1.335 neue Ausbildungsverträge im Rhein-Kreis Neuss

1.335 neue Ausbildungsverträge im Rhein-Kreis Neuss
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Stand: 26.08.2022

1.335 neue Ausbildungsverträge sind im vergangenen Jahr im Rhein-Kreis Neuss geschlossen worden – 30 mehr als im Jahr 2020. 368 Unternehmen im IHK-Bezirk haben 2021 zum ersten Mal eine Ausbildung angeboten. Diese und viele weitere Zahlen zum Thema Bildung im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein listet der Bildungsbericht 2022 auf, den IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz und IHK-Geschäftsführerin Daniela Perner bei Gartenhof Küsters vorgestellt haben. Das Neusser Unternehmen ist eines von insgesamt 2.900 Ausbildungsbetrieben im IHK-Bezirk. „Bildung ist die Voraussetzung zur Transformation und Dekarbonisierung unserer Wirtschaft“, sagt Steinmetz. „Deshalb müssen wir uns intensiv mit diesem Thema befassen und tragen jährlich relevante Zahlen und Fakten zum Thema Aus- und Weiterbildung in unserer Region zusammen. Damit haben wir eine gute Datenlage.“ Daraus ergäben sich viele gute, aber – vor allem mit Blick auf den Fachkräftemangel – auch bedenkliche Nachrichten. Immerhin fehlen am Mittleren Niederrhein derzeit bis zu 23.000 Fachkräfte – Tendenz steigend.

„Wir haben früh erkannt, dass die Ausbildung junger Menschen zu Fachkräften für uns ein großer Gewinn sein kann“, erklärt Geschäftsführer Benjamin Küsters, Geschäftsführer von Gartenhof Küsters. „Deshalb bilden wir bereits seit den 1970er-Jahren Landschaftsgärtner und jetzt – nach 15 Jahren – erstmalig wieder eine Bürokauffrau aus.“ Bei bestandener Prüfung werden die Azubis übernommen. Derzeit hat der Gartenhof Küsters 18 Auszubildende. Dazu zählt auch die angehende Bürokauffrau Jessica Yatsenko, die Mutter eines 20-monatigen Kindes ist. „Als Arbeitgeber sind wir gerne dazu bereit, unseren Mitarbeitenden entgegenzukommen. Uns ist bewusst, dass man als Mutter eines kleinen Kindes auch den Arbeitsalltag manchmal etwas flexibler gestalten muss. Aber darauf lassen wir uns gerne ein.“

Bei der Akquise setzt das Unternehmen auf Berufsmessen und Besuche in Schulen. „Viele Kandidaten bewerben sich aber auch auf Empfehlung“, erklärt der Geschäftsführer, der weiß, dass heutzutage besondere Anreize für Jugendliche eine große Rolle spielen. „Neben den Vorteilen, die wir allen unseren Mitarbeitern bieten, wie zum Beispiel eine kostenfreie private Unfall- und Krankenversicherung, eine übertarifliche Vergütung und eine steuerfreie Mitarbeiter-Einkaufskarte mit monatlicher Guthabenaufladung, haben wir für unsere Auszubildenden noch zusätzliche Angebote.“ So gebe es jährliche Auslandsaufenthalte, Azubi-Exkursionen, Prüfungsvorbereitungskurse und eine Eins-zu-Eins-Betreuung. Die Mühe lohnt sich offensichtlich. „Fast jedes Jahr schließen Auszubildende bei uns als Jahrgangsbeste ab“, sagt Küsters.

73 Prozent der im vergangenen Jahr im IHK-Bezirk abgeschlossenen Verträge entfallen auf die zehn beliebtesten Berufe. Im kaufmännischen Bereich werden vor allem Kaufleute für Büromanagement, Kaufleute im Einzelhandel, Verkäuferinnen und Verkäufer, Kaufleute im Groß- und Einzelhandel und Industriekaufleute ausgebildet. Im gewerblich-technischen Bereich sind Ausbildungen zum Chemikanten, Industriemechaniker, Elektroniker für Betriebstechnik, Fachinformatiker Systemintegration und Mechatroniker besonders gefragt.

Sorge bereitet die sinkende Zahl der Bewerberinnen und Bewerber. „Eine umfassende Berufsorientierung und neue Wege des Ausbildungsmarketings werden mehr und mehr zu unverzichtbaren Schlüsselmaßnahmen für eine nachhaltige Fachkräftesicherung“, sagt Perner. Aber auch die Unternehmen seien auf Informationen angewiesen. Die Zahl der Beratungen zeige, dass Betriebe verstärkt Auszubildende suchen. So gab es im vergangenen Jahr 4.010 Ausbildungsberatungen in Unternehmen.

Mit Blick auf den anhaltenden Fachkräftemangel fordert der IHK-Hauptgeschäftsführer, dass Politiker und alle im Bildungswesen Verantwortlichen die guten Chancen, die eine Duale Ausbildung bietet, wieder stärker in den Vordergrund rücken. „Es muss wieder erstrebenswert sein, nach der Schule in eine Ausbildung zu gehen“, betont Steinmetz. „Die Vorstellung, dass man mit einem Abi in der Tasche studieren muss, um beruflich weit zu kommen, ist überholt.“ Mit einer guten Ausbildung als Basis verdiene man von Anfang an Geld, übernehme Verantwortung, entwickele seine Persönlichkeit und könne fachlich den Bachelor und Master professional erreichen.

„Fach- und Führungskräfte gewinnen Unternehmen vor allem, wenn sie ihren Mitarbeitern die Möglichkeit geben, sich fortzubilden“, betont Perner. „Dass die Unternehmen in der Region auch in Krisenzeiten darauf setzen, verdeutlichen die 541 Fortbildungsprüfungen, die 2021 bei der IHK abgelegt wurden. Die Anzahl ist trotz der Pandemie stabil geblieben.“

BILDUNTERSCHRIFT:
IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz (r.) und IHK-Geschäftsführerin Daniela Perner (2.v.r.) haben im Beisein von Geschäftsführer Benjamin Küsters und der neuen kaufmännischen Auszubildenden Jessica Yatsenko den aktuellen Bildungsbericht im Gartenhof Küsters vorgestellt.            Foto: Bischof