IHK und Creditreform stellen Risikobarometer vor
Stand: 26.11.2024
Die wirtschaftlich triste Lage führt zu mehr Unternehmens- und Zahlungsausfällen in der Region und in Krefeld – das zeigt das aktuelle Risikobarometer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein und der Creditreform Düsseldorf/Neuss. „In Krefeld ist die Ausfallrate weiter angestiegen. Sie erreicht den höchsten Wert seit der Erstauflage des Risikobarometers 2019“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Von allen Kommunen im IHK-Bezirk hat nur die Gemeinde Rommerskirchen eine höhere Ausfallrate“, ergänzt André Becker, Mitglied der Geschäftsleitung Creditreform Düsseldorf/Neuss.
In Krefeld liegt die Ausfallrate zum 30. Juni bei 2,21 Prozent. Damit ist bereits jedes 45. Unternehmen von einer möglichen oder bereits eingetretenen Zahlungsunfähigkeit bedroht. „Die Ausfallrate in Krefeld liegt auf einem spürbar überdurchschnittlichen Niveau“, so Becker. Zum Vergleich: Der entsprechende Wert für Nordrhein-Westfalen liegt bei 1,77 und für Deutschland bei 1,63 Prozent. 2023 lag die Ausfallrate in Krefeld noch bei 1,60 Prozent.
„Der Anstieg ist das Resultat der sich verschlechternden Standortbedingungen der deutschen Wirtschaft“, so Steinmetz. Der IHK-Hauptgeschäftsführer erinnert daran, dass jeder dritte Job am Mittleren Niederrhein unmittelbar oder mittelbar vom Export abhängt. „Wenn wir zu teuer produzieren, verkaufen wir weniger Produkte ins Ausland. Die Industriebetriebe sind zwar sehr resilient, aber die Industrierezession sorgt dafür, dass es für Zulieferer und Industriedienstleister schwieriger wird. Und: Die allgemein pessimistischen Konjunkturerwartungen schaden Unternehmen, die vom Konsum der Bevölkerung abhängen.“
Das Verkehrsgewerbe in der Region weist weiterhin die höchste Ausfallquote auf. „Der Logistikbranche fehlen die Aufträge aus der Industrie. Zudem ist der Fachkräftemangel hier wie auch in anderen Branchen weiterhin eklatant“, erklärt Chris Proios von der Konjunkturforschung Regional die Gründe. Die Ausfallrate der Verkehrsdienstleister sei zudem in Krefeld mit einem Wert von 5,5 Prozent deutlich höher als im Bund und in der Region Mittlerer Niederrhein im Durchschnitt. Auch im Baugewerbe ist die Ausfallrate in Krefeld sehr hoch. In der Industrie ist sie im Jahresverlauf gesunken und nun wieder auf einem niedrigen Niveau.
Positiv fällt zurzeit lediglich der Blick auf das Zahlungsverhalten aus. „Die Dauer des Zahlungsverzugs ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen und nun wieder deutlich gesunken“, so Proios. „Die Werte liegen in allen Teilregionen unterhalb der Werte des Jahres 2019.“ In Krefeld lag der durchschnittliche Zahlungsverzug zuletzt bei 14,69 Tagen, und damit vier Tage unter dem Vorjahreswert.
Nach einer Analyse von Creditreform hat diese positive Entwicklung vor allem folgenden Grund: „Nach der Corona-Krise hatten Lieferanten und Kreditgeber ihre Zahlungsziele vorübergehend zunächst drastisch verkürzt, um schnell an Liquidität zu gelangen. Mittlerweile steht jedoch die Vermeidung von Zahlungsausfällen ganz oben auf der Agenda. Entsprechend werden den Kunden derzeit großzügigere Zahlungsfristen eingeräumt“, erklärt Becker.
Nach derzeitigem Stand der Daten von Creditreform dürfte sich die Entwicklung der Ausfallraten in Krefeld im kommenden Jahr verbessern: „Die Prognosedaten zeigen, dass die Ausfälle sinken“, erklärt Proios. „Für die Stadt Krefeld gehen die Rechenmodelle zurzeit von einer Ausfallrate von 1,92 aus.“ Krefeld wäre eine von zwei Kommunen mit sinkenden Ausfallraten – allerdings von dem aktuell hohen Niveau aus. In der übrigen Region weisen die Creditreform-Prognosedaten dagegen auf einen deutlichen Anstieg der Ausfallraten hin.
„Hauptaufgabe der neuen Bundesregierung wird es sein müssen, die Wirtschaft in Deutschland wieder zu stärken“, fordert Steinmetz. „Deswegen brauchen wir jetzt keinen Konsenswahlkampf, sondern eine ernsthafte Diskussion um die beste Wirtschaftspolitik.“
Das Risikobarometer Mittlerer Niederrhein ist online zu finden unter: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/21198
Bildtext: Sie stellten das Risikobarometer 2024 vor (v.l.): Jürgen Steinmetz (Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein), Chris Proios (Konjunkturforschung Regional), Gregor Werkle (Leiter Wirtschaftspolitik der IHK Mittlerer Niederrhein) und André Becker (Mitglied der Geschäftsleitung Creditreform Düsseldorf/Neuss).