IHK-Gründungsreport 2023

IHK-Gründungsreport 2023
© IHK Mittlerer Niederrhein

Stand: 11.10.2023

Sie haben auf ein sicheres Angestelltenverhältnis verzichtet und den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt: Lars Conzendorf, Timur Oruz und Lauritz Schmidt. Gemeinsam haben sie in Krefeld die CRCL GmbH gegründet. „Wir recyclen Alttextilien, die bisher nur verbrannt wurden, um eine ressourcenschonende Lösung unter anderem für die Möbelindustrie anzubieten“, berichtet Conzendorf. Sein Partner Oruz ergänzt: „Unser Geschäftsmodell fußt auf zwei Säulen: Einerseits verwenden wir Alttextilien als wertvolle Ressource, andererseits substituieren wir eine erhebliche Menge an Kunststoffneuware.“

So wie die drei Gründer von CRCL haben sich im vergangenen Jahr 1.288 Menschen in Krefeld selbstständig gemacht. Im gleichen Zeitraum haben auch 1.148 Unternehmerinnen oder Unternehmer ihre Firma aufgegeben. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 waren es 1.362 Gründungen und 1.109 Aufgaben. Damit verzeichnet Krefeld ein Minus von rund 5,43 Prozent bei den Gründungen und ein Plus von etwa 3,52 Prozent bei den Aufgaben. Im Saldo hat im vergangenen Jahr die Zahl der Unternehmen in Krefeld 2022 um 140 Firmen zugenommen. Das sind die wesentlichen Krefeld-Kennziffern des Gründungsreports 2023, den die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein auf der Datenbasis des Landes NRW erarbeitet hat.

„Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit verbundenen Preissteigerungen im Energiebereich haben die Wirtschaft vor enorme Herausforderungen gestellt und potenzielle Unternehmensgründungen in gewissen Bereichen wie der Gastronomie damit unsicherer gemacht“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz die Zahlen. Dazu komme die Inflation und der zunehmende Fachkräftemangel, der vielen Menschen gute Beschäftigungsperspektiven biete und das Gründungsgeschehen bremse. Steinmetz hofft, dass die angehenden Unternehmerinnen und Unternehmer angesichts der allgemein herausfordernden wirtschaftlichen Situation nicht den Mut verlieren und dass das Gründungsgeschehen nach der Beruhigung der Energiemärkte und einem Rückgang der Inflation wieder an Dynamik gewinnt.

Auch für Nordrhein-Westfalen sind die Zahlen ernüchternd. Während 2021 125.242 Neugründungen im Land verzeichnet werden konnten, waren es 2022 nur 118.879 – ein Minus von 5,08 Prozent. Die Zahl der Betriebsaufgaben in NRW nahm dagegen zu: 2021 wurden noch 91.304 registriert, im Jahr darauf waren es 99.829.

Der Trend machte auch vor dem IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein nicht halt: Die Unternehmensgründungen lagen 2022 mit 9.023 im Vergleich zu 9.239 Gründungen um 2,34 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Zahl der Geschäftsaufgaben im IHK-Bezirk nahm zu: 7.593 Gewerbeabmeldungen im Jahr 2021 stehen 7.777 im vorherigen Jahr gegenüber (2,42 Prozent). Im Saldo hat die Zahl der Unternehmen in der Region um 1.246 Firmen zugenommen. 

Die Gründer von CRCL bleiben optimistisch und setzen auf den Mega-Trend Nachhaltigkeit. „Weltweit entstehen jährlich 92 Millionen Tonnen Textilabfälle, 87 Prozent davon werden verbrannt“, erzählt Conzendorf. „Wir sind dabei, einen kreislauffähigen Grundstoff aus Alttextilien auf dem Markt zu etablieren.“ Für das Produktionsverfahren zur Herstellung des Grundstoffs hat das Gründer-Trio inzwischen ein Patent angemeldet.

Engagierte Jungunternehmer wie Schmidt, Oruz und Conzendorf seien enorm wichtig für die Gesellschaft: „Sie geben etablierten Unternehmen wichtige Impulse, beleben Märkte, schaffen Innovationen und Arbeitsplätze.“ Damit mehr junge Leute, den wichtigen Schritt in die Selbstständigkeit wagen, fordert der IHK-Hauptgeschäftsführer mehr Unterstützung der Politik. „Wir brauchen Rahmenbedingungen, die unternehmerisches Engagement fördern und nicht ausbremsen“, so Steinmetz. „Wir fordern zügige, digitale und unbürokratische Gründungsprozesse, einen einfachen Zugang zu Fördermitteln und steuerliche Vereinfachungen für Gründer und Kleinunternehmer.“

Wie der CRCL GmbH, die von der IHK beraten und im Zuge des Förderprojekts Gründerstipendium unterstützt wurde, hilft die Industrie- und Handelskammer allen angehenden Existenzgründerinnen und -gründern. „Wir stehen ihnen mit unseren Dienstleistungen zur Seite, damit Fehler vermieden werden und aus einer Idee ein erfolgreiches Geschäftsmodell wird“, sagt Sebastian Greif, Leiter des IHK-Bereichs Recht und Steuern, und appelliert, das umfangreiche Beratungsangebot der IHK zu nutzen. „Der Schritt in die Selbstständigkeit sollte gut vorbereitet werden.“

Angehenden Unternehmerinnen und Unternehmern steht Existenzgründungsberater Bert Mangels (Tel. 02151 635-335, E-Mail: bert.mangels@mittlerer-niederrhein.ihk.de) zur Verfügung.

Der Gründungsreport 2023 ist als Download-Datei auf der Website der IHK veröffentlicht: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/30756

Bildtext: IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz (2.v.l.) und Sebastian Greif, Leiter des IHK-Bereichs Recht und Steuern (r.), stellten gemeinsam mit den Gründern der CRCL GmbH, Timur Oruz (l.) und Lars Conzendorf den Gründungsreport 2023 vor. Auf dem Bild fehlt der dritte Gründer von CRCL: Lauritz Schmidt.              Foto IHK