„Es besteht erheblicher Instandhaltungsbedarf“
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Stand: 26.07.2023
1.130 km Autobahnen, 683 km Hochgeschwindigkeitsstrecke Schiene, 77,5 Millionen Tonnen Güterumschlag der Häfen von Wesel bis Bonn und fast 40 Millionen Passagiere an den Flughäfen Düsseldorf, Köln und Weeze pro Jahr. Die Zahlen zeigen: Die Metropolregion Rheinland ist ein international bedeutsamer Wirtschaftsstandort, der von starken Ziel-, Quell- und Transitströmen geprägt ist. „Allerdings besteht erheblicher Instandhaltungsbedarf, um den bundesweit so wichtigen Wirtschaftsstandort zu stärken“, sagt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Deshalb hat die IHK-Initiative Rheinland (IIR) – der Zusammenschluss der IHKs Aachen, Bonn/Rhein-Sieg, Düsseldorf, Duisburg, Köln, Mittlerer Niederrhein und der Bergischen IHK – das „Verkehrsleitbild Rheinland 2023“ erarbeitet. Die IHKs beschreiben darin verschiedene Felder, in denen sie Handlungsbedarf sehen. Ergänzend werden in einer Liste wichtige Infrastrukturprojekte im Rheinland genannt, die umgesetzt werden sollten.
„Das Rheinland ist eine zentrale Logistikdrehscheibe und benötigt eine für den zukünftigen Bedarf ausgebaute Verkehrsinfrastruktur. Dafür sind ausreichende Finanzmittel und Planungskapazitäten nötig“, erklärt Steinmetz. Darüber hinaus fordern die IHKs, Planungsverfahren deutlich zu verschlanken, zu entbürokratisieren und zu beschleunigen. „Wir benötigen mindestens eine Halbierung der Planungs-, Genehmigungs- und Bauzeiten“, betont der IHK-Hauptgeschäftsführer. Handlungsbedarf sehen die IHKs beim System Wasserstraße, dem Verkehrsträger Schiene und bei den Flughafenstandorten. Mit Blick auf die innerstädtische Mobilität fordert die IRR, die Erreichbarkeit der Innenstädte zu sichern, die betriebliche Mobilität zu fördern und neue Mobilitätsformen mit bewährten Verkehrsträgern in Einklang zu bringen. Darüber hinaus adressiert die IIR im „Verkehrsleitbild Rheinland 2023“ das Zukunftsthema Wasserstoff. Weil die enormen Mengen an Wasserstoff, die für die Transformation der Wirtschaft benötigt werden, nicht allein im Rheinland produziert werden können, seien Belgien und die Niederlande mit ihren Häfen Antwerpen und Rotterdam wichtige Partner. Deshalb sei es notwendig, das Wasserstoffnetz mit Anschluss an die beiden Nachbarländer schnell und unbürokratisch aufzubauen.
Projekte in Krefeld
„Das derzeit dringendste Projekt in Krefeld ist sicherlich der Neubau der Uerdinger Rheinbrücke“, erklärt Steinmetz. Die angekündigte „Ablastung“ der Brücke werde bereits zu massiven Einschränkungen für die Unternehmen insbesondere in Krefeld führen. „Deshalb fordern wir nicht zuletzt auch mit Blick auf die beiden Hafenstandorte Duisburg und Krefeld die schnelle Umsetzung einer funktionsfähigen vierspurigen Rheinquerung in Verbindung mit einer durchgängigen Kapazitätserweiterung der B 288.“
Im Rahmen der Straßenprojekte sprechen sich die IHKs außerdem für einen durchgängigen Ausbau der A 57 zwischen den Autobahnkreuzen Meerbusch und Kamp-Lintfort sowie im weiteren Verlauf bis Köln aus.
„Der Rhein ist für Krefeld ein riesiger Standortvorteil, die Binnenschifffahrt ein umweltfreundlicher und zukunftsträchtiger Verkehrsträger“, betont Steinmetz. „Allerdings werden wir die Straßen nur dann dauerhaft und verlässlich entlasten können, wenn wir auch in die Wasserwege investieren.“ Zur Stärkung der Binnenschifffahrt sei eine Optimierung der Fahrrinne zwischen Duisburg und Stürzelberg dringend erforderlich. Nur so könnte die wichtigste Wasserstraße Deutschlands verlässlich genutzt und die Anbindung des Krefelder Hafens und Chemparks gesichert werden.
