IHK legt neuen Bildungsbericht vor

Stand: 14.07.2025
Die duale Ausbildung bleibt ein zentraler Pfeiler der Fachkräftesicherung in der Region Mittlerer Niederrhein – das zeigt der neue Bildungsbericht der Industrie- und Handelskammer (IHK) deutlich. 702 neue Ausbildungsverträge wurden allein im Kreis Viersen im vergangenen Jahr geschlossen, insgesamt waren es 3.744 im gesamten IHK-Bezirk – somit ist die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse im vergangenen Jahr zwar insgesamt um 4,4 Prozent gesunken. Dennoch sieht IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz gerade im Hinblick auf die Schulabgängerzahlen Anlass zur Hoffnung.
Die Anzahl der Schulabgängerinnen und -abgänger allgemeinbildender Schulen am Mittleren Niederrhein ist zwar zwischen 2017 und 2024 um 5,8 Prozent gesunken. Aber mittelfristig steigt die Zahl der Schulabgänger und Schulabgängerinnen wieder. „Die aktuellen Prognosen zur Entwicklung Zahlen zeigen: Der langjährige Rückgang kommt langsam zum Erliegen“, erläutert Steinmetz. Zunächst müsse im nächsten Schuljahr noch der Ausfall des Abiturjahrgangs aufgrund der Umstellung von G8 auf G9 verkraftet werden. Danach jedoch wird erstmals wieder ein leichter kontinuierlicher Anstieg erwartet. Doch dieser positive Trend dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Herausforderungen nicht zuletzt wegen des großen Interesses an einem Studium bestehen bleiben. Steinmetz: „Wir müssen uns auch künftig intensiv mit dem Thema Bildung befassen und dürfen nicht nachlassen, die Wirtschaft im Kammerbezirk bei der Gewinnung, der Auswahl, der Betreuung, der Prüfung und der Weiterqualifizierung von Auszubildenden und Fachkräften zu unterstützen.“ Gegen den Fachkräftemangel gebe es nur eine Lösung: ausbilden!
Ein Weg, der für Carsten Zielke selbstverständlich ist. In seinen inzwischen vier EDEKA-Filialen in Viersen und Willich bildet er bereits seit mehr als 20 Jahren aus – jährlich 15 bis 20 Auszubildende in den Berufen Verkäufer/in, Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Frischespezialist/in, Fleischer/in, Fachverkäufer/in im Lebensmittelhandwerk (Schwerpunkt Fleisch/Wurst), Handelsfachwirt/in im Rahmen eines dualen Studiums sowie als Koch/Köchin. Er gehört damit zu den insgesamt 2623 Ausbildungsbetrieben im Kammerbezirk.
Die Vorteile für Ausbildungsbetriebe: Eigenes Wissen, spezielle Prozesse und Unternehmenskultur werden direkt vermittelt. „Allerdings ist die Rekrutierung in den letzten Jahren deutlich herausfordernder geworden“, so Zielke. „Wir nutzen inzwischen ein breites Spektrum an Maßnahmen, etwa Online-Plattformen und soziale Medien, wir nehmen an Ausbildungsmessen teil, schalten Anzeigen in Printmedien und arbeiten eng mit Schulen und Bildungsträgern zusammen.“ Eine der größten Herausforderungen sei es, „motivierte junge Menschen zu finden, die wirklich Lust auf den Beruf und den Arbeitsalltag im Handel haben“.
Laut dem Bildungsbericht waren 669 neue Auszubildende beim Start der Ausbildung 19 Jahre alt, 571 Auszubildende 24 Jahre und älter. Nur 158 Auszubildende waren zum Start ihrer Ausbildung 16 Jahre alt. Perner: „Insgesamt werden die Auszubildenden bei Ausbildungsbeginn zunehmend älter.“ Nach wie vor herrscht eine eindeutige Geschlechterverteilung bei den Ausbildungsberufen. Während 2024 nur 9,5 Prozent der Auszubildenden im gewerblich-technischen Bereich weiblich waren, übten 41,7 Prozent der weiblichen Auszubildenden einen kaufmännischen Beruf aus. Kaufmännische Berufe sind mit 5.616 eingetragenen Verträgen beliebter als gewerblich-technische Berufe. Diese lagen 2024 bei 4.026 eingetragenen Verträgen. Insgesamt ist die Zahl der gewerblich-technischen Verträge konstant geblieben.
Rund 75 Prozent der abgeschlossenen Ausbildungsverträge entfallen auf die zehn beliebtesten Berufe. Im kaufmännischen Bereich führen Berufe wie Kaufleute für Büromanagement und für Groß- und Außenhandelsmanagement, Verkäufer oder Industriekaufleute die Liste an. In den gewerblich-technischen Berufen stehen unter anderem Chemikant, Industriemechaniker sowie Elektroniker und Fachinformatiker hoch im Kurs.
„Wir sehen weiterhin großen Bedarf, junge Menschen frühzeitig auf den Übergang in die Arbeitswelt vorzubereiten“, betont Daniela Perner, Geschäftsführerin des IHK-Bereichs Bildung. Sie verweist auf die breite Palette von rund 230 Ausbildungsberufen in der Region – und auf erfolgreiche IHK-Initiativen wie die Ausbildungsbotschafter, Schulkooperationen, Azubi-Speed-Datings oder die CHECK IN Berufswelt.
Angesichts des wachsenden Fachkräftemangels appelliert die IHK an Politik und Bildungseinrichtungen, die duale Ausbildung stärker in den Fokus zu rücken. „Es muss wieder als attraktive Option gelten, nach dem Schulabschluss eine Ausbildung zu beginnen“, fordert Steinmetz. „Gerade für leistungsstarke Abiturienten bieten sich hervorragende Perspektiven – etwa durch Weiterbildungen zum Fachwirt, Meister oder Betriebswirt.“
Auch das Prüfungswesen ist ein bedeutender Bestandteil der Ausbildung: Rund 10.000 Prüfungen nehmen jährlich die rund 2.400 ehrenamtlich tätigen IHK-Prüfer ab. „Ohne dieses Engagement wäre das System der dualen Ausbildung nicht denkbar“, so Perner. „Wir freuen uns jederzeit über Menschen, die sich als Prüfer einbringen möchten.“
Den kompletten IHK-Bildungsbericht 2024 gibt es online unter:
www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/27192
BILDUNTERSCHRIFT
IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz (r.) und IHK-Geschäftsführerin Daniela Perner (l.) stellten gemeinsam mit Carsten Zielke und Ausbilderin Stefanie Schütt den Bildungsbericht vor.