IHK-Gründerreport 2022
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Stand: 11.08.2022
Aline Pelzer hat sich getraut. Nachdem die Mönchengladbacherin in mehreren Unternehmen als kaufmännische Fachkraft in den Bereichen Projekt- und Büromanagement sowie Marketing tätig war, hat sie den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. „Aline Pelzer –Deine virtuelle Assistenz “ heißt ihr Unternehmen. Seit der Gründung vor elf Monaten hat sich ihr Unternehmen und ihr Portfolie stark gewandelt und immer weiter an ihre Kunden angepasst. Neben der virtuellen Assistenz bietet Aline Pelzer für die Gründung, Automatisierung und Weiterentwicklung von Online-Unternehmen Coachings, digitale Strategien sowie digitales Office Management, Projekt- und Marketingmanagement an. Auch ein Online-Kurs ist in Arbeit, um Unternehmer beim Aufbau eines strukturierten und automatisierten Office Managements zu unterstützen, denn die online Business Managerin berichtet: „Ich erlebe es oft, dass Online-Unternehmen in den Bereichen Positionierung, Zielgruppe und Marketing gut aufgestellt sind, aber das Office Management total vernachlässigen, wobei dies das Fundament eines jeden Unternehmens ist.“
So wie Aline Pelzer haben sich im vergangenen Jahr 2.181 Menschen in Mönchengladbach selbstständig gemacht. Im gleichen Zeitraum haben auch 1.830 Unternehmerinnen oder Unternehmer ihre Firma aufgegeben. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 waren es 1.943 Gründungen und 1.763 Aufgaben. Damit verzeichnet Mönchengladbach ein Plus von rund 12 Prozent bei den Gründungen und ein Plus von knapp 4 Prozent bei den Aufgaben. Im Saldo hat demnach die Zahl der Unternehmen in Mönchengladbach 2021 um 351 Firmen zugenommen. Das sind die wesentlichen Kennziffern des Gründerreports 2022, den die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein auf der Datenbasis des Landes NRW erarbeitet hat.
„Trotz der Corona-Pandemie haben sich viele Gründerinnen und Gründer nicht davon abhalten lassen, ihre Geschäftsidee zu verwirklichen“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz die Zahlen. „Welche Folgen die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine auf das künftige Gründungsgeschehen hat, ist derzeit noch nicht absehbar.“ Steinmetz hofft, dass viele Gründer angesichts der allgemein herausfordernden wirtschaftlichen Situation nicht den Mut verlieren und dass das nach dem Corona-Tief wieder deutlich intensivere Gründungsgeschehen nicht erneut einen Dämpfer erhält.
Auch für Nordrhein-Westfalen sind die Zahlen erfreulich. Während 2020 116.576 Neugründungen im Land verzeichnet werden konnten, waren es 2021 immerhin wieder 125.242 – ein Plus von 7,43 Prozent. Die Zahl der Betriebsaufgaben in NRW nahm dagegen ab: 2020 wurden noch 91.736 registriert, im Jahr darauf waren es 91.304.
Der Trend machte auch vor dem IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein nicht halt: Die Unternehmensgründungen lagen 2021 mit 9.239 im Vergleich zu 8.403 Gründungen um fast 10 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Zahl der Geschäftsaufgaben im IHK-Bezirk ist nahezu unverändert: 7.609 Gewerbeabmeldungen im Jahr 2020 stehen 7.593 im vergangenen Jahr gegenüber (-0,21 Prozent). Im Saldo ist demnach die Zahl der Unternehmen um 1.646 gestiegen. Das Gründungsgeschehen am Mittleren Niederrhein entwickelte sich im Vergleich zum Landesgeschehen etwas besser. Viele Gründungsideen, die 2020 angesichts der Corona-Pandemie nicht umgesetzt wurden, sind im vergangenen Jahr realisiert worden. Derzeit stimmen der Fachkräftemangel, die Inflation und die damit verbundenen exorbitant steigenden Energie- und Rohstoffkosten große Teile der Wirtschaft pessimistisch.
Auch Aline Pelzer beobachtet die allgemeine Situation aufmerksam, bleibt aber optimistisch: „Der Mangel an Fachkräften und der Wunsch nach digitalem Arbeiten führt dazu, dass Dienstleistungen wie ich sie anbiete rege nachgefragt werden“, so die Gründerin. „Da mein Business überwiegend online funktioniert ist es verhältnismäßig krisenfest, aber auch ich bin auf die Kaufkraft meiner Kunden angewiesen – wie jeder andere Unternehmer und jede andere Unternehmerin auch.“
Engagierte Gründerinnen wie Aline Pelzer seien gerade jetzt besonders wichtig, so IHK-Hauptgeschäftsführer Steinmetz. „Wir brauchen Rahmenbedingungen, die unternehmerisches Engagement fördern und nicht ausbremsen. Wir müssen eine Gründerkultur fördern, die Unternehmertum und Kreativität ermöglicht.“ Steinmetz forderte zügige und unbürokratische Gründungsprozesse, einen unkomplizierten Zugang zu Fördermitteln und steuerliche Vereinfachungen von Gründern und Kleinunternehmern.
Aber auch die angehenden Unternehmerinnen und Unternehmer selbst müssen ihren Teil zum Erfolg beitragen. „Wir stehen den Gründern dabei gerne mit unseren Dienstleistungen zur Seite, damit Fehler vermieden werden und aus einer Idee ein erfolgreiches Geschäftsmodell wird“, sagt IHK-Experte Pascal Görigk und appelliert an alle Gründer, das umfangreiche Beratungsangebot der IHK zu nutzen. „Der Schritt in die Selbstständigkeit sollte gut vorbereitet werden.“
Angehenden Unternehmerinnen und Unternehmern stehen die Berater Bert Mangels (Tel. 02151 635-335, E-Mail: bert.mangels@mittlerer-niederrhein.ihk.de) und Pascal Görigk (Tel. 02161 241-120, E-Mail: pascal.goerigk@mittlerer-niederrhein.ihk.de) zur Verfügung.
Bildtext: IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz (l.) und IHK-Existenzgründungsberater Pascal Görigk stellten den Gründerreport 2022 bei Gründerin Aline Pelzer („Deine virtuelle Assistenz“) in Mönchengladbach vor. Foto: IHK