Wasserstoff: Revier-IHKs fordern mehr Tempo

Stand: 30.04.2025
Die Industrie- und Handelskammern Mittlerer Niederrhein, Aachen und Köln fordern von der neuen Bundesregierung entschlossene Maßnahmen, um den Wasserstoffhochlauf im Rheinischen Revier deutlich zu beschleunigen. In einem mit den Verteilnetzbetreibern und Unternehmen aus dem Rheinischen Revier gemeinsam erarbeiteten Forderungskatalog formulieren die IHKs zentrale Handlungsbedarfe, um den Aufbau einer leistungsfähigen Wasserstoffwirtschaft in der Region zu ermöglichen. „Ein schneller Hochlauf in der Region kann Wertschöpfung in der Industrie vor Ort sichern, einen wichtigen Beitrag für einen erfolgreichen Strukturwandel leisten und darüber hinaus eine Blaupause für andere Regionen sein. Unsere Wasserstoff-Bedarfsanalyse hat gezeigt, dass rund jedes zweite gasintensive Unternehmen den Einsatz von Wasserstoff in Betracht zieht. Daraus würde sich allein für unseren IHK-Bezirk ein Bedarf von 5,5 Terrawattstunden ergeben – das entspricht einem Wärmebedarf von rund 330.000 Haushalten,“ betont Jürgen Steinmetz die Chancen eines zügigen Markthochlaufs. Dafür brauche es nun die richtigen Rahmenbedingungen. Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein hat heute gemeinsam mit Michael F. Bayer (Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen) und Dr. Uwe Vetterlein (Hauptgeschäftsführer der IHK Köln) den Forderungskatalog im Rahmen einer Landespressekonferenz in Düsseldorf vorgestellt.
Die Drei sind sich einig: Wasserstoff muss langfristig zur realen Alternative für fossile Brennstoffe werden – nicht nur aus Klimaschutzgründen, sondern auch, um Energieversorgung zukunftssicher zu machen. Dazu brauche es pragmatische Regelungen für Erzeuger, gezielte Erleichterungen für First Mover und eine flexible, zukunftsfähige Regulatorik für Wasserstoffverteilnetze.
Ab 2028 soll das Rheinische Revier an das nationale Wasserstoff-Kernnetz angeschlossen werden. Das ist eine große Chance für die Region durch eigene Wasserstoffproduktion, Importe und den Einsatz in der Industrie künftig eine führende Rolle beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft einzunehmen. Insbesondere für energieintensive Industrie bietet sich die Möglichkeit, Produktionsprozesse frühzeitig klimafreundlich umzustellen. Damit diese Chance genutzt werden kann, ist ein verlässlicher, langfristiger Regulierungsrahmen für H₂-Verteilnetze und der Abbau marktlicher sowie kommerzieller Hürden unerlässlich. „Die Region ist bereit – jetzt muss die Bundesregierung liefern. Die delegierten Rechtsakte der EU müssen praxistauglich sein, der Markthochlauf gezielt gefördert und First Mover entlastet werden. Zudem braucht es eine verlässliche Regelung der Entgelte und der Finanzierung von Wasserstoff-Verteilnetzen. Sonst bleibt Wasserstoff ein Projekt auf dem Papier. Wer heute nicht handelt, verspielt die industrielle Wettbewerbsfähigkeit von morgen“, betont der Aachener IHK-Hauptgeschäftsführer Bayer, und sein Kölner Kollege Vetterlein kritisiert die zögerliche Umsetzung: „Die Grundlagen für eine funktionierende Wasserstoffwirtschaft sind gelegt. Damit Wasserstoff vom Nischenthema zu einer tragenden Säule der Energiewende werden kann, braucht es entschlossene politische Entscheidungen – und zwar jetzt.“
Die IHKs fordern eine dauerhafte Netzentgeltbefreiung für Elektrolyseure über 2029 hinaus, die zügige Einführung unbürokratischer und digitalisierter Zertifizierungssysteme sowie die umfassende Anerkennung von CO₂-armem Wasserstoff für die industrielle Dekarbonisierung. Außerdem unterstreichen sie die Notwendigkeit, technische Standards auf nationaler und EU-Ebene zu harmonisieren.
Der Forderungskatalog wurde im Rahmen einer Statuskonferenz zum Wasserstoffhochlauf im Rheinischen Revier entwickelt – in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen entlang der gesamten Wasserstoffwertschöpfungskette sowie regionalen Verteilnetzbetreibern. Die inhaltliche und methodische Begleitung erfolgte durