„Der Sieg Donalds Trumps bereitet vielen Unternehmen Sorgen"
Stand: 06.11.2024
Der Wahlausgang in den Vereinigten Staaten könnte den globalen Handel und auch die deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen belasten und komplizierter machen – davon ist Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein überzeugt. „Die Unternehmen der Exportwirtschaft in unserer Region haben die Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten gespannt verfolgt“, so Steinmetz. „Der Sieg Donalds Trumps bereitet vielen Unternehmen Sorgen. Wir können davon ausgehen, dass er den Protektionismus fördern und seine America-First-Politik weiter vorantreiben wird.“ Wenn Trump seinen angekündigten Zollgrundtarif von mindestens 10 Prozent auf Importe in die Vereinigten Staaten tatsächlich einführt, würde dies deutsche Exportgüter vor Ort verteuern und das Außengeschäft weiter trüben. Steinmetz: „Unsere Betriebe müssten sich dann auf sinkende Nachfrage und geringere Margen einstellen, sofern sie nicht in den USA produzieren.“ Ein eskalierender Handelskrieg zwischen den USA und Europa könnte über die vierjährige Amtszeit gerechnet einen Verlust von bis zu 180 Milliarden Euro für die deutsche Wirtschaft bedeuten. Das hatte eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) gezeigt. Ziel müsse es nun sein, so Steinmetz, die transatlantischen Handelsbeziehungen – trotz aller möglichen Schwierigkeiten – auch in Zukunft partnerschaftlich und im Dialog zu gestalten. Auch mit Blick auf die Situation in der Ukraine hofft Steinmetz, dass die transatlantische Zusammenarbeit in diesem Bereich weiter fortgesetzt wird.
Indirekte Negativ-Effekte für die Außenwirtschaft am Niederrhein drohen durch die von Trump angekündigten Generalimportzölle gegen chinesische Produkte. „Das würde den Handelskonflikt zwischen den USA und China weiter zuspitzen“, erläutert Steinmetz. „Deutsche Unternehmen, für die beide Märkte von höchster Bedeutung sind, könnten ins Kreuzfeuer geraten.“ Dies würde die ohnehin schwierige Wirtschaftslage hierzulande weiter belasten und viele Betriebe vor ernste Herausforderungen stellen, befürchtet der IHK-Hauptgeschäftsführer
Die Vereinigten Staaten sind nach wie vor ein bedeutender Handelspartner für die Exportwirtschaft am Niederrhein. Laut aktuellen IHK-Umfragen sieht jedes fünfte exportierende Unternehmen in der Region in Nordamerika einen bedeutenden Absatzmarkt. Laut IT.NRW hat die nordrhein-westfälische Wirtschaft 2023 Waren im Wert von 15,7 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten exportiert – 7,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Im Gegenzug haben die USA mit 17 Milliarden Euro ihren Importwert um 9,6 Prozent gesteigert. Erstmals war somit die Summe der US-Importe größer als die Summe der NRW-Exporte in die USA. „Diese Zahlen deuten darauf hin, dass unser Standort im Vergleich zu den Vereinigten Staaten an Wettbewerbsfähigkeit verloren hat“, kommentiert Steinmetz. „Vor diesem Hintergrund ist es wichtiger denn je, dass unsere Politik hierzulande ihre Hausaufgaben macht und die Standortbedingungen für unsere Unternehmen verbessert: eine sichere und bezahlbare Energieversorgung, wettbewerbsfähige Steuersätze, Investitionen in die Infrastruktur und ein konsequenter Abbau überflüssiger Bürokratie.“