Claudia Kleinert: „Wir sind alle Wettermacher“

Stand: 28.05.2025
„Das Forum Zukunft richtet sich nicht nur an Unternehmen, es geht auch direkt zu den Unternehmen“, so begrüßte Dr. Andreas Coenen, Landrat des Kreises Viersen, die mehr als 200 Gäste beim dritten „Forum Zukunft - Kreis Viersen“. Die Veranstaltung, ausgerichtet von der IHK Mittlerer Niederrhein und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Viersen mbH (WFG), fand diesmal bei der schmitz druck & medien GmbH & Co. KG in Brüggen statt. Die große Halle mit ihren imposanten Druckmaschinen bot den perfekten Rahmen.
Das Klima betrifft alle – das war einer der Gründe für den überragenden Publikumszuspruch. Mit dem Hitzesommer 2003 war es vielen Menschen erstmals bewusst geworden: Das Klima hat sich in spürbarer Weise verändert. Spätestens jetzt, rund 20 Jahre später, ist klar, dass an diesem Thema kein Weg vorbei führt. Moderator Ludger Kazmierczak verwies zu Beginn der Veranstaltung auf eine Umfrage, der zufolge 97 Prozent der Unternehmen in Deutschland bereits mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert waren – sei es durch unterbrochene Lieferketten, steigende Versicherungskosten oder drückende Sommerhitze, die in Büros und Produktionshallen das Arbeiten erschwert. „Auch wenn die Klimakrise in Zeiten zunehmender geopolitischer Krisen mitunter in den Hintergrund geraten ist, bleibt der Klimawandel hochrelevant“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Wir befassen uns einerseits intern mit den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz und andererseits informieren wir unsere Unternehmen dazu. Wir beraten, wir vernetzen – und wir machen Mut, aktiv zu werden.“
Ein weiterer Grund für das große Interesse war – neben dem Thema – sicherlich die ebenso prominente wie kompetente Referentin: In ihrer Keynote „Was macht das Wetter mit Ihrem Unternehmen?“ veranschaulichte Claudia Kleinert, Deutschlands bekannteste Wetter-Expertin, eindrucksvoll, wie extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Hitzewellen oder Trockenperioden mittlerweile wirtschaftliche Abläufe beeinflussen – und warum klimatische Resilienz zur unternehmerischen Aufgabe wird. Klimarisiken sind keine abstrakten Szenarien, sondern bereits Realität: Gebäude, Produktionsprozesse und Logistik müssen zunehmend gegen Hitzeschäden, Wasserknappheit und Unwetterereignisse abgesichert werden.
Claudia Kleinert machte die große Relevanz des Klimawandels deutlich, auch im Vergleich zu anderen aktuellen Herausforderungen rund um den Globus: „Alle anderen Themen werden irgendwann an uns vorbeiziehen. Der Klimawandel aber wird uns dauerhaft begleiten – Sie, mich, Ihre Kinder und Ihre Enkel.“ Selbst wenn es schon morgen wie durch Zauberhand gelingen würde, sämtliches klimaschädliche Gas einzusparen, wären die Folgen aus den vergangenen Jahrzehnten weiterhin präsent: extreme Trockenheit, heftige Stürme, Starkregenereignisse. Aber: „Wir können verhindern, dass es noch schlimmer wird.“ Diese positive Botschaft wiederholte die Referentin mehrfach. „Die Zukunft, die sich am besten vorhersagen lässt, ist jene, die man selbst beeinflussen kann.“ Jeder Einzelne könne einen Beitrag dazu leisten: „Wir sind alle Wettermacher.“
Für Unternehmen bedeutet das laut Kleinert: Wenn sie jetzt handeln, stellen sie sich resilienter auf und sichern sich auch Wettbewerbsvorteile – durch angepasste Infrastruktur, grüne Investitionen und nachhaltige Prozesse.
Landrat Coenen verwies auf dem Podium auf die Klimastrategie des Kreises Viersen: „Bis 2040 wollen wir klimaneutral sein, das ist unser ehrgeiziges Ziel und unsere große Aufgabe.“ Im Rahmen der Klimafolgenanpassung geht es zudem – in enger Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden – um den Schutz von Menschen und Sachwerten. Ein Beispiel: „Wir haben kreisweit untersucht, wo sich nach starkem Regen das Wasser in kritischer Weise sammelt. In der nächsten Zeit werden wir auf Unternehmen zukommen, deren Standorte nach unseren Erkenntnissen besonders gefährdet sind“, so Coenen.
Bei der Diskussion gab Steinmetz den Unternehmerinnen und Unternehmern folgenden Rat mit auf den Weg: „Warten Sie nicht ab, sondern handeln Sie frühzeitig. Extremwetterlagen wie Starkregen oder Hitzeperioden nehmen zu und können für Betriebe erhebliche Risiken bedeuten – von Produktionsausfällen bis zu Gebäudeschäden.“
Bildunterschrift:
„Was macht das Wetter mit Ihrem Unternehmen?“ Der Vortrag von Claudia Kleinert stieß auf großes Interesse.