US-Handelspolitik belastet Exporteure

Stand: 06.08.2025
Zölle, wachsende handelspolitische Unsicherheiten, Gefahr von weiterer Bürokratie – die Auswirkungen der derzeitigen US-Handelspolitik belasten Exporteure am Mittleren Niederrhein. Das ist das Ergebnis einer Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein bei knapp 100 Unternehmen, die im Außenhandel aktiv sind. Die neuen US-Zölle für Importe aus dem Ausland treten nach derzeitigem Stand am 7. August in Kraft. Dies gilt auch für den Zollsatz von 15 Prozent auf Einfuhren aus der EU. Darauf hatten sich die EU und die US-Regierung geeinigt. „Eine wirtschaftliche Entlastung durch die Zolleinigung erwartet so gut wie niemand“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz.
Nur ein Prozent der befragten Betriebe rechnet mit positiven Effekten durch den EU-USA-Deal. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Exporteure befürchten dagegen neue Belastungen. Bei Unternehmen mit direktem US-Geschäft sind es sogar mehr als drei Viertel (77 Prozent). „In einer Zeit, in der die deutsche Wirtschaft bereits großen Belastungen ausgesetzt ist – etwa durch eine überbordende Bürokratie, hohe Steuersätze und hohe Energiepreise – kommen die Zölle nun noch hinzu. Das kann für unsere exportorientierte Region zu einem echten Wachstumskiller werden“, sagt Steinmetz.
Drei Viertel der außenhandelsaktiven Unternehmen spüren schon jetzt negative Auswirkungen der US-Handelspolitik. Bei den Unternehmen mit USA-Geschäft sind es sogar knapp 84 Prozent. 70 Prozent der Unternehmen, die bereits jetzt negative Auswirkungen sehen, machen dies am Basiszollsatz fest. 77 Prozent der Betriebe befürchten, dass sich die handelspolitischen Unsicherheiten fortsetzen beziehungsweise weitere Zölle folgen werden. Knapp 40 Prozent der Unternehmen sorgen sich um Kosten für Zollagenten oder weiteren Aufwand durch noch größere Zollbürokratie.
„Die Folgen für das Geschäft mit unserem wichtigen Handelspartner USA sind immens“, erklärt Steinmetz. 42 Prozent der Betriebe mit USA-Geschäft prognostizieren, dass sie weniger Handel mit den USA treiben werden. 22 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie USA-Investitionen vertagen werden.
Angesichts der aktuellen Herausforderungen im US-Geschäft richten knapp zwei Drittel der deutschen Unternehmen ihren Fokus verstärkt auf neue Märkte. Besonders der europäische Binnenmarkt wird für 66 Prozent dieser Firmen zunehmend relevant. Auch die Staaten der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) – Island, Norwegen, Liechtenstein und die Schweiz – sowie das Vereinigte Königreich rücken stärker in den wirtschaftlichen Fokus.