sicht der Unternehmen der Bürokratieabbau. 48 Prozent der Betriebe sehen in einem Abbau von Auflagen und Regularien eine wichtige Aufgabe der neuen Regierung in Düsseldorf. „Beispielsweise kritisieren unsere Unternehmen regelmäßig komplizierte und langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren“, berichtet Steinmetz. „Für die aufwändigen Verfahren und die hohe Regelungsdichte sind nicht nur die Kommunen verantwortlich, sondern auch die Auflagen aus Düsseldorf.“ Weitere Beispiele für Bürokratie seien das Tariftreue- und Vergabegesetz sowie die Hygiene-Ampel.
Die drei Top-Themen haben bei allen Wirtschaftssektoren (Industrie, Handel, Dienstleister) die Priorität. „Allerdings wünschen sich insbesondere die Dienstleister mehr Engagement der Landesregierung beim Breitbandausbau und der Digitalisierung“, erklärt Steinmetz. Im produzierenden Gewerbe sind 30 Prozent der Unternehmen der Auffassung, dass die Energiepolitik ein wichtiges Politikfeld für die neue Regierung sein sollte. „Wettbewerbsfähige Energiepreise und Versorgungssicherheit sind wichtige Standortfaktoren für die Industrie am Mittleren Niederrhein und in Nordrhein-Westfalen. Das sollte die neue Landesregierung unbedingt im Auge behalten.“