Energiewendebarometer: Unternehmen sind sehr skeptisch
Stand: 08.08.2024
Die Unternehmen beurteilen die wirtschaftlichen Folgen der Energiewende nach wie vor ausgesprochen skeptisch. „Die Stimmung ist dauerhaft ins Negative gekippt“, kommentiert Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, die Ergebnisse des aktuellen IHK-Energiewende-Barometers. An der jährlichen Unternehmensbefragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zum Stand der Energiewende haben sich in diesem Jahr bundesweit fast 3.300 Unternehmen beteiligt.
Die zentrale Frage des Energiewende-Barometers lautet: „Wie beurteilen Sie die Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens?” Auf einer Skala von minus 100 für „sehr negativ“ bis plus 100 für „sehr positiv“ ergibt sich im aktuellen Barometer dabei über alle Branchen hinweg ein Wert von minus 20. „Das ist nach dem Tiefpunkt des vergangenen Jahres von minus 27 der zweitschlechteste Wert seit Einführung des Energiewende-Barometers im Jahr 2016“, erläutert Steinmetz. „Weiterhin gestiegene Energiepreise und ein wirtschaftliches Umfeld voller Risiken führen dazu, dass Unternehmen Investitionen zurückstellen und zunehmend über eine Abwanderung ins Ausland nachdenken.“ 37 Prozent der Industriebetriebe planen oder realisieren eine Einschränkung der Produktion im Inland oder eine Abwanderung ins Ausland – ein neuer Höchstwert.
Die Auswirkungen der Energiekrise belasten die Wirtschaft, insbesondere in Nordrhein-Westfalen. Eine unklare Linie in der Energiepolitik und das hohe Tempo neuer Gesetze und Verordnungen verunsichern die Unternehmen zusätzlich. „Entscheidend ist, dass wir zu Preisen für unsere Energieversorgung zurückkehren, die unseren Industrie- und Wirtschaftsstandort wieder international wettbewerbsfähig machen, also die an den Energiepreis gekoppelten Abgaben, Steuern und Umlagen schnell und planbar dauerhaft senken“, mahnt Steinmetz. „Außerdem muss die Versorgungssicherheit gewährleistet sein.“ Erst wenn diese Voraussetzungen erfüllt seien, könnten die Unternehmen am Standort den Wandel vollständig annehmen und den Ausbau der Erneuerbaren weiter vorantreiben.
Immerhin haben 68 Prozent der Unternehmen bereits in eigene erneuerbare Energiekapazitäten investiert oder planen solche Investitionen. „Die Unternehmen lassen ihren Ankündigungen Taten folgen und forcieren die Energiewende mit eigenen Mitteln“, so Steinmetz. Rund 26 Prozent der antwortenden Unternehmen haben eigene Kapazitäten zur Erzeugung erneuerbarer Energien aufgebaut und nutzen die erzeugte Energie beziehungsweise speisen in das Stromnetz ein. Weitere 42 Prozent planen entsprechende Maßnahmen oder befinden sich mitten in der Umsetzung. „Besonders Industrieunternehmen, die häufig einen hohen Energiebedarf haben, zeigen hier verstärktes Engagement und bauen eigenständig Erzeugungskapazitäten auf“, sagt Steinmetz.
Die IHK-Organisation weist außerdem darauf hin, dass die Betriebe kaum noch Spielraum beim Einsparen von Energie haben. „Bereits in den vergangenen Jahren wurden Einsparpotenziale von den Unternehmen durch Effizienzsteigerungen ausgeschöpft“, erläutert Steinmetz. So sehen 28 Prozent der Unternehmen in den kommenden fünf Jahren keine weiteren wirtschaftlich realisierbaren Einsparpotenziale.
Neben den hohen Kosten sind es vor allem die hohen bürokratischen Anforderungen und die fehlende Planbarkeit, die die Unternehmen vor Herausforderung beim Bau und Betrieb eigener EE-Kapazitäten stellen. Rund zwei Drittel (62 Prozent) der antwortenden Unternehmen sehen in der überbordenden Bürokratie die größte Hürde für eine erfolgreiche Energiewende. Weitere Hemmnisse werden in fehlenden Informationen sowie der geringen Planbarkeit und Verlässlichkeit der gegenwärtigen Energiepolitik gesehen.
Weitere Informationen zum Thema stehen auf der IHK-Website zur Verfügung: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/31957