IHK-Gründerreport 2022
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Stand: 11.08.2022
Sarah Blaschke hat sich getraut. Nach ihrer Tätigkeit als Justizvollzugsbeamtin und Weiterbildungen zur Selbstbehauptungs- und Resilienztrainerin sowie zum Kinder- und Jugendcoach hat sie sich mit dem Konzept „Stark auch ohne Muckis“ selbstständig gemacht. „Mein Konzept zielt darauf ab, das Glück vom Zufall zu befreien und zwar so, dass Mobbing keine Chance mehr hat. So können psychische Erkrankungen wie Depression im Vorfeld vermieden werden“, erläutert die Gründerin aus Dormagen. Ihr Angebot umfasst Einzeltrainings, Gruppentrainings, Workshops für Eltern sowie Fortbildungen für Pädagogen. „Ich spreche insbesondere Kindergärten, Grundschulen sowie weiterführende Schulen an, die das Ziel verfolgen Mobbing zu verhindern“, erklärt Blaschke.
So wie sie haben sich im vergangenen Jahr 3.450 Menschen im Rhein-Kreis Neuss selbstständig gemacht. Im gleichen Zeitraum haben auch 2.799 Unternehmerinnen oder Unternehmer ihre Firma aufgegeben. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 waren es 3.206 Gründungen und 2.699 Aufgaben. Damit verzeichnet der Rhein-Kreis Neuss ein Plus von 7,6 Prozent bei den Gründungen und ein Plus von 3,7 Prozent bei den Aufgaben. Im Saldo hat demnach die Zahl der Unternehmen im Rhein-Kreis 2021 um 651 Unternehmen zugenommen. Das sind die wesentlichen Kennziffern des Gründerreports 2022, den die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein auf der Datenbasis des Landes NRW erarbeitet hat.
„Trotz der Corona-Pandemie haben sich viele Gründerinnen und Gründer nicht davon abhalten lassen, ihre Geschäftsidee zu verwirklichen“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz die Zahlen. „Welche Folgen die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine auf das künftige Gründungsgeschehen hat, ist derzeit noch nicht absehbar.“ Steinmetz hofft, dass viele Gründer angesichts der allgemein herausfordernden wirtschaftlichen Situation nicht den Mut verlieren und dass das nach dem Corona-Tief wieder deutlich intensivere Gründungsgeschehen nicht erneut einen Dämpfer erhält.
Auch für Nordrhein-Westfalen sind die Zahlen erfreulich. Während 2020 116.576 Neugründungen im Land verzeichnet werden konnten, waren es 2021 immerhin wieder 125.242 – ein Plus von 7,43 Prozent. Die Zahl der Betriebsaufgaben in NRW nahm dagegen ab: 2020 wurden noch 91.736 registriert, im Jahr darauf waren es 91.304.
Der Trend machte auch vor dem IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein nicht halt: Die Unternehmensgründungen lagen 2021 mit 9.239 im Vergleich zu 8.403 Gründungen um fast 10 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Zahl der Geschäftsaufgaben im IHK-Bezirk ist nahezu unverändert: 7.609 Gewerbeabmeldungen im Jahr 2020 stehen 7.593 im vergangenen Jahr gegenüber (-0,21 Prozent). Im Saldo ist demnach die Zahl der Unternehmen um 1.646 gestiegen. Das Gründungsgeschehen am Mittleren Niederrhein entwickelte sich im Vergleich zum Landesgeschehen etwas besser. Viele Gründungsideen, die 2020 angesichts der Corona-Pandemie nicht umgesetzt wurden, sind im vergangenen Jahr realisiert worden. Derzeit stimmen der Fachkräftemangel, die Inflation und die damit verbundenen exorbitant steigenden Energie- und Rohstoffkosten große Teile der Wirtschaft pessimistisch.
Auch Sarah Blaschke beobachtet die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung genau. „Für mein Geschäftsmodell sehe ich einen zunehmenden Bedarf – leider“, erklärt die Gründerin. „Mobbing – auch in den sozialen Medien – spielt in den Schulen eine immer größere Rolle.“
Engagierte Gründer wie Blaschke seien gerade jetzt besonders wichtig, so IHK-Hauptgeschäftsführer Steinmetz. „Wir brauchen Rahmenbedingungen, die unternehmerisches Engagement fördern und nicht ausbremsen. Wir müssen eine Gründerkultur fördern, die Unternehmertum und Kreativität ermöglicht.“ Steinmetz forderte zügige und unbürokratische Gründungsprozesse, einen unkomplizierten Zugang zu Fördermitteln und steuerliche Vereinfachungen von Gründern und Kleinunternehmern.
Aber auch die angehenden Unternehmerinnen und Unternehmer selbst müssen ihren Teil zum Erfolg beitragen. „Wir stehen den Gründern dabei gerne mit unseren Dienstleistungen zur Seite, damit Fehler vermieden werden und aus einer Idee ein erfolgreiches Geschäftsmodell wird“, sagt IHK-Experte Pascal Görigk und appelliert an alle Gründer, das umfangreiche Beratungsangebot der IHK zu nutzen. „Der Schritt in die Selbstständigkeit sollte gut vorbereitet werden.“
Angehenden Unternehmerinnen und Unternehmern stehen die Berater Bert Mangels (Tel. 02151 635-335, E-Mail: bert.mangels@mittlerer-niederrhein.ihk.de) und Pascal Görigk (Tel. 02161 241-120, E-Mail: pascal.goerigk@mittlerer-niederrhein.ihk.de) zur Verfügung.
Bildtext: IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz (l.) und IHK-Existenzgründungsberater Pascal Görigk stellten den Gründerreport 2022 bei der Dormagener Gründerin Sarah Blaschke („Stark ohne Muckis“) vor. Foto: IHK