IHKs veröffentlichen Konjunkturumfrage
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Stand: 12.05.2023
Trotz der enormen Herausforderungen ist die Geschäftslage in der regionalen Wirtschaft im Frühjahr weiterhin stabil. Die Erwartungen sind weiterhin mehrheitlich pessimistisch, aber weniger negativ als noch vor vier Monaten. Das ist das Ergebnis der Konjunktur-Blitzumfrage der letzten beiden April-Wochen, die von den Industrie- und Handelskammern Mittlerer Niederrhein und Düsseldorf nun veröffentlicht wurde. 600 Unternehmen aus der Region haben daran teilgenommen. „Große Sorgen bereiten den Unternehmen nicht nur die Energiepreise und -versorgung, sondern immer mehr auch der Arbeitsmarkt“, erklärt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. „Seit zwölf Jahren wurden die Arbeitskosten nicht mehr von einem so großen Anteil der Betriebe als Geschäftsrisiko bewertet.“ Die IHKs führen dies auf entsprechende Tarifabschlüsse sowie den Fachkräftemangel zurück.
34,1 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Lage als „gut“, nur 17,2 Prozent als „schlecht“. Der Geschäftslageindikator, der sich als Saldo dieser beiden Werte berechnet, liegt bei einem Wert von 16,9 Punkten und damit knapp über dem Wert zum Jahresbeginn (13,7 Punkte). „Dass ein großer Teil der Wirtschaft angesichts der vielen Herausforderungen und sinkender Industrienachfrage weiterhin über eine gute Lage berichtet, zeigt, dass sich viele Unternehmen gut an die aktuellen Herausforderungen anpassen konnten“, so Steinmetz.
Der Geschäftserwartungsindikator bleibt mit minus 11,2 Punkten im negativen Bereich, steigt jedoch leicht um 4,7 Punkte. Immerhin zwei von drei Betrieben rechnen nicht damit, dass sich ihre gegenwärtige Geschäftslage grundlegend ändert, 12,4 Prozent der Unternehmen hoffen sogar auf eine verbesserte Entwicklung. Allerdings befürchten auch 23,6 Prozent eine Verschlechterung.
„Die Energiekrise ist nicht gelöst, der Klimaschutz erfordert weiterhin große Anstrengungen und der Arbeitsmarkt bereitet den Unternehmen zunehmend Sorgen“, kommentiert Steinmetz die Einschätzung der Unternehmen, die nach ihren Geschäftsrisiken für die kommenden Monate gefragt wurden. 57 Prozent der Unternehmen sehen in den Energiepreisen weiterhin ein wesentliches Geschäftsrisiko. Allerdings hat der Anteil nach 66 Prozent zu Jahresbeginn und 79 im Herbst abgenommen. „Denn die Preise haben sich für viele gewerbliche Kunden auf hohem Niveau stabilisiert“, so Steinmetz. „Die Verlautbarungen der Bundesnetzagentur dazu, dass die Gasversorgung im kommenden Winter nicht sicher ist, sorgen jedoch weiter für Unsicherheit bei den Unternehmen.“
Das vom Bundeswirtschaftsministerium veröffentlichte Arbeitspapier für einen Industriestrompreis in Deutschland bewertet Steinmetz ambivalent: „Es ist positiv, dass die Bundesregierung den Handlungsbedarf bei den hohen Energiepreisen für die Wirtschaft erkannt hat. Allerdings sieht der Entwurf nur einen beschränkten Adressatenkreis sowie aufgrund der staatlichen Subvention hohe Auflagen vor.“ Dagegen würde eine Absenkung von Steuern und Umlagen beim Strompreis sowie eine Bezuschussung zu den Netzentgelten die Wirtschaft insgesamt sofort entlasten, so der IHK-Hauptgeschäftsführer.
Zudem betrachten die Unternehmen die Arbeitskosten immer kritischer. 45,1 Prozent der Betriebe sehen darin mittlerweile ein wesentliches Risiko für das eigene Geschäft. Das ist der höchste Wert, seitdem die IHKs die Frage 2011 in ihre Umfrage aufgenommen haben. „Die inflationsbedingt hohen Tarifabschlüsse der vergangenen Monate belasten die Unternehmen in einer schwierigen Phase. Auch wenn wir angesichts des Fachkräftemangels einen Arbeitnehmermarkt haben, darf man hier nicht überdrehen“, erklärt Steinmetz. Auch die Bedeutung des Fachkräftemangels als Geschäftsrisiko ist noch einmal gestiegen. Mittlerweile melden dies 54 Prozent – wiederum ein Allzeithoch. 18,6 Prozent der Unternehmen planen angesichts dieser Rahmenbedingungen einen Beschäftigungsaufbau, 15,5 Prozent einen Abbau. „Die Beschäftigungsperspektiven bleiben gut“, erklärt Steinmetz.
Angesichts der sich seit einem halben Jahr stabilisierenden Geschäftslage steigt auch die Investitionsneigung leicht. Der Anteil der Unternehmen, die eine Erhöhung der Investitionsbudgets plant, steigt im Vergleich zum Jahresbeginn von 23,6 auf 24,9 Prozent. Nur 15,5 – nach zuvor 20,9 Prozent - möchten die Investitionsbudgets senken. „Das ist aber insgesamt zu wenig, um wirklich für einen Wachstumsimpuls zu sorgen“, so Steinmetz. Denn auch der Anteil der Betriebe ohne Investitionspläne steigt von 12,4 auf 15,5 Prozent.
Betrachtet man die Konjunkturdaten der einzelnen Branchen, zeigen sich deutliche Unterschiede. Insbesondere die produktionsverbindenden Großhändler und die Dienstleistungsbranche melden sehr positive Werte bei der Geschäftslage. Die Dienstleister sind zudem die einzige Branche, in der sogar die optimistischen Unternehmen gegenüber den pessimistischen Betrieben leicht überwiegen. Trotz einer sinkenden Kapazitätsauslastung von 79,6 Prozent auf 78,7 Prozent bleibt die Geschäftslage der Industrie stabil und liegt etwa auf dem Niveau der Gesamtwirtschaft. „Die sinkende Auslastung resultiert aus den zuletzt sinkenden Auftragseingängen. Es ist der geringste Wert seit mehr als zwei Jahren“, so Steinmetz.
Schlecht sieht es beim Einzelhandel aus. Die Geschäftslage hat sich zwar auch verbessert, befindet sich aber einzig in dieser Branche im negativen Bereich. Die Erwartungen sind pessimistischer als in der Gesamtwirtschaft. Dies gilt auch für die konsumnahmen Dienstleister. „Die Inflation sorgt weiterhin für eine verhaltene Kauflust, und die Konkurrenz des Online-Handels nimmt weiter zu“, erklärt Steinmetz abschließend.
Anlagen: Grafik „Lage und Erwartungen“ und Grafik „Fachkräftemangel und Arbeitskosten“
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