Export sichert Arbeitsplätze
Diese Meldung stammt aus dem Archiv und ist möglicherweise nicht mehr aktuell.
Stand: 22.04.2022
Ein prosperierender Welthandel, freier Warenverkehr und Zugang zu den Märkten der Welt sind von zentraler Bedeutung für die Wirtschaft am Niederrhein. Die Unternehmen der Region sind im Vergleich zum Bundesschnitt überdurchschnittlich stark in die internationalen Wertschöpfungsketten eingebunden. Das sind wesentliche Ergebnisse der Studie „Die wirtschaftliche Bedeutung der Exporte für den IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein“. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein und das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) haben die Analyse jetzt vorgestellt. „Jeder dritte Job am Mittleren Niederrhein und auch mehr als ein Drittel der Wertschöpfung sind vom Außenhandel abhängig. Das zeigt, wie wichtig der Welthandel für den Wohlstand in unserer Region ist“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz zum Ergebnis der Analyse. In Krefeld sind die Effekte des Außenhandels auf Bruttowertschöpfung, Beschäftigung und Umsatz im Vergleich zum Bundesschnitt jeweils überdurchschnittlich hoch.
Das IW hat in der Studie neben den direkten Exportquoten auch die Daten von Unternehmen ermittelt, die an exportierende Betriebe zuliefern. „Zudem wird durch die Lohnzahlungen der exportierenden Unternehmen und der Zulieferer die private Nachfrage im IHK-Bezirk induziert. Das Einkommen der Beschäftigten wird für Güter und Dienstleistungen des privaten Konsums verwendet und schafft so Wertschöpfung und Beschäftigung bei den Anbietern dieser Güter“, erklärt Forscher Manuel Fritsch vom IW.
Im IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein hängen insgesamt rund 198.000 Erwerbstätige am deutschen Export. Davon entfallen 79.000 Jobs auf Beschäftigungsverhältnisse in direkt exportierenden Unternehmen, 90.000 Jobs auf Arbeitsplätze in Zulieferbetrieben, die Vorleistungen an exportierende Unternehmen im gesamten Bundesgebiet verkaufen, und 29.000 Jobs auf induzierte Effekte. Allein in Krefeld sind mehr als 40.000 Beschäftigungsverhältnisse vom Export abhängig, wobei der direkte Effekt in Krefeld dominierend ist. „Das überrascht nicht. Schließlich weist Krefeld mit über 50 Prozent eine überdurchschnittliche industrielle Exportquote aus“, so Steinmetz.
Besonders groß ist der Einfluss auf die Industrie in der Region. Im verarbeitenden Gewerbe sind fast zwei Drittel der Jobs vom Export abhängig, in der Chemischen Industrie sogar 83 Prozent. „Die Industrie ist dabei insbesondere über die direkten Exporte beteiligt“, so Steinmetz. Aber auch in den konsumnahen Branchen sind Effekte über induzierte Effekte messbar. So sind sogar 11.500 Jobs im Niederrheinischen Einzelhandel vom Export abhängig. „Die Globalisierung hat einen positiven Effekt auf den gesamten Wirtschaftskreislauf.“
Die IW-Forscher haben sich auch den Effekt auf die Wertschöpfung am Mittleren Niederrhein angeschaut. Im IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein werden rund 15 Milliarden Euro Wertschöpfung durch deutsche Exporte erwirtschaftet. Das sind etwa 37 Prozent der gesamten Wertschöpfung der Region, Krefeld kommt sogar auf 38 Prozent. „Neben exportstarken Branchen wie der Chemischen Industrie, dem Maschinenbau und dem Großhandel basiert auch ein hoher Teil der Wertschöpfung in den Zulieferbetrieben auf den deutschen Exporten“, erklärt Fritsch.
Steinmetz resümiert: „Die Zahlen verdeutlichen, dass wir in Deutschland die Rahmenbedingungen dafür schaffen müssen, damit unsere Betriebe auf der weltweiten Bühne weiterhin erfolgreich agieren können. Von wesentlicher Bedeutung ist dabei die Entwicklung der Energiepreise.“ Bei der Gestaltung der Energiewende werde es darauf ankommen, dass die Unternehmen auch in Zukunft zu wettbewerbsfähigen Preisen vor Ort produzieren können.
Das IW sieht insbesondere in der zunehmenden bürokratischen Belastung der Unternehmen ein Hindernis für ihre Auslandsaktivitäten. „Der Trend zur nationalen und europäischen Regulierung von internationalen Wertschöpfungsketten zwecks Schutzes vor allem von Menschenrechten und Umwelt wirkt sich nicht nur auf die vom Gesetz unmittelbar betroffenen Großunternehmen aus. Auch kleinere Betriebe werden über ihre Kundenbeziehungen zu großen Unternehmen von diesen in die Pflicht genommen werden“, so Fritsch. Es sei realistisch, dass sich viele Unternehmen wegen des Kontroll- und Berichtsaufwands gegen ein Engagement in bestimmten Märkten entscheiden werden.
Die Studie steht als Download-Datei auf der IHK-Website zur Verfügung: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/28302
Bildtext: Sie stellten die Studie „Die wirtschaftliche Bedeutung der Exporte für den IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein“ vor (v.l.): Manuel Fritsch (Senior Consultant, Institut der deutschen Wirtschaft) und Jürgen Steinmetz (Hauptgeschäftsführer, IHK Mittlerer Niederrhein). Foto: IHK