Noch kein Aufschwung in Sicht

Stand: 24.04.2025
Die Wirtschaftslage in der Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein zeigt im Frühling 2025 eine leichte Erholung, ein Aufschwung ist allerdings noch nicht in Sicht. Der Geschäftslageindex bleibt weiter im negativen Bereich, steigt aber immerhin von minus 8,2 auf minus 5,7 Punkte. Dies geht aus dem aktuellen Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammern Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein hervor. „Die Unternehmen nehmen wahr, dass die Politik Kurs auf eine stärkere internationale Wettbewerbsfähigkeit genommen hat“, erklärt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. „Aber der Weg dorthin ist lang und herausfordernd.“ Der Konjunkturbericht basiert auf einer Blitz-Umfrage, an der sich bis Mitte April mehr als 600 Unternehmen mit mehr als 60.000 Beschäftigten beteiligt haben.
Aktuell bewerten 21,3 Prozent der befragten Betriebe ihre Geschäftslage als gut, während 27 Prozent eine schlechte Lage melden. Aus dem Saldo ergibt sich der Geschäftslageindikator von minus 5,7 Punkten. Damit befindet er sich zum vierten Mal in Folge im negativen Bereich, ist aber immerhin zum zweiten Mal in Folge gestiegen. „Die Richtung stimmt mittlerweile, aber der Konjunkturmotor stottert noch“, erläutert Steinmetz. Schließlich bleibt die Stimmung der Unternehmen auch eher pessimistisch, sodass sie zurzeit noch nicht mit einem Wiederanspringen der Konjunktur in diesem Jahr rechnen. 18,2 Prozent der Unternehmen gehen von einer Verbesserung ihrer Geschäftslage, 26,5 Prozent von einer Verschlechterung aus. Der Geschäftserwartungsindikator liegt damit bei minus 8,3 Punkten. „Das ist deutlich weniger pessimistisch als zum Jahresbeginn mit minus 15,7 Prozent“, so Steinmetz.
Geschäftslage in den einzelnen Kommunen:
Krefeld
Kreis Viersen
Mönchengladbach
Rhein-Kreis Neuss
Der IHK-Hauptgeschäftsführer führt die etwas positiveren Erwartungen auch darauf zurück, dass die Regierungsbildung bis jetzt weniger holperig verlief als von vielen Betrieben befürchtet. So wurden die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen im Januar noch von 63 Prozent der Betriebe als wesentliches Risiko für die eigene Geschäftsentwicklung bewertet, mittlerweile sind es 50 Prozent. „Der Koalitionsvertrag sorgt bei der Wirtschaft nicht für Euphorie, bietet aber Raum für wichtige wirtschaftspolitische Weichenstellungen“, erläutert Steinmetz. Sinnvolle Vorhaben wie Bürokratieabbau, Ausbau der Infrastruktur mit beschleunigten Planungsverfahren, Reformen beim Bürgergeld, einer Flexibilisierung der Höchstarbeitszeit, Sonderabschreibungen und Entlastungen bei den Energiekosten müssten allerdings erst einmal umgesetzt werden. „Wenn dies bis zur Sommerpause gelingt, wird sich die Stimmung in der Wirtschaft bessern“, so Steinmetz. „Bis diese Maßnahmen ihre Wirkung entfalten können, wird es dann allerdings noch dauern.“
Impulse aus dem Ausland sehen die exportierenden Betriebe indes nicht – im Gegenteil: Inzwischen geben 43 Prozent der Betriebe der Exportwirtschaft die Nachfrage aus dem Ausland als ein wesentliches Geschäftsrisiko an – dieser Wert liegt deutlich über dem Zehn-Jahres-Schnitt und über dem Wert der Vorumfrage (36 Prozent). „Die Kombination aus geopolitischen Spannungen, Handelskonflikten und einer weltweit sinkenden Investitionsdynamik trifft gerade die exportstarken Branchen in der Region Düsseldorf/ Mittlerer Niederrhein besonders hart“, berichtet Steinmetz. Zuletzt hatte die erratische US-Zollpolitik für Turbulenzen auf den Aktienmärkten und für eine Verteuerung deutscher Produkte in den Vereinigten Staaten gesorgt. So rechnen mittlerweile 35 Prozent der exportierenden Betriebe mit einem Rückgang ihres Auslandsabsatzes, nur 12 Prozent mit einer Steigerung. Zum Jahresbeginn waren die Exporterwartungen weniger pessimistisch.
In der Summe können sich die Betriebe in der Region daher noch nicht dazu durchringen, ihre Investitionsausgaben wieder zu steigern. Sie bleiben angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Perspektiven zunächst weiter sehr vorsichtig. Zwar sind die Vorhaben nicht mehr ganz so restriktiv wie zum Jahresbeginn, doch insgesamt bleibt das Investitionsklima gedämpft. 23 Prozent der Betriebe planen ein größeres Investitionsbudget, 30 Prozent beabsichtigen Kürzungen. „Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Möglichkeit einer Sonderabschreibung ist ein gutes Instrument, um mehr Investitionen auszulösen. Die Wirtschaft wird allerdings vor allem dann investieren, wenn sich die langfristigen Rahmenbedingungen wieder verbessert haben“, betont Steinmetz.
Am Arbeitsmarkt zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei der Gesamtkonjunktur: Es gibt keine eindeutige Trendwende, aber auch keine weitere Verschlechterung. Zwar planen 19 Prozent der Unternehmen einen Beschäftigungsabbau, doch ist der Anteil dieser Betriebe rückläufig. 16 Prozent der Betriebe wollen Beschäftigung aufbauen. Angesichts dieser Werte befürchtet die IHK eine weiterhin moderate Steigerung der Arbeitslosenquote.
In der Summe zeigen die Daten aus Sicht von IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz, dass die Koalition aus CDU/CSU und SPD bei den wirtschaftspolitischen Reformen direkt zu Beginn der Legislatur ihren Worten Taten folgen lassen müssen. „Besonders dringlich sind insbesondere eine schnelle Entlastung bei den Energiekosten, verbesserte Abschreibungsbedingungen für Investitionen sowie ein konkreter Bürokratieabbau – etwa durch Aussetzen des nationalen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes.“ Gleichzeitig mahnt Steinmetz mehr Verbindlichkeit bei der langfristigen Sicherung der Energieversorgung an: „Wir müssten bei der Kraftwerksstrategie schon längst in der Bauphase sein, aber es werden seit mehr als zwei Jahren nur Zielsetzungen formuliert“, kritisiert er. „Aus Sicht der regionalen Wirtschaft ist klar: Ohne verlässliche und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen werden Investitionen ausbleiben und eine nachhaltige Erholung wird nicht in Gang kommen.“
Der vollständige Konjunkturbericht ist auf der IHK-Website zu finden: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/6934