Projekte in Mönchengladbach
„Durch die gute Einbindung in das Straßennetz sind die zentrale Lage und die Nähe zu den Kunden absolute Standortstärken der Stadt Mönchengladbach“, erklärt Steinmetz. „Allerdings muss vor allem die Schieneninfrastruktur für einen besseren Fluss des Güter- und Personenverkehrs optimiert werden.“ So fordern die IHKs den durchgängig zweigleisigen Ausbau der Schienenstrecke Köln- Mönchengladbach-Venlo in Verbindung mit dem Bau eines dritten Gleises im Abschnitt Rheydt. Der Schienenverkehr in Richtung Köln sollte durch eine elektrifizierte, zweigleisige S 6 zwischen Köln-Grevenbroich-Mönchengladbach gestärkt werden. „Mit Blick auf die Straßeninfrastruktur und zur Entlastung des innerstädtischen Verkehrs ist aus Sicht der Wirtschaft eine östliche Umfahrung Mönchengladbachs notwendig“, so Steinmetz. Deshalb sollte die geplante L 19 als Anbindung zur A 44 umgesetzt werden.
Projekte im Kreis Viersen
„Der Kreis Viersen verfügt über eine hervorragende überörtliche Straßenanbindung, grenzüberschreitend in die Niederlande bis ins Ruhrgebiet“, sagt Steinmetz. „Vor allem bei der Schieneninfrastruktur sehen wir aber Ausbaupotenziale mit überregionaler Wirkung.“ Schließlich könne die Verlagerung von Gütern auf die Schiene und damit die Entlastung der Straßen nur gelingen, wenn solche Engpässe endlich beseitigt werden. „Vor allem das zweite Gleis zwischen Dülken und Kaldenkirchen, immerhin als vordringlicher Bedarf im Bundesverkehrswegeplan deklariert, muss endlich umgesetzt werden“, fordert Steinmetz. So würden die Hinterlandverkehre zwischen den Seehäfen und der Rheinschiene optimiert und der grenzüberschreitende Schienenpersonennahverkehr in Richtung Niederlande gestärkt.
Auch das Projekt Verlängerung der S 28 steht auf der Projektliste. Die Verlängerung der Schienentrasse der S 28 von Kaarst über Willich bis nach Viersen würde insbesondere für Pendler neue und attraktive Möglichkeiten schaffen. Ein umsteigefreies Pendeln zwischen Viersen, Neuss bis Düsseldorf würde einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende liefern und die Straßen entlasten. „Solche Angebote sind vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels ein wichtiger Standortfaktor und somit unerlässlich“, betont Steinmetz.
Projekte im Rhein-Kreis Neuss
„Für den Rhein-Kreis Neuss spielt der Neusser Hafen nicht zuletzt im Rahmen des Strukturwandels eine große Rolle und muss entsprechend weiterentwickelt werden – vor allem mit Blick auf die Schieneninfrastruktur“, sagt Steinmetz. So müsse die Hafenbrücke „Erftsprung“ ebenso realisiert werden wie der Ausbau der Weissenberger Kurve zwischen Haupt- und Güterbahnhof. Zudem ist sowohl für den Güter- als auch für den Personenverkehr die Realisierung einer durchgängig zweigleisigen, elektrifizierten Revierbahn zwischen Neuss und Aachen ein wichtiges Projekt. Die Trasse schafft eine Schienenanbindung zwischen den ZARA-Häfen und der Rheinschiene sowie ein zusätzliches Schienenpersonennahverkehrs-Angebot für die Pendler im Rheinischen Revier. Ebenso würde eine Optimierung der S 12 mit Verlängerung bis Kerpen-Horrem, über Bergheim, Bedburg, Grevenbroich, Neuss bis Düsseldorf für eine durchgehende Verbindung durch das Rheinische Revier sorgen, bei der die Gäste nicht umsteigen müssten.
Bei der Straßeninfrastruktur würde der Ausbau der A 57 vom Autobahnkreuz Meerbusch bis zum Autobahnkreuz Kamp-Lintfort sowie zwischen Neuss-Süd und Köln-Nord für eine durchgehende Stärkung der wichtigsten linksrheinischen Verbindung zwischen Köln über Neuss bis zur A 40 im Ruhrgebiet sorgen. Für die Stärkung der Binnenschifffahrt fordern die IHKs eine Optimierung der Fahrrinne zwischen Duisburg und Stürzelberg. „Nur so kann die wichtigste Wasserstraße Deutschlands verlässlich genutzt und die Anbindung an den Hafen verbessert werden.“
Das „Verkehrsleitbild Rheinland 2023“ mit allen Handlungsfeldern und Forderungen sowie die Projektliste sind auf der IHK-Website zu finden: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/1305