Umfrage: Tourismusbranche bleibt gespalten

Umfrage: Tourismusbranche bleibt gespalten
© Andrey Popov - Fotolia.com

Diese Meldung stammt aus dem Archiv und ist möglicherweise nicht mehr aktuell.

Stand: 20.01.2017

Die Stimmung bei Gastronomen und Hoteliers am Niederrhein ist mit Blick auf das zurückliegende Halbjahr so gut wie seit fünf Jahren nicht. Die Branche bleibt allerdings skeptisch, ob dieser positive Trend anhält. Auch die Geschäftslage bei Reisebüros, Reiseveranstaltern und Busunternehmen ist im Vergleich zum Frühjahr leicht verbessert. 128 Unternehmen aus Krefeld, Mönchengladbach und Duisburg sowie den Kreisen Neuss, Viersen, Wesel und Kleve haben an der gemeinsamen Befragung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein und der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve teilgenommen.

Von den befragten Unternehmen der Gastronomie und Hotellerie bewerten 46 Prozent ihre Lage im vergangenen halben Jahr als gut (Frühjahrsumfrage 2016: 37 Prozent) und 13 Prozent der Betriebe als schlecht (2016: 19 Prozent). Die Beherbergungsbetriebe meldeten – wie auch im Frühjahr – eine Zimmerauslastung von 51 Prozent. Nur 15 Prozent der befragten Gastronomen und Hoteliers erwarten zukünftig eine günstigere Geschäftslage (Frühjahr 2016: 32 Prozent). „Dies könnte mit der derzeitig guten Stimmung in dieser Branche zusammenhängen. Die Unternehmen bleiben allerdings skeptisch, dass sich dieser positive Trend fortsetzen wird“, erklärt Romy Seifert, Tourismusreferentin der IHK Mittlerer Niederrhein. Die negative Erwartungshaltung zeigt sich auch in den Zahlen: Im Vergleich zur Frühjahrsumfrage sinkt der Klimaindex in der Gastronomie und Hotellerie um 10,2 Punkte auf 110,0 Punkte.

Ganz anders stellt sich die Lage bei den Reiseveranstaltern und -büros dar: Nach dem Tiefstwert vom Frühjahr (95,7) liegt der Klimaindex aktuell bei 108,3 und steigt somit um 12,6 Punkte an. „Nach Anschlägen und Krisen kommt es in der Tourismusbranche zu Einbußen. Die Branche erholt sich in der Regel anschließend allerdings auch schnell wieder“, so Seiferts Einschätzung.

Die Geschäftserwartung im Reisegewerbe ist im Vergleich zur Frühjahrsumfrage etwas positiver. Insgesamt erwarten knapp ein Viertel der Befragten günstigere Geschäfte (Frühjahr 2016: 19 Prozent), die Hälfte rechnet mit einer gleichbleibenden Geschäftslage (Frühjahr 2016: 40 Prozent). Dabei blicken die Reiseveranstalter und Omnibusunternehmen positiver in die Zukunft als die Reisebüros. Dort gehen nur 23 Prozent von einer positiven Marktentwicklung aus.

Arbeitskosten, Energiepreise, wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und der Fachkräftemangel – das sind in den Augen der Unternehmen aus dem Gastgewerbe weiterhin die größten Risiken für die Geschäftsentwicklungen. Für die Mehrheit der Befragten aus dem Reisegewerbe sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die steigenden Arbeitskosten die zentralen Faktoren, die die Geschäftsentwicklung negativ beeinflussen könnten.

Da bei der Entwicklung der Beschäftigtenzahlen im Reise- und im Gastgewerbe nur eine geringe Dynamik zu erwarten ist, wirtschaften die Unternehmen zurückhaltend. 42 Prozent (Frühjahr 2016: 52 Prozent) der befragten Reiseunternehmen geben an, in der kommenden Saison keine Investitionen zu tätigen. Von den Unternehmen aus dem Gastgewerbe wollen 34 Prozent in gleicher Höhe investieren (Frühjahr 2016: 47 Prozent). Dabei handelt es sich vor allem um Modernisierungen.

Die beiden Industrie- und Handelskammern wollten zudem wissen, wie die Situation auf dem Arbeitsmarkt aussieht. Je knapp ein Viertel des Reise- und Gastgewerbes kann derzeit offene Stellen nicht besetzen, da die passenden Arbeitskräfte fehlen. Allerdings haben 42 Prozent (Gastgewerbe) bzw. 64 Prozent (Reisegewerbe) derzeit keinen Personalbedarf. Besteht allerdings Fachkräftebedarf, werden im Gastgewerbe vor allem Arbeitskräfte mit einer dualen bzw. abgeschlossenen Berufsausbildung (62 Prozent, Mehrfachnennung möglich) und Arbeitskräfte ohne abgeschlossene Berufsausbildung (57 Prozent, Mehrfachnennung möglich) für Restaurant, Service und Küche gesucht. Viele Unternehmen wollen daher zukünftig mit mehr Ausbildung (40 Prozent im Reisegewerbe und 33 Prozent im Gastgewerbe) auf den Fachkräftemangel reagieren. Auch die Einstellung von Flüchtlingen ist für das Gastgewerbe eine Option. Jeder sechste Betrieb beschäftigt aktuell Flüchtlinge, die in den vergangenen fünf Jahren nach Deutschland gekommen sind. Weitere 11 Prozent planen in den kommenden Jahren Flüchtlinge einzustellen.

Die komplette Saisonumfrage Tourismus ist zu finden unter:
www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/9728