Rheinische Wirtschaft mit klarer Aufwärtstendenz
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Stand: 11.11.2021
Die Lockerungen der Corona-Verordnungen, steigende Konsumlaune und zu-nehmende Investitionen sowie eine hohe Auslandsnachfrage führen in der Wirt-schaft im Rheinland zu einem deutlichen Aufschwung. Das zeigt das aktuelle Konjunkturbarometer der Industrie- und Handelskammern (IHKs) im Rheinland. „Die 2.700 befragten Unternehmen im Rheinland bewerten ihre aktuelle Ge-schäftslage viel besser als in den Vorumfragen, die noch ganz im Zeichen dras-tischer Einschränkungen des Wirtschaftslebens standen. Das gilt auch für viele Betriebe aus Leitbranchen am Mittleren Niederrhein“, erklärt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein.“ 40 Prozent der befragten Unternehmen beschreiben ihre Lage als gut, 15 Prozent sind mit ihrer Situation unzufrieden. Mit einem Saldo von fast 26 Punkten erreicht der Lageindex wieder das Vorkrisenniveau. Dr. Hubertus Hille, Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg: „Während die Bauwirtschaft, die IT-Branche und Teile der Industrie die Corona-Krise größtenteils überstanden haben, hat sich die Situati-on im Gastgewerbe oder im Einzelhandel noch nicht entspannt. Lieferschwierig-keiten für einige Rohstoffe und Vorprodukte sowie steigende Energiepreise belasten viele Industriebetriebe, und in zahlreichen Branchen bremst der Fach-kräftemangel die weitere wirtschaftliche Erholung.“
Die Erwartungen für die kommenden Monate sind deshalb zwar klar positiv, allerdings nicht ganz so deutlich wie die Lageeinschätzungen. 31 Prozent rech-nen mit einer Verbesserung der Geschäfte. Die große Mehrheit (55 Prozent) geht von einer gleichbleibenden Entwicklung aus. Zwischen den einzelnen Branchen zeigen sich dabei deutliche Unterschiede. „Die gut laufende Bauwirt-schaft, die Finanzdienstleister und die Gesundheitswirtschaft können sich eine nochmalige Verbesserung kaum vorstellen. Maschinenbau, Elektroindustrie und die IT-Branche rechnen trotz einer guten Lage mit weiteren Verbesserungen. Im Bereich Gastronomie und Tourismus sowie dem stationären Einzelhandel hofft man bei aktuell noch großen Schwierigkeiten auf eine baldige Verbesserung“, so der Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg.
Mit Blick auf die wichtigsten Branchen am Mittleren Niederrhein zeigt sich Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz mit der Situation in seiner Region eben-falls zufrieden. „Im Maschinenbau und in der Metallindustrie liegt der Lageindex mit 38 beziehungsweise 28 Punkten über dem jeweils langjährigen Durchschnitt, in der Chemischen Industrie mit 27 Punkten nur knapp darunter.“ Die Lage in der Ernährungsindustrie und in der Logistik (jeweils 11 Punkte) bleibt dagegen deut-lich hinter der Einschätzung der Gesamtwirtschaft zurück. „Beide Branchen sind besonders stark von hohen Rohstoff- und Energiepreisen betroffen“, so Stein-metz. In der Ernährungsindustrie melden 96 Prozent der Betriebe, dass die Rohstoff- und Energiepreise ein wesentliches Risiko für die weitere wirtschaftli-che Entwicklung sind, in der Logistik 71 Prozent – so viele wie in keiner anderen Dienstleistungsbranche.
Abhängig bleibt die zukünftige Entwicklung natürlich vom Verlauf der Pandemie und den entsprechenden Reaktionen der Politik. Als Ergebnis der beschriebe-nen Entwicklungen steigt der Konjunkturklimaindex auf 121 Punkte. Zuletzt er-reichte er einen vergleichbaren Wert zum Jahresbeginn 2019, also über ein Jahr vor Beginn der Coronapandemie. In den vergangenen beiden Umfragen lag er mit 97 bzw. 98 Punkten jeweils knapp unter der 100-Punkte-Grenze.
Die Nachwirkungen der Coronapandemie und einige altbekannte Probleme be-stimmen die größten Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung im Rheinland. Am häufigsten genannt (62 Prozent) werden die steigenden Energie- und Rohstoffpreise. Zum Jahresbeginn bereitete dies nur etwa halb so vielen Unternehmen Sorgen. In diese Kategorie fallen neben rekordverdächtigen Die-sel- und Benzinpreisen auch Lieferengpässe bei Holz, Chips, Halbleitern und anderen wichtigen Vorprodukten. In der Industrie sind hiervon sogar 85 Prozent betroffen.
Zweitwichtigstes Risiko ist der Fachkräftemangel. Dieser wird von 54 Prozent der befragten Unternehmen genannt, gegenüber dem Jahresbeginn eine Zu-nahme von 20 Prozentpunkten. In einigen Branchen wie dem Gastgewerbe fällt es schwer, in der Pandemie verlorene Fachkräfte und Aushilfen zurückzugewin-nen, in anderen Branchen fehlt schlicht der Nachwuchs (etwa Lkw-Fahrer und Pflegekräfte).
Die verbesserte wirtschaftliche Situation in vielen Betrieben und die freundliche-ren Aussichten führen dazu, dass wieder verstärkt investiert und Personal ein-gestellt werden soll. Hille: „32 Prozent der befragten Unternehmen wollen mehr investieren, nur halb so viele planen Einschnitte in den entsprechenden Budgets. In allen hier betrachteten Branchen ist der Saldo aus steigenden und sinkenden Investitionsplänen positiv. Am vorsichtigsten sind noch die Unternehmen im Gastgewerbe, Tourismus und Einzelhandel, von denen viele in der langen Coronakrise ihre Rücklagen aufgezehrt haben.“ Die größten Zunahmen bei den Investitionen gibt es in der Chemie und der Metall- und Elektroindustrie. Durch das Kurzarbeitergeld konnten auch in der Krise viele Beschäftigungsverhältnis-se aufrechterhalten werden.
Teilweise kam es aber trotz der staatlichen Unterstützungsmaßnahmen zu Ent-lassungen. Mit dem sich verstetigenden Aufschwung suchen die Unternehmen wieder verstärkt nach neuem Personal. Fast 27 Prozent wollen ihren Personal-bestand erhöhen, weitere 62 Prozent planen keine Veränderungen. IT-Branche, Maschinenbau, Kunststoff- und Elektroindustrie sowie die Beraterbranchen gehen hier voran. Bei den Finanzdienstleistern steht eher eine weitere Konsoli-dierung auf dem Programm.