So gelingt der Stabwechsel

So gelingt der Stabwechsel
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Stand: 04.10.2016

Die Unternehmensnachfolge gehört auch am Mittleren Niederrhein zu den größten Herausforderungen einer funktionierenden Wirtschaft. Oft sind zahlreiche Hürden zu überwinden, ehe die scheidende Geschäftsleitung das Ruder in neue Hände geben kann. Manchmal findet sich gar keine Regelung, im schlimmsten Fall steht dann eine Liquidation im Raum. Umso erfreulicher ist es, wenn der Stabwechsel erfolgreich und zur Zufriedenheit aller Beteiligten gelingt. Ein aktuelles Beispiel dafür ist das Mönchengladbacher Traditionsunternehmen MarpaJansen. Der Spezialist im Bereich Papier- und Kartonwaren für die Kreativbranche hat einen neuen Chef und Eigentümer. Auf Vermittlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein und der Krefelder Unternehmensberatung ButzConsult ist das Geschäft zwischen dem nun ehemaligen geschäftsführenden Gesellschafter Walter J. Goddar und seinem Nachfolger Frank Grossmann zustande gekommen. Das Aus des bereits Ende des 19. Jahrhunderts gegründeten Betriebs und der Wegfall von 35 Arbeitsplätze konnten so verhindert werden.

Der Fortbestand des Unternehmens war für Walter J. Goddar eine Herzensangelegenheit. Der 64-Jährige war 38 Jahre bei MarpaJansen tätig, seit 1996 als geschäftsführender Gesellschafter mit einem Anteil von 60 Prozent. Als er, durch Vermittlung von Butz und Koger, zum ersten Mal seinen potenziellen Nachfolger traf, spürten beide, „dass die Chemie stimmte“, wie Walter J. Goddar es beschreibt. Man habe sich auf sein Gegenüber verlassen können, was nicht zuletzt aufgrund der nötigen
Diskretion von existenzieller Bedeutung gewesen sei. „Transaktionen dieser Art müssen mit Blick auf den Wettbewerb bis zur letzten Minute unter dem Deckel bleiben“, betont der heutige Ex-Eigentümer. Obwohl es noch vieles zu klären gab, unter anderem mit den Banken und einem Mitgesellschafter, wurden sich Walter J. Goddar und Frank Grossmann handelseinig. Nach genau einem Jahr seit dem ersten Treffen war die Übernahme abgeschlossen, eine im Bereich Nachfolgeregelung ungewöhnlich kurze Zeitspanne.

Für Frank Grossmann (51) war es nach eigener Aussage „ein Volltreffer“. Der Unternehmer aus Düren, der mehr als 20 Jahren lang hohe Managerposten in der Papier- und Kartonindustrie innehatte, hatte für seinen Einstieg in die Selbstständigkeit den Unternehmensberater Stefan Butz ins Boot geholt. „Im Herbst 2014 erhielt ich von Herrn Grossmann den Auftrag, eine passende Firma für ihn zu finden“, erzählt der Krefelder. Dank eines Gesprächs mit dem IHK-Nachfolgeberater Wolfgang Koger stieß Stefan Butz fast schon in Rekordzeit auf ein vielversprechendes Objekt in Mönchengladbach: MarpaJansen. Dessen neuer Chef und Eigentümer will nun den Umsatz mit Bastel-, Deko- und Künstlerbedarf für alle Altersgruppen deutlich steigern. Neue Märkte wie Südamerika, USA und Japan sollen erschlossen werden. Mittelfristig ist auch eine personelle Aufstockung geplant.

Wolfgang Koger betont gleichwohl, dass positive Beispiele wie dieses den Blick auf die allgemeine Problematik nicht verstellen dürften. Denn viele Unternehmer im IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein hätten ein akutes Nachfolgeproblem. Koger beruft sich dabei auf die Ergebnisse einer Unternehmensbefragung, die vor zwei Jahren von IHK, ButzConsult und der Hochschule Niederrhein durchgeführt worden war. Demnach hat rund ein Drittel der Unternehmen, in denen eine Nachfolgeregelung in absehbarer Zeit notwendig wird, offenbar noch Handlungsbedarf, weil die Nachfolge nicht gelöst ist. Die familieninterne Nachfolge stellt laut der Studie mit rund 44 Prozent die bevorzugte Nachfolgelösung dar. „Dennoch müssen für mehr als die Hälfte der Unternehmen alternative Lösungen gefunden werden. Für den Nachfolgeprozess wird tendenziell zu wenig Zeit eingeplant. Die Dauer bis zur Übergabe wird oft unterschätzt – dabei sollte die frühzeitige Planung hier oberste Priorität haben“, lautet das Fazit der Autoren. Die Regelung der eigenen Unternehmensnachfolge sei unternehmerische Pflicht und Herausforderung zugleich. „Im Interesse der wirtschaftlichen Entwicklung ist sie gleichzeitig aber auch eine gesamtökonomische Notwendigkeit.“

Die nächste Informationsveranstaltung mit IHK-Beteiligung zum Thema Unternehmensnachfolge findet am 9. November statt. Dazu lädt die IHK ihre Mitgliedsunternehmen ein. „Der Nächste, bitte!“ richtet sich vor allem an Unternehmer ab 55 Jahren. Beginn ist um 17.30 Uhr im Ernst-Klusen-Saal der Viersener Festhalle. Die Teilnahme ist kostenfrei. Um eine Anmeldung bei Claudia Backes wird gebeten: Tel. 02161 241-134, E-Mail: backes@moenchengladbach.ihk.de.

Bildtext: Walter J. Goddar (2.v.l.) hat das Mönchengladbacher Traditionsunternehmen MarpaJansen an Frank Grossmann (3.v.l.) übergeben. Die Nachfolgeregelung wurde von Wolfgang Koger (l.), IHK Mittlerer Niederrhein, und Stefan Butz, ButzConsult, vermittelt und begleitet.