"Es ist stressig, aber es lohnt sich!"
Stand: 01.07.2024
Ist mein Geschäftsmodell tragfähig? Besteht mein Businessplan im Bankgespräch? Welche Versicherungen brauche ich als Selbstständige oder Selbstständiger? Was muss ich in puncto Steuern beachten? Gibt es Fördermittel für mein Unternehmen? Gründerinnen und Gründer stehen vor vielen Fragen. Besonders herausfordernd ist die Gründung eines Unternehmens für geflüchtete Menschen, denen nicht nur die Sprache fremd ist, sondern auch gesetzliche Vorgaben und informelle Spielregeln oft unbekannt sind. Insbesondere für Menschen aus der Ukraine hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein jetzt eine Informationsveranstaltung angeboten. „Existenzgründung in Deutschland – Praxistipps für Starter aus der Ukraine“ lautete der Titel des. Rund 40 neugierige Ukrainerinnen und Ukrainer waren der Einladung gefolgt, um die Service-Angebote der IHK und Best-Practice-Beispiele erfolgreicher Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Ukraine kennenzulernen sowie neue Kontakte zu knüpfen.
„Der Schritt in die Selbstständigkeit ist für viele Menschen ein neues Kapitel voller Chancen und Herausforderungen“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz zur Eröffnung der Veranstaltung. „Als IHK sehen wir es als unsere Aufgabe an, sie auf diesem Weg zu begleiten und sie zu unterstützen.“
Iryna Shum, Generalkonsulin der Ukraine, bedankte sich für das Engagement der IHK: „Wir Ukrainer sind in einer sehr schwierigen Lage, und wir wissen sehr zu schätzen, welche Möglichkeiten uns in Deutschland geboten werden.“ An die Adresse ihrer Landsleute sagte Shum: „Ich freue mich, dass Sie bereit sind, Ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und ein Unternehmen zu gründen. In Deutschland bieten sich viele Chancen – wir müssen sie nur nutzen.“ Sie warb für die Vernetzung zwischen deutschen und ukrainischen Unternehmen. Gute deutsch-ukrainische Wirtschaftsbeziehungen seien ein wichtiger Baustein für den Wiederaufbau der Ukraine.
Im Anschluss stellten ukrainische Unternehmerinnen und Unternehmer ihre Geschäftsmodelle vor und berichteten von ihren Erfahrungen. So hat Diana Kusau mit ihrem Mann Denys Kushal die Firma Gastro Oma gegründet. Das Unternehmen produziert ukrainische und slawische Spezialitäten. Inzwischen gibt es als Franchise-Unternehmen elf Gastro-Oma-Standorte, sechs in Deutschland und fünf in Tschechien. „Wir hatten Glück, dass wir schnell passende Räume für unsere Produktion gefunden haben und unsere Spezialitäten vom Markt hierzulande sehr gut angenommen wurden“, erzählte Kusau. „Schwierig sind die Gespräche mit den Banken, darauf muss man sich gut vorbereiten.“
Wie unkompliziert eine Gründung in Deutschland sein kann, berichtete Vitalii Dubynchuk, Geschäftsführer der Firma Iceberg Bau: „Die Gewerbeanmeldung ging sehr schnell und hat nur 26 Euro gekostet.“ Dubynchuk war in der Ukraine bereits Geschäftsführer eines Installationsbetriebs für Lüftungssysteme, Wärmepumpen und Klimaanlagen. „Als ich mit meiner Familie die Ukraine verlassen musste, habe ich beschlossen: Das werde ich auch in Deutschland tun.“
Nataliya Leshchenko, das Restaurant Schu Schu betreibt, gab den Ukrainerinnen und Ukrainern auf dem Sprung in die Selbstständigkeit einen Tipp mit auf den Weg: „Lernen Sie die deutsche Sprache – das ist von entscheidender Bedeutung, sonst verlieren Sie Zeit und Geld.“
Auch Mykhailo Petrushyn berichtete von seinen Erfahrungen als Im- und Exportunternehmer in Deutschland mit seinen mitunter komplexen Regelwerken. Aber er ermunterte seine Landsleute, die Herausforderung einer Unternehmensgründung anzunehmen: „Es ist stressig, aber es lohnt sich!“
Bildtext: Die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum (2.v.r.) und IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz (2.v.l.) warben gemeinsam mit den ukrainischen Unternehmerinnen und Unternehmern Diana Kusau, Mykhailo Pertushyn, Denys Kushal und Vitalii Dubynchuk (v.r.) für den Schritt in die Selbstständigkeit.