Kardinal-Frings-Brücke: „Ablastung ist ein Fiasko“
Stand: 11.10.2024
Als „katastrophal“ bezeichnet Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK), die Tatsache, dass die Kardinal-Frings-Brücke für Fahrzeuge mit mehr als 7,5 Tonnen nicht mehr befahrbar ist. „Das ist ein Fiasko für das Gewerbe und den gesamten Wirtschaftsstandort beidseits des Rheins“, erklärt er. Bereits die Ablastung auf 30 Tonnen habe das verladene Gewerbe schwer getroffen und die Lieferketten zwischen Neuss und Düsseldorf durchtrennt. „Der Rhein ist unsere Lebensader, deshalb ist eine vollfunktionsfähige, schwerlastfähige Brücke für den Hafenstandort Neuss Düsseldorf unerlässlich.“ Der IHK-Hauptgeschäftsführer fordert, nun schleunigst pragmatische Lösungen zu finden. „Für den offensichtlich notwendigen Neubau der Kardinal-Frings-Brücke kennen wir noch keinen Zeitplan“, sagt Steinmetz. „Der bisher genannte Zeitraum von 15 Jahren bis zu einer neuen Querung kann angesichts der Bedeutung der Brücke und des maroden Zustandes nicht im Ansatz eine Option sein. Hier muss schnellstmöglich in die Planung und die Umsetzung für einen Neubau eingestiegen werden“, betont der IHK-Hauptgeschäftsführer.
Für die Unternehmen ist die Ablastung der Brücke mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Mussten die Lieferverkehre vom Neusser zum Düsseldorfer Hafen bislang acht Kilometer zurücklegen, sind es nun 20 – über schon jetzt stark belastete Strecken. Für die Spediteure bedeutet das: mehr Sprit, mehr Fahrzeugeinsatz, mehr Personaleinsatz, mehr Kosten. „Und das in einer Zeit, in der der Personalmangel gravierend ist und große Anstrengungen für den Klimaschutz unternommen werden“, gibt Steinmetz zu bedenken.
Hinzu kommt: Die ausgewiesene Ausweichstrecke verläuft über die A 46 – also über die ebenfalls marode Fleher Brücke. Deren Neubau ist zwar bereits beschlossen und zeitlich avisiert. Inwieweit sie allerdings durch die nun zu erwartenden Mehrbelastungen bis zum angekündigten Neubau standhält, bleibt abzuwarten.
Steinmetz appelliert dennoch an alle Verkehrsteilnehmer, die Verkehrseinschränkungen ernst zu nehmen und sich an die ausgewiesenen Umleitungsrouten zu halten, damit die Brücke zumindest in ihrer jetzt eingeschränkten Form befahrbar bleibt. „Weitere Verkehrseinschränkungen bis hin zu einer möglichen Vollsperrung der Brücke gilt es in jedem Fall zu verhindern, um das bereits stark belastete Verkehrssystem nicht noch stärker zu strapazieren“, sagt der IHK-Hauptgeschäftsführer. 57.000 Fahrzeuge, die die Brücke vor den ersten Einschränkungen täglich überquerten, könne das schon jetzt stark belastete Verkehrssystem nicht aufnehmen.
„Die Lage ist insgesamt verheerend. Die marode und vielerorts jahrzehntelang vernachlässigte Infrastruktur bröckelt dahin. Es geht nicht mehr ohne Pragmatismus, engagiertes Anpacken und Umsetzen. Die Infrastruktur muss Priorität haben. Ohne sie bewegt sich nichts mehr“, sagt Steinmetz.
Im Rahmen eines Brücken-Krisengesprächs avisiert die IHK derzeit eine Gesprächsrunde, um die aktuelle Situation und Sofortmaßnahmen zu diskutieren und das Thema schwerlastfähiger Neubau voranzutreiben.