IHK-Energiedialog 2025

Stand: 25.08.2025
Wäre die Energiewende ein Film, dann am ehesten „Rocky“ – zumindest, wenn man die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des „IHK-Energiedialogs 2025“ fragt, zu dem die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein nach Krefeld eingeladen hatte. Denn das Motto des Hollywood-Klassikers, in dem ein Amateurboxer gegen einen Weltmeister antritt, lautet: „Es wird hart, aber Aufgeben ist keine Option.“ Und das war auch der Tenor bei der interaktiven Veranstaltung, bei der Stakeholder aus Wirtschaft, Politik, Gewerkschaften und Wissenschaft dabei waren, um konstruktive Impulse zur Gestaltung der Energiewende sowie praktische Probleme bei deren Umsetzung an politische Entscheidungsträgerinnen und -träger zu adressieren und sich mit ihnen auszutauschen. Mit dabei waren unter anderem Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, und Dr. Klaus Wiener, Obmann im Ausschuss für Wirtschaft und Energie des Bundestags und stellvertretender Vorsitzender der AG Wirtschaft und Energie der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
„Die Energiewende ist ein dringendes und drängendes Thema – vor allem in unserer Region, die als Kraftwerks- und Tagebaustandort mit vielen energieintensiven Industriebetrieben besonders davon betroffen ist“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz zur Begrüßung. „Das aktuelle Energiewendebarometer der Deutschen Industrie- und Handelskammer zeigt: Die Unternehmen stehen zum Ziel, bis 2045 klimaneutral zu sein. Sie packen an. Aber es gibt noch sehr viele Herausforderungen, für die wir in der Politik Verständnis wecken müssen.“ Deshalb seien Veranstaltungen wie der IHK-Energiedialog so wichtig.
Zum Auftakt gab Oliver Leisse, Zukunftsforscher und Geschäftsführer des Hamburger Zukunftsforschungsinstituts SEE MORE, den Teilnehmenden mit seinem Vortrag zum Thema „Energiewende als Standortfaktor – Können Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit noch sichern“ wichtige Impulse mit auf den Weg. Er schlug einen Bogen von der rasanten Entwicklung der Künstlichen Intelligenz, deren wachsende Leistung enorme Mengen an Energie in den Rechenzentren benötigt, über die entfesselte Handelspolitik der US-Regierung unter Präsident Donald Trump, die auf der ganzen Welt für große Unsicherheit sorgt, hin zu Deutschland, das „momentan nur die Rücklichter sieht“. „In der heutigen Zeit ist ein schnelles, mutiges Denken gefragt“, betonte er. „Wenn wir ins Handeln kommen, haben wir die Chance, die Energiewende zu einem Standortvorteil zu machen.“ Dabei sollte Deutschland nicht nur Start-ups fördern, sondern auch seine Traditionsindustrien transformieren – unter anderem mit Hilfe der KI, die natürlich auch wieder den Energiebedarf steigen lässt. „Wir sollten Energie so günstig, sicher und grün machen, dass Unternehmen extra deswegen nach Deutschland kommen.“
Daran knüpfte Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur in ihrer Keynote an: „Unser Weg zur ersten klimaneutralen Industrieregion Europas ist kein Selbstzweck – er ist Voraussetzung dafür, dass die Menschen auch in Zukunft in einem lebenswerten Nordrhein-Westfalen mit guten Jobs in starken und innovativen Unternehmen zuhause sein können“, sagte sie. „Jede Investition in saubere Technologien und nachhaltige Energie ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern zahlt sich auch ökonomisch aus. Das zeigt etwa die boomende Umweltwirtschaft in NRW.“ Zusammen mit starken Partnern wie den Industrie- und Handelskammern arbeite man weiter entschlossen an einer unabhängigen, sicheren und bezahlbaren Energieversorgung – denn konkurrenzfähige Energiepreise seien entscheidend, damit sich Unternehmen im internationalen Wettbewerb behaupten können. „Nun ist auch der Bund gefordert, zügig zusätzliche steuerbare Kraftwerksleistung und umfassende Entlastungen beim Strompreis auf den Weg zu bringen“, forderte sie. „Denn was unsere Unternehmen brauchen, ist Verlässlichkeit und Planungssicherheit – nur so nutzen wir die Chancen der Energiewende und ermöglichen Investitionen in die Zukunft unseres Industriestandorts.“
Bei der anschließenden Paneldiskussion, an der neben Neubaur und Leisse auch Dr. Georg Geier (Geschäftsführer der Siempelkamp Giesserei GmbH aus Krefeld), Carsten Liedtke (Vorstandsvorsitzender der SWK AG und Vizepräsident des Verbands kommunaler Unternehmen e.V.) und CDU-Bundestagsmitglied Dr. Klaus Wiener teilnahmen, wurden vor allem die Fragen aus dem Publikum beantwortet. Die wurden per Smartphone eingereicht und konnten von den anderen Gästen mit einem „Daumen hoch“ bewertet werden. Dabei standen vor allem die Themen Wasserstoff, Technologieoffenheit und Energiekosten hoch im Kurs.
