1.039 neue Ausbildungsverträge in Krefeld
Diese Meldung stammt aus dem Archiv und ist möglicherweise nicht mehr aktuell.
Stand: 31.08.2022
1.039 neue Ausbildungsverträge sind im vergangenen Jahr in Krefeld geschlossen worden – sieben weniger als im Jahr 2020. Diese und viele weitere Zahlen zum Thema Bildung listet der Bildungsbericht 2022 auf, den Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, und IHK-Geschäftsführerin Daniela Perner auf dem Steveshof in Krefeld-Hüls vorgestellt haben. Das Unternehmen ist eines von 368 Erstausbildungsbetrieben im IHK-Bezirk. „Bildung ist die Voraussetzung zur Transformation und Dekarbonisierung unserer Wirtschaft“, sagt Steinmetz. „Deshalb müssen wir uns intensiv mit diesem Thema befassen und tragen jährlich relevante Zahlen und Fakten zum Thema Aus- und Weiterbildung in unserer Region zusammen. Damit haben wir eine gute Datenlage.“ Daraus ergäben sich viele gute, aber – vor allem mit Blick auf den Fachkräftemangel – auch bedenkliche Nachrichten. Immerhin fehlen am Mittleren Niederrhein derzeit bis zu 23.000 Fachkräfte – Tendenz steigend.
Finn Bönniger, Geschäftsführer des Steveshofs, hat im vergangenen Jahr beschlossen, eine Kauffrau oder einen Kaufmann im Einzelhandel auszubilden. „Dabei spielte natürlich die Überlegung, den eigenen Nachwuchs selbst auszubilden und so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, eine Rolle“, erklärt Bönniger. „Gleichzeitig habe ich aber auch eine unternehmerische Verantwortung und möchte mein Fachwissen weitergeben.“ Neben der Landwirtschaft betreibt die Familie einen Hofladen mit einer 160 Quadratmeter großen Verkaufsfläche. Dort ist der angehende Kaufmann im Einzelhandel seit Oktober im Einsatz. Akquise hat das Unternehmen über die sozialen Netzwerke und die IHK-Lehrstellenbörse betrieben. Dabei konnte der junge Bio-Hof mit einigen Vorzügen punkten. „Wir sind ein Fachgeschäft für biologisch erzeugte Lebensmittel“, erklärt der Geschäftsführer. „Da wir aber nicht nur Händler, sondern mit unserem Bio-Landwirtschaftsbetrieb gleichzeitig auch Erzeuger und mit unserer Bio-Metzgerei und -Küche zudem Verarbeiter sind, lernen Auszubildende bei uns verschiedenste Bereiche kennen und erhalten umfassende Kenntnisse über Lebensmittel, deren Produktion und Verarbeitung.“ Außerdem bietet der Steveshof in der Akademie seines Großhändlers ausbildungsbegleitend eine zertifizierte Zusatzausbildung zum/zur Naturkostfachberater/in an.
Insgesamt zählte die IHK im vergangenen Jahr 2.900 Ausbildungsbetriebe in ihrem Bezirk. 73 Prozent der abgeschlossenen Verträge entfallen auf die zehn beliebtesten Berufe. Im kaufmännischen Bereich werden vor allem Kaufleute für Büromanagement, Kaufleute im Einzelhandel, Verkäuferinnen und Verkäufer, Kaufleute im Groß- und Einzelhandel und Industriekaufleute ausgebildet. Im gewerblich-technischen Bereich sind Ausbildungen zum Chemikanten, Industriemechaniker, Elektroniker für Betriebstechnik, Fachinformatiker Systemintegration und Mechatroniker besonders gefragt.
Sorge bereitet die sinkende Zahl der Bewerberinnen und Bewerber. „Eine umfassende Berufsorientierung und neue Wege des Ausbildungsmarketings werden mehr und mehr zu unverzichtbaren Schlüsselmaßnahmen für eine nachhaltige Fachkräftesicherung“, sagt Perner. Aber auch die Unternehmen sind auf Informationen angewiesen. Die Zahl der Beratungen zeigt, dass Betriebe verstärkt Auszubildende suchen. So gab es im vergangenen Jahr 4.010 Ausbildungsberatungen in Unternehmen.
Mit Blick auf den anhaltenden Fachkräftemangel fordert der IHK-Hauptgeschäftsführer, dass Politiker und alle im Bildungswesen Verantwortlichen die guten Chancen, die eine Duale Ausbildung bietet, wieder stärker in den Vordergrund rücken. „Es muss wieder erstrebenswert sein, nach der Schule in eine Ausbildung zu gehen“, betont Steinmetz. „Die Vorstellung, dass man mit einem Abi in der Tasche studieren muss, um beruflich weit zu kommen, ist überholt.“ Mit einer guten Ausbildung als Basis verdiene man von Anfang an Geld, übernehme Verantwortung, entwickele seine Persönlichkeit und könne fachlich den Bachelor und Master professional erreichen.
„Fach- und Führungskräfte gewinnen Unternehmen vor allem, wenn sie ihren Mitarbeitern die Möglichkeit geben, sich fortzubilden“, betont Perner. „Dass die Unternehmen in der Region auch in Krisenzeiten darauf setzen, verdeutlichen die 541 Fortbildungsprüfungen, die 2021 bei der IHK abgelegt wurden. Die Anzahl ist trotz der Pandemie stabil geblieben.“
Bildunterschrift:
IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz (r.) und IHK-Geschäftsführerin Daniela Perner haben im Beisein von Steveshof-Geschäftsführer Finn Bönniger (2.v.l.) und dem Auszubildenden Max Hauser den aktuellen Bildungsbericht auf dem Bio-Hof in Hüls vorgestellt. Foto: IHK