Nur geringe Kenntnisse über Unternehmen
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Stand: 13.06.2023
Die Jugend ist keinesfalls so industriekritisch wie sie im öffentlichen Diskurs häufig wahrgenommen wird. Die Industrie wird als wichtiger Arbeitgeber und Innovationstreiber gesehen – trotzdem gibt es noch viel Erklärungsbedarf. Dies sind wesentliche Ergebnisse einer Bevölkerungsumfrage des NIERS-Instituts der Hochschule Niederrhein bei Krefelder Bürgern im Alter von 16 bis 29 Jahren. Die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein hatte für die Initiative Zukunft durch Industrie Krefeld die Umfrage in Auftrag gegeben. „Die Studie zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, denn die jungen Krefelder stehen zu ihrer heimischen Industrie“, erklärt Dr. Georg Geier, Geschäftsführer der Siempelkamp Gießerei GmbH und Sprecher der Initiative Zukunft durch Industrie. Sein Co-Sprecher Hasim Cantürk, Betriebsratsvorsitzender von Outokumpu, ergänzt: „Die Analyse zeigt uns aber auch, dass wir insbesondere jungen Leuten ‚Industrie‘ noch stärker erklären müssen.“ Nachholbedarf sahen beide Sprecher beim Bekanntheitsgrad von Krefelder Produkten bei der jungen Zielgruppe.
Fast 90 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Industrie Arbeitsplätze sichere. Mehr als 80 Prozent halten die deutschen Industrieunternehmen für wichtige Innovationstreiber. Fast drei Viertel der Befragten sind überzeugt, dass die Dienstleistungsbranchen ohne Aufträge aus der Industrie weniger wachstumsstark seien. Immerhin noch 60 Prozent vertreten die Auffassung, dass die Industrie den Kommunen Steuereinnahmen und den Menschen Kaufkraft sichere. Jürgen Steinmetz, IHK-Hauptgeschäftsführer, wertet diese Ergebnisse positiv: „Die Jugend weiß, was die Industrie leistet. Das ist eine gute Basis für viele Diskussionen, die wir zurzeit und auch in Zukunft mit der jungen Generation zum Thema „Industrie“ führen werden“, erklärt der IHK-Hauptgeschäftsführer.
Gerade die junge Generation sieht bei Themen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit auch Gesprächsbedarf mit der Industrie. Schließlich offenbaren die Ergebnisse auch eine gewisse Skepsis der jungen Krefelder Bevölkerung mit der Industrie. Mehr als 50 Prozent der Befragten meinen, dass Industrie gefährlich für Umwelt und Gesundheit sei. Fast zwei Drittel halten das Image der Industrie für eher schlecht. Nur gut 10 Prozent sind der Meinung, dass das Verarbeitende Gewerbe alles unternimmt, um negative Auswirkungen auf die Umwelt zu verhindern. „Deswegen möchten wir mit der Initiative Zukunft durch Industrie dafür sorgen, dass wir den jungen Bürgerinnen und Bürgern noch besser aufzeigen, was die Industrie bereits allesunternimmt“, erklärt Steinmetz. „Wir möchten mehr Industriebegeisterung in Krefeld auslösen.“
Dass eine wesentlich positivere Einstellung der jungen Menschen gegenüber den Industrieunternehmen dringend notwendig ist, zeigt die Befragung ebenfalls. Denn im Wettbewerb um qualifizierte Nachwuchskräfte gerät das Verarbeitende Gewerbe zunehmend ins Hintertreffen. 42 Prozent der Befragten können sich nicht vorstellen, in der Krefelder Industrie zu arbeiten. Diese Jugendlichen wurden noch einmal genauer befragt, warum sie nicht in der Industrie arbeiten möchten. Für mehr als die Hälfte dieser Befragten war ihre Aussage durch das bestehende Bild der beruflichen Tätigkeiten in der Industrie begründet. „Dabei gibt es dort vielfältige, herausfordernde Aufgaben und gute Karrieremöglichkeiten – es sind keine stupiden Arbeiten“, erklärt Georg Geier. „Wir müssen diese positiven Perspektiven noch stärker nach außen zeigen.“
Besorgt zeigen sich die ZdI-Sprecher darüber, dass die Jugendlichen nur wenig konkrete Kenntnisse über die Krefelder Industrie haben. Nur 62 Prozent der Befragten konnten ein Krefelder Industrieunternehmen nennen, nur 40 Prozent kannten mindestens ein Produkt der Krefelder Industrie. Den größten Bekanntheitsgrad hat das Unternehmen Siempelkamp. „Das liegt auch daran, dass unsere Unternehmensgruppe bei Messen, in der Hochschule, in den Schulen und insgesamt viel stärker in der Stadtgesellschaft präsent ist“, erklärt Dr. Georg Geier.
In diesem Ergebnis sehen beide Sprecher auch einen Auftrag für die Initiative Zukunft durch Industrie. „Wir müssen die Werkshallen für Interessierte wieder öffnen. Wer Industrie von innen erlebt, bekommt einen anderen Eindruck von den Tätigkeiten“, erklärt Cantürk. Die Initiative möchte mit dem Veranstaltungsformat „ZdI trifft…“ genau diesen Gedanken aufgreifen. Und Geier ergänzt: „Die heutige junge Generation hat andere Anforderungen an Arbeitgeber. Um Wünsche und Möglichkeiten beiderseitig besser kennenzulernen, werden wir als Industrie noch stärker in den Austausch mit jungen Menschen gehen.“