Versorgungssicherheit für NRW

Versorgungssicherheit für NRW
© altitudedrone / Adobe Stock

Diese Meldung stammt aus dem Archiv und ist möglicherweise nicht mehr aktuell.

Stand: 24.07.2023

Ist die Energieversorgung gesichert? Wie entwickeln sich die Preise für Strom und Gas? Kaum ein Thema bereitet den Unternehmen in Nordrhein-Westfalen größere Sorgen. Auch am Mittleren Niederrhein beschäftigt das Thema viele Betriebe. „Die infolge von Knappheiten stark gestiegenen Preise für Energie haben die Wettbewerbssituation am Standort NRW deutlich verschlechtert“, sagt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. „Wie unsere Konjunkturumfragen zeigen, stellen derzeit viele Unternehmen Investitionen zurück oder denken über Verlagerungen ins Ausland nach.“

Wie groß der Handlungsdruck im Bereich Energieversorgung ist, zeigt die von IHK NRW – dem Zusammenschluss der 16 IHKs in Nordrhein-Westfalen – beim Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität zu Köln (EWI) in Auftrag gegebene Studie zur Versorgungssicherheit in Kombination mit einem Monitoring der Energiewende in NRW. „Mit Hilfe von differenzierten Warnstufen soll verdeutlicht werden, in welchen Bereichen die Rahmenbedingungen im vorgesehenen Zeitplan erfolgen, eine Vorwarnstufe erreicht wurde oder Realisierungen nicht mehr möglich sind und Alternativplanungen vorgenommen werden sollten“, erläutert Steinmetz. Mit dem nun erstmals vorgelegten Monitoring möchte IHK NRW zu mehr Transparenz über die Entwicklung der Versorgungssicherheit beitragen und mit Hilfe der erhobenen Daten den Fortschritt begleiten, Engpässe frühzeitig erkennen, damit mit ausreichendem Vorlauf Vorsorgemaßnahmen angestoßen werden können. „Denn nur dann entsteht die Sicherheit für Investoren, sich dauerhaft für den Standort NRW entscheiden zu können“, so Steinmetz.

Die Studie zeigt deutlich: Damit der Ausbau der Erneuerbaren Energien so schnell erfolgen kann, wie geplant und die ausscheidende, fossile Stromgewinnung kompensieren kann, müssen enorme Anstrengungen unternommen werden. Allein in NRW werden bis 2030 zusätzliche Kapazitäten aus Windenergie von 9,2 GW und PV von 29,7 GW benötigt. Beim Wind sind heute erst 40 Prozent, bei PV erst 20 Prozent der erforderlichen Leistung installiert, die bis 2030 eingeplant sind – so das zentrale Ergebnis der Studie. Ganz klar ist aber auch: Selbst, wenn der Ausbau gelingt, werden zusätzlich umfangreiche Kapazitäten gesicherter Leistung aus Gas- und/ oder Kohlekraftwerken (bis zu 7,6 GW) für die Zeiten benötigt, in denen Erneuerbare nicht zur Verfügung stehen. „Auch dafür gilt es nun Vorsorge zu treffen und Alternativen zu erwägen, damit die Versorgungssicherheit gewährleistet bleibt“, betont der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Für ihn ist das fehlende Tempo beim Umbau der Energieerzeugung das größte Problem. „Langsame Planungs- und Genehmigungsverfahren verzögern den Ausbau“, sagt Steinmetz. „So benötigt der Aufbau eines neuen Gaskraftwerks oder der Bau einer Windenergieanlage mitunter bis zu sieben Jahre.“ Mit vielen Maßnahmen möchten Bundes- und Landesregierung gegensteuern. Insbesondere die Novellierung des Landesentwicklungsplans soll einen Schub bringen. Darauf hofft auch Steinmetz: „Unternehmen brauchen dringend Planungs- und Investitionssicherheit, damit am Industrie- und Wirtschaftsstandort NRW Investitionen in die Transformation getätigt werden können und langfristig eine international wettbewerbsfähige Industrie bestehen bleibt.“ Der IHK-Hauptgeschäftsführer ist überzeugt: „Wenn sich alle Akteure anstrengen und die Weichen rasch und richtig stellen, dann kann die Energiewende gelingen. Es kommt auf schnelles und entschlossenes Handeln an.“

Das vollständige Gutachten sowie eine Kurzübersicht sind zu finden unter: www.ihk-nrw.de