„Beim Wasserstoff haben wir die ersten wichtigen Schritte gemacht“, berichtete Carsten Liedtke. „Das Kernnetz steht – zumindest auf dem Papier. Jetzt müssen wir klären: Wo kommt der Wasserstoff her und wie bekommen wir ihn über das Verteilnetz zum Kunden? Hier müssen wir pragmatische Antworten finden, damit wir die Nutzung von Wasserstoff ans Laufen bringen.“ Klaus Wiener betonte, dass dabei auch das Thema Bezahlbarkeit in der internationalen preislichen Wettbewerbsfähigkeit nicht zu kurz kommen dürfe. „Dieser Aspekt muss mehr in den Fokus genommen werden“, sagte er. „Um die Herkules-Aufgabe Energiewende zu meisten, müssen wir technologieoffen sein und über die Nutzung aller Energieformen nachdenken – von Biomasse über den Bau neuer Gaskraftwerke bis hin zu neuen Entwicklungen in der Kernenergie, wie beispielsweise der Kernfusion.“
Dr. Georg Geier, der mit der Siempelkamp Giesserei einen energieintensiven Betrieb leitet, verdeutlichte zum Ende noch einmal die jetzige Situation der Unternehmen: „Fakt ist, dass die Energiekosten immer noch doppelt so hoch sind wie früher. Das kostet Liquidität, da brennt der Baum“, mahnte er. „Wir wollen die Transformation, aber wir brauchen bezahlbare Energiepreise und bürokratiearme Rahmenbedingungen, um die dafür nötigen Investitionen zu stemmen.“
Bildunterschrift:
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Tauschten sich beim „IHK-Energiedialog 2025“ über die Herausforderungen und Chancen der Energiewende aus (v.l.): Moderatorin Carmen Hentschel, Dr. Georg Geier (Geschäftsführer der Siempelkamp Giesserei GmbH aus Krefeld), Mona Neubaur (Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen), Carsten Liedtke (Vorstandsvorsitzender der SWK AG und Vizepräsident des Verbands kommunaler Unternehmen e.V.), Dr. Klaus Wiener (Obmann im Ausschuss für Wirtschaft und Energie des Bundestags und stellvertretender Vorsitzender der AG Wirtschaft und Energie der CDU/CSU-Bundestagsfraktion), Oliver Leisse (Zukunftsforscher und Geschäftsführer des Hamburger Zukunftsforschungsinstituts SEE MORE) und IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz.
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Zukunftsforscher Oliver Leisse, Geschäftsführer des Hamburger Zukunftsforschungsinstituts SEE MORE, gab den Teilnehmenden mit seinem Vortrag zum Thema „Energiewende als Standortfaktor – Können Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit noch sichern“ wichtige Impulse mit auf den Weg.
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Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, betonte in ihrer Keynote: „Unternehmen brauchen Verlässlichkeit und Planungssicherheit – nur so nutzen wir die Chancen der Energiewende und ermöglichen Investitionen in die Zukunft unseres Industriestandorts.“