IHK-Netzwerk besichtigt A44-Brücke

IHK-Netzwerk besichtigt A44-Brücke
© Christoph Schnier

Stand: 04.10.2023

Angesichts von vielen maroden Brücken im Rheinland konnte sich Jürgen Steinmetz diese Bemerkung zur Begrüßung des IHK-Netzwerks „Mobilität und Logistik″ nicht verkneifen: „Ich freue mich, dass wir uns heute einmal mit einer intakten Brücke befassen″, sagte der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Netzwerk-Sprecher Tobias Haberland hatte das Unternehmergremium im Namen der IHK zur Besichtigung der A44-Flughafenbrücke eingeladen. Er machte noch einmal deutlich, wie brisant die Brückensituation für die Wirtschaft am Niederrhein inzwischen ist: „Die angekündigten Ablastungen der Josef-Kardinal-Frings-Brücke zwischen Neuss und Düsseldorf und der Uerdinger Brücke zwischen Krefeld und Duisburg bedeuten für die Unternehmen, die auf leistungsfähige Verbindungen angewiesen sind, enorme Einschränkungen, Umwege, mehr Personaleinsatz und höhere Kosten.″ Der schlechte Zustand vieler Rheinbrücken sei eine große Belastung für den Wirtschaftsstandort insgesamt.

Als Folge der Ablastungen und künftiger Baumaßnahmen wird der Verkehrsdruck auf die verbleibenden voll leistungsfähigen Brücken wie die A44-Flughafenbrücke zunehmen. Dass dieses 21 Jahre alte Bauwerk dieser Herausforderung gewachsen ist, machten Klaus Albrecht und Birgit Garbe von der Autobahn GmbH bei ihrer eindrucksvollen Führung durch das Brückenbauwerk deutlich, die auch bis auf einen der rund 71 Meter hohen Pylone führte. „Wir haben es mit einer recht jungen Brücke zu tun″, so Albrecht. „Die Verkehrsbelastung ist mit weniger als 70.000 Fahrzeugen pro Tag noch moderat.″

Die Teilnehmer des IHK-Netzwerk-Treffens bekamen nicht nur einen Eindruck von den enormen Ausmaßen dieses 1.286,5 Meter langen, 38,5 Meter breiten und 1995 rund 160 Millionen D-Mark teuren Baus, sondern auch von dem Unterhaltungsaufwand. Um die Verkehrssicherheit zu garantieren, wird jede Brücke in regelmäßigen Abständen einer Prüfung unterzogen: Alle sechs Jahre gibt es die sogenannte Hauptprüfung, ergänzt durch Einfachprüfungen im Turnus von drei Jahren. „Eine vollständige Brückenprüfung dauert etwa vier Wochen″, erläuterte Garbe. „Dabei wird das gesamte Bauwerk in Augenschein genommen und der Zustand von Stahl und Beton geprüft.“ Trotz technischer Hilfsmittel sei dies nach wie vor mit großem Personaleinsatz verbunden. „Leider fehlt es uns genau daran″, sagte Albrecht.

Fachleute werden auch bei den geplanten Brückenneubauten gebraucht. Steinmetz und Haberland nutzten die Gelegenheit, um noch einmal an den NRW-Verkehrsminister zu appellieren, die Brückenneubauten als Chefsache mit höchster Priorität voranzutreiben. „Bis die Neubauten realisiert sind, sollten für die Nutzung der alten Brücken unter Einbeziehung aller Beteiligten pragmatische Lösungen im Sinne der betroffenen Unternehmen vor Ort entwickelt werden″, so Steinmetz.

Mit Blick auf die Josef-Kardinal-Frings-Brücke warb Haberland für eine schnelle Entscheidung, ob die Brücke ertüchtigt oder komplett neu gebaut werden soll. Da sich die zukünftige Bauwerksunterhaltung zwischen den beiden Kommunen sowie dem Land und dem Bund in Klärung befindet, befürchtet der IHK-Netzwerk-Sprecher, dass es hier zu vermeidbaren Verzögerungen kommen wird. „Wir brauchen eine rasche Entscheidung.″

Das von den IHKs im Rheinland geforderte Sondervermögen Rheinbrücken aus dem kürzlich veröffentlichten Positionspapier „Risikofaktor Rheinbrücken″ könnte im Zusammenhang mit der Finanzierung der Brücke zwischen Neuss und Düsseldorf ein wichtiger Baustein sein. Wichtig sei auch, dass die Fleher Brücke bis zur Fertigstellung der Theodor-Heuss-Brücke und der neuen Fleher Brücke für Lkw mit 40 Tonnen Gesamtlast offenbleibt, so Haberland.

Für die Uerdinger Rheinbrücke plädierte IHK-Hauptgeschäftsführer Steinmetz erneut für eine zügige Umsetzung der Grundsatzentscheidung, einen vierspurigen Neubau zu errichten. „Auch in diesem Fall gilt: Wir haben keine Zeit zu verlieren.″

Das aktuelle Positionspapier „Risikofaktor Brücken“ der IHK-Initiative Rheinland steht als Download-Datei online zur Verfügung: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/21354