Verlässlicher und ambitionierter Zeitplan gefordert

Verlässlicher und ambitionierter Zeitplan gefordert
© Andreas Wiese, Düsseldorf

Stand: 05.11.2024

Dass NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer die Sanierung und den Neubau sowohl der Uerdinger Brücke in Krefeld als auch der Josef-Kardinal-Frings-Brücke zwischen Neuss und Düsseldorf im Rahmen seiner Sanierungsoffensive verstärkt vorantreiben möchte, begrüßt die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. „Denn eine Vollsperrung der maroden Brücken muss an beiden Standorten in jedem Fall vermieden werden, da sonst das verbleibende Bestandsnetz völlig überlastet wäre“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz in einem Schreiben an den Minister. „Entsprechend muss flankierend auch wesentlich besser auf den Schutz der Bestandsbrücken – beispielsweise durch Kontrollen – geachtet werden.“ Da sei insbesondere in Krefeld-Uerdingen „noch Luft nach oben“.

Zur Situation der Kardinal-Frings-Brücke haben sich Vertreter der IHK, betroffene Logistikunternehmen, die Stadt Neuss und die Neuss-Düsseldorfer Häfen vor wenigen Tagen mit dem Landesbetrieb Straßenbau NRW ausgetauscht. Anlass des Treffens war, dass jüngst im Rahmen der Sanierungsarbeiten durch den Landesbetrieb Straßenbau NRW neue gravierende Mängel an dem maroden Bauwerk entdeckt wurden. Bereits zum August 2023 musste eine Ablastung der wichtigen Verkehrsachse, die unter normalen Umständen 57.000 Fahrzeuge pro Tag bewältigen muss, auf 30 Tonnen erfolgen – eine erste einschneidende Maßnahme für die Wirtschaft beidseits des Rheins. Zum 11. Oktober wurde nun auf Basis der neuen Erkenntnisse eine weitere Ablastung auf 7,5 Tonnen angeordnet. „Diese erneute Gewichtsherabstufung schließt nun quasi den kompletten Wirtschaftsverkehr auf unbestimmte Zeit, mindestens jedoch für mehrere Monate, aus“, kommentiert Steinmetz. „Durch die Ablastung sind zwei Hafenbereiche, die intensiv via Schwerlastverkehr verflechtet sind, gekappt. Alternativen sind kaum noch vorhanden.“ Schließlich sei beispielsweise auch die Querung zur Theodor-Heuss-Brücke seit längerem auf 30 Tonnen reduziert.

Schätzungsweise 4.400 Fahrzeuge müssen nun durch die aktuelle Situation einen Umweg von mindestens zwölf Kilometer fahren. Dabei ist das angrenzende Verkehrsnetz bereits jetzt extrem belastet und stauanfällig. Zudem führt die Ausweichroute über die ebenfalls marode Fleher Brücke, die zwar – Stand jetzt – nicht abgelastet ist, ein Neubau ab 2029 aber aufgrund des schlechten Zustandes bereits avisiert sei. „Nicht auszudenken, wenn auch diese Brücke für den Schwerlastverkehr ausfällt“, betont Steinmetz. Das bauträgerübergreifende Baustellenmanagement ebenso wie die Vorbereitung auf ein mögliches Worst-Case-Szenario seien bei allen weiteren Planungen eminent wichtig, wie die IHK im Krisen-Gespräch deutlich gemacht hat.

„Eins ist allen Beteiligten auch klar: Selbst wenn die nun angekündigten umfangreichen Sanierungsmaßnahmen an der Brücke in Neuss erfolgreich sind, ist wohl nicht mehr mit einer Auflastung auf mehr als 30 Tonnen zu rechnen“, erläutert Steinmetz. „Im schlimmeren Fall wird es auch keine Auflastung auf mehr als 7,5 Tonnen geben.“ Dementsprechend appelliert die IHK an Minister Oliver Krischer: „Die Wirtschaft braucht zwingend eine vollfunktionsfähige, schwerlastfähige Brücke. Deshalb muss die parallele Forcierung eines Brückenneubaus durch die beauftragte DEGES GmbH mit Hochdruck vorangetrieben werden.“ Steinmetz weist auch darauf hin, dass die vom Minister angekündigte Sanierungsoffensive unter anderem die Option der funktionalen Ausschreibungen bei Neubauprojekten vorsieht. „Diese können generell ein probates Mittel sein, die Realisierung von Brückenbauwerken zu beschleunigen“, betont der IHK-Hauptgeschäftsführer. „Was jetzt vor allem für die Wirtschaftsstandorte Neuss und Düsseldorf wichtig ist, ist eine verlässliche und ambitionierte zeitliche Perspektive für einen Neubau, der schleunigst vorangetrieben werden muss.“