Unternehmen setzen verstärkt auf CO2-Reduzierung

Unternehmen setzen verstärkt auf CO2-Reduzierung
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Stand: 22.08.2023

Die Unternehmen in der Region spüren die Folgen des Klimawandels und investieren auf vielfältige Weise in Klimaschutzmaßnahmen – das ist das Ergebnis einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Die IHK hatte den aktuellen Stand der unternehmerischen Klimaschutzmaßnahmen in der Region beleuchtet. Im Rahmen der Untersuchung wurden im Frühjahr 2023 rund 200 Unternehmen in Krefeld, Mönchengladbach, dem Rhein-Kreis Neuss und dem Kreis Viersen befragt. Die Untersuchung gibt einen Einblick in die Auswirkungen des Klimawandels auf die Betriebe, die bereits umgesetzten und geplanten Klimaschutzprojekte sowie die Motive und die Herausforderungen, mit denen sich die Unternehmen konfrontiert sehen. „Die Untersuchung zeigt, dass der Klimawandel die Unternehmen unter Druck setzt“, sagt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. „Eine große Mehrheit der Betriebe nimmt seine gesellschaftliche Verantwortung wahr und hat auch schon diverse und umfangreiche Energieeffizienz- und Klimaschutzprojekte umgesetzt.“

Für die meisten Unternehmen sind gesetzliche Auflagen die bedeutendsten Folgen des Klimawandels (45 Prozent). Der gestiegene bürokratische Aufwand und die erhöhten Dokumentationspflichten im Bereich Klimaschutz belasten die Unternehmen. Auch der gesellschaftliche Druck wird von den Firmen als spürbare Auswirkung genannt (30 Prozent). Eine veränderte Kundennachfrage wird von 22 Prozent der Unternehmen wahrgenommen. „Im Baugewerbe allerdings spielt die Kundenanforderung an energieeffiziente Bauweisen eine große Rolle“, erläutert Steinmetz. Daher geben mehr als die Hälfte der Bauunternehmen an, bei den Kundenanforderungen deutliche Auswirkungen zu spüren.

Trotz der derzeit vielfältigen Herausforderungen für die Unternehmen haben bereits 63 Prozent der befragten Betriebe konkrete Maßnahmen zur Treibhausgasreduzierung in ihren Unternehmen ergriffen. „Energieeinsparungen, die Nutzung erneuerbarer Energien und Projekte zur nachhaltigen Mobilität sind dabei die am häufigsten genannten Schwerpunkte“, erklärt Steinmetz. Die Innovation und Optimierung von Produktionsprozessen spielen dagegen vor allem in der Industrie eine wichtige Rolle. Mehr als die Hälfte der Industriebetriebe hat bereits in diesem Bereich Projekte angestoßen.

Die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen erfordert Investitionen. Rund 60 Prozent der Unternehmen haben dementsprechend in den vergangenen fünf Jahren ihre Investitionen in den Klimaschutz erhöht. Vor allem im Produzierenden Gewerbe (70 Prozent) und im Bereich Transport und Logistik (71 Prozent) sind diese Anteile überdurchschnittlich hoch. „An diesen Umfragewerten wird deutlich, wie groß das Engagement unserer Industrie im Bereich Klimaschutz ist“, betont Steinmetz.

Die Umfrageergebnisse zeigen außerdem, dass die Motivation der Unternehmen für Klimaschutzmaßnahmen vielfältig ist. 63 Prozent der Unternehmen betrachten Klimaneutralität als gesellschaftliche und ökologische Verantwortung. „Somit spielt bei den Klimaschutzmaßnahmen vieler Unternehmen vor allem auch die Eigenmotivation eine große Rolle“, sagt Steinmetz. „Die Reduzierung von Kosten und die Verbesserung des Images sind ebenfalls wichtige Motive.“

Um die Klimaneutralität zu erreichen, haben 36 Prozent der befragten Unternehmen zeitliche Ziele festgelegt. Um diese Zielmarken zu erreichen, haben rund 22 Prozent der Unternehmen eine CO2-Bilanz erstellt. Dabei ist die Größe der Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Die Unternehmen, die eine CO2-Bilanz erstellen, haben mehr als 50 Mitarbeitende. „Dies verdeutlicht, dass größere Unternehmen über die Ressourcen verfügen, um die aufwendigen CO2-Bilanzen zur genauen Überwachung ihrer Klimaziele zu erstellen“, betont Steinmetz. „Klimaschutz hängt somit nicht nur von der Bereitschaft der Unternehmen ab, sondern sehr wesentlich auch von ihrer Größe und ihren Mitteln.“

Die Umfrage der IHK verdeutlicht auch, welche Hürden die Unternehmen beim Klimaschutz sehen. In diesem Zusammenhang nennen rund zwei Drittel der Betriebe mangelnde Planungssicherheit durch politische Rahmenbedingungen als Hauptproblem. „Die sich ständig ändernden Förderprogramme und unterschiedlichen politischen Schwerpunkte erschweren die langfristige Planung und Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen“, kritisiert Steinmetz. Zudem werden die Kosten der Maßnahmen selbst und die mitunter fehlende Möglichkeit, diese Kosten auf die Kunden zu übertragen, als große Herausforderungen wahrgenommen (rund 60 Prozent der Antworten). Bürokratische Hürden sind ebenfalls ein wesentliches Hindernis, das genannt wurde (46 Prozent). Besonders in exportorientierten Branchen wie Transport und Logistik sowie in der Industrie besteht außerdem die Sorge um die internationale Wettbewerbsfähigkeit. „Die Unternehmen konkurrieren mit internationalen Wettbewerbern, die oft nicht in gleichem Maße in den Klimaschutz investieren und somit ihre Waren und Dienstleistungen wesentlich günstiger anbieten können“, betont Steinmetz. „Zudem sind gerade diese Branchen sehr stark an die Entwicklungen der Preise und Verfügbarkeiten von Energien und Rohstoffen gebunden. Das muss politisch mitbedacht werden.“

Die IHK betont, dass die politischen Rahmenbedingungen verstärkt die unternehmerischen Planungsperspektiven im Blick haben sollten und die gewählten Klimaschutzinstrumente marktbasiert und technologieoffen gestaltet sein sollten. In diesem Sinne kommt auch eine Reduzierung bürokratischer Hemmnisse allen Unternehmen zugute und ermöglicht auch kleineren Betrieben eine wirtschaftliche Umsetzung von Maßnahmen“, so Steinmetz.

Insbesondere Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, sind durch die Klimapolitik stark belastet, wie die Umfrage zeigt. Diese Nachteile sollten weitmöglichst ausgeglichen werden. Langfristig aber sollte sich die Bundesregierung für eine stärkere internationale Verankerung des Klimaschutzes einsetzen und diesen vorantreiben. „Denn letztlich wird die nationale Klimaschutzpolitik unwirksam, wenn sie im Ergebnis nur zu einem Carbon Leakage und der Verlagerung deutscher Unternehmen ins Ausland führt, in dem weniger Klimaschutzregelungen gelten“, betont Steinmetz.

Weitere Informationen unter: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/30361