Fachpraktiker: Neue Ausbildungsordnungen
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Stand: 13.09.2023
Jede Menge interessanter Themen standen auf der Tagesordnung der jüngsten Sitzung des Berufsbildungsausschusses der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, zu dem die Ausschussvorsitzende Brigitte Weyers die Mitglieder dieses Mal im Berufskolleg Glockenspitz in Krefeld begrüßte. Neben der aktuellen Situation auf dem Ausbildungsmarkt, in den Ausbildungsbetrieben und den Berufskollegs ging es auch um zwei wichtige Beschlussfassungen in der Fachpraktiker-Ausbildung.
Schulleiter Oliver Lenz nutzte die Gelegenheit, um die Ausschussmitglieder auf einen Erlass des Landes aufmerksam zu machen, dessen Umsetzung in der Praxis schwierig sei. Demnach müssen Schülerinnen und Schüler der Ausbildungsvorbereitung zusätzliche Praktika absolvieren. Das stelle Betriebe und Kollegs vor Schwierigkeiten. Allein das Berufskolleg Glockenspitz mit den Schwerpunkten Gestaltung und Technik hat fünf Klassen in der Ausbildungsvorbereitung. Bei der Umsetzung wolle die Kammer den Betrieben unterstützend zur Seite stehen, so IHK-Geschäftsführerin Daniela Perner.
Daten und Fakten zur „Entwicklung des Ausbildungsmarkts“ gab es von Alexander Christ vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in einem Impulsvortrag. BIBB-Analysen zeigen, dass im letzten Berichtsjahr 2022 deutschlandweit sowohl die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge als auch das Ausbildungsplatzangebot nur leicht angestiegen sind, während die Nachfrage erneut gesunken ist. Das Ausbildungsmarktgeschehen bleibt damit weiter deutlich unter dem von 2019, vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Diese Entwicklung verschärft die Besetzungsprobleme vieler Betriebe. Die Quote der noch unbesetzten betrieblichen Ausbildungsstellen an allen betrieblichen Ausbildungsplatzangeboten ist demnach nochmals von 12,2 Prozent im Jahr 2021 auf 13,0 Prozent im Ausbildungsjahr 2022 gestiegen. Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen stieg gegenüber 2021 um 5.700 beziehungsweise 9,0 Prozent auf 68.900 unbesetzte Stellen an. Damit ist auch der Anteil der unbesetzten betrieblichen Stellen an allen betrieblichen Ausbildungsplatzangeboten um 0,8 Prozent auf einen neuen Höchststand von 13,0 Prozent gestiegen.
Als Hintergründe nennt die BIBB-Analyse konjunkturelle Schwankungen im Zuge der Corona-Pandemie, sinkende Schulabgängerzahlen, eingeschränkte Angebote zur Berufsorientierung während der Pandemie sowie anhaltende Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt. Das heißt: Erfolglos suchende Bewerberinnen und Bewerber auf der einen und Betriebe mit unbesetzten Ausbildungsplätzen auf der anderen Seite finden nicht zusammen. Ein Grund dafür ist die Attraktivität einiger Ausbildungsberufe. „Generell ist die Attraktivität der dualen Ausbildung bei Jugendlichen durchaus gegeben. Aber nicht in allen Berufen. Jugendliche weisen gewissen Berufen gewisse Attribute zu. Körperliche Arbeiten gelten bei vielen Jugendlichen als unattraktiv, somit sind entsprechende Ausbildungsberufe schwer zu besetzen“, sagt Christ. Auch die fehlende soziale Anerkennung und eventuell falsche Vorstellungen von Rahmenbedingungen führten zum Ausschluss von Berufen.
Auch im Hinblick auf die aktuelle Situation in der Region der IHK Mittlerer Niederrhein seien Angebote wie etwa Kooperationen zwischen Unternehmen und Schulen oder die IHK-Ausbildungsbotschafter umso wichtiger, so die Ausschussvorsitzende. Bei dem Projekt werden von den Betrieben entsandte Azubis von der IHK geschult, um vor Schulklassen ihre Berufe vorzustellen und ihre Erfahrungen zu teilen. „Im nächsten Jahr sollen die Ausbildungsbotschafter auch in Berufskollegs zum Einsatz kommen“, stellte Perner in Aussicht.
Darüber hinaus haben die Ausschussmitglieder neue Ausbildungsordnungen für „Fachpraktiker im Lagerbereich“ und „Fachpraktiker für Büromanagement“ beschlossen. Fachpraktiker-Ausbildungen sind theoriereduzierte Ausbildungen für Menschen mit Behinderung. „Fachpraktiker im Lagerbereich“ löst die jetzige bestehende Regelung zum Lagerfachhelfer von 1979 ab, bestehende Ausbildungsverhältnisse können zu Ende geführt werden. Die Ausbildung „Fachpraktiker für Büromanagement“ wird erstmals eingeführt. „Mit diesen neuen Ausbildungsordnungen haben wir eine weitere Option für Menschen mit Behinderung geschaffen“, so Perner.
Der IHK-Berufsbildungsausschuss ist ein paritätisch besetztes Gremium, mit Vertretern von Arbeitgeberinnen und -gebern, Arbeitnehmerinnen und -nehmern sowie von Berufskollegs. Der Ausschuss tagt drei bis vier Mal im Jahr und befasst sich mit allen regionalen Fragen der Berufsausbildung und des Ausbildungsmarktes. Seine Funktion und Besetzung sind im Berufsbildungsgesetz und in der Geschäftsordnung des Ausschusses geregelt. Weitere Informationen dazu gibt es unter: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/8248
BILDUNTERSCHRIFT
Die Mitglieder des IHK-Berufsbildungsausschusses um die Vorsitzende Brigitte Weyers (vorne, 5.v.r.) und IHK-Geschäftsführerin Daniela Perner (vorne, 4.v.l.). Foto: IHK