Fachkräftemangel bleibt bedeutendes Geschäftsrisiko

Fachkräftemangel bleibt bedeutendes Geschäftsrisiko
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Stand: 20.12.2024

Trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage stellt aktuell der Fachkräftemangel das zweitgrößte Geschäftsrisiko für die Betriebe dar. Vor allem Arbeitskräfte mit einer dualen Berufsausbildung werden gesucht. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Industrie- und Handelskammern Mittlerer Niederrhein und Düsseldorf bei knapp 800 Unternehmen aus der Region. „Unser Report zeigt außerdem: Unsere Unternehmen wünschen sich bessere Rahmenbedingungen, um schneller und zielgenauer Fachkräfte zu rekrutieren“, erklärt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein.

Die Zahlen aus der IHK-Umfrage verdeutlichen die aktuelle Problemlage bei der Fachkräftesuche. 50,3 Prozent der Betriebe sehen im Mangel an qualifizierten Mitarbeitenden ein wesentliches Geschäftsrisiko für die kommenden zwölf Monate. Nur die Entwicklung der Inlandsnachfrage stellt ein noch größeres Risiko dar. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Bedeutung des Risikos dabei fast verdoppelt. „Die Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage so schlecht wie seit rund 15 Jahren nicht mehr – mit Ausnahme der tiefsten Corona-Krise –, und die Arbeitskosten steigen“, sagt Steinmetz. „Trotzdem ist der Fachkräftemangel für die Betriebe eines der bedeutendsten Risiken.“

Besonders gravierend ist das Problem in der Bauwirtschaft. Dort sehen 61 Prozent der Betriebe im Fachkräftemangel ein wesentliches Geschäftsrisiko. Im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau 2019 ist der Anteil der Unternehmen, die offene Stellen längerfristig (länger als zwei Monate) nicht besetzen können, deutlich angestiegen. Im Herbst 2024 gaben dies gut 46 Prozent der Betriebe an. Im Dienstleistungssektor waren es 49 Prozent der Befragten, im produzierenden Gewerbe etwa die Hälfte der Unternehmen.

Grundsätzlich suchen Unternehmen dabei über alle Qualifikationsstufen hinweg oftmals erfolglos nach Arbeitskräften. Die größten Schwierigkeiten melden Unternehmen, die Beschäftigte mit Abschlüssen suchen. Für Berufsausbildungsabschlüsse, also Fachwirt, Meister oder eine duale Berufsausbildung, melden 47 Prozent beziehungsweise 49 Prozent der befragten Unternehmen einen Misserfolg bei der Suche. Deswegen liegt nach Auffassung des IHK-Hauptgeschäftsführers in der dualen Berufsausbildung ein Schlüssel zur Linderung des Fachkräftemangels im eigenen Betrieb. „Die Ausbildung junger Menschen ist eine Investition in die Zukunft. Als IHK stehen wir den Betrieben, die ausbilden möchten, mit Rat und Tat zur Seite“, betont Steinmetz.

Die Unternehmen wurden auch danach gefragt, welche Veränderungen der Rahmenbedingungen sie sich wünschen, um eine bessere Versorgung mit Fachkräften zu erreichen. Die Antworten zeigen, vor welchen Herausforderungen die Betriebe in den einzelnen Branchen stehen und welche Lösungen sie sich wünschen. Über der Hälfte der befragten Unternehmen ist es wichtig, dass die Mitarbeitenden von Bürokratie entlastet werden. „Schließlich bindet die hohe bürokratische Belastung viel Arbeitszeit“, berichtet Steinmetz. Außerdem sind knapp 47 Prozent für die Stärkung der Beruflichen Bildung. Auch weniger gesetzliche Vorgaben bei Arbeitszeiten würde die Situation für die Unternehmen verbessern.

Die Umfrage zeigt zudem, dass die Anreize zur Arbeitsaufnahme von Arbeitslosen gestärkt werden sollten. 35,1 Prozent der Unternehmen sind schließlich auch erfolglos bei der Suche nach Arbeitskräften ohne Berufsausbildung. „Ganz konkret sollten auch Leistungsempfängerinnen und -empfänger im Bürgergeld gefordert werden, sich aktiv um Beschäftigungsmöglichkeiten und -fähigkeiten zu kümmern“, empfiehlt Steinmetz.

Gleichzeitig wies der IHK-Hauptgeschäftsführer darauf hin, dass die IHK die eigenen Mitgliedsbetriebe bei der Rekrutierung von Fachkräften umfangreich unterstützt. Die IHK-Fachkräfteberater eruieren gemeinsam mit den Betrieben die Personalsituation – ob telefonisch, per Videokonferenz oder persönlich vor Ort. Die Betriebe erhalten bedarfsgerechte Lösungen anhand konkreter Handlungsempfehlungen zu den Themen Rekrutierung, Personalplanung, -bindung und -entwicklung. „Wir informieren unsere Mitglieder zudem wettbewerbsneutral über regionale Initiativen, Programme, Institutionen und sonstige Dienstleister, die sie beim Gewinnen, Binden und Entwickeln von Fachkräften unterstützen“, so Steinmetz.

Alle Zahlen und Fakten sind zu finden unter: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/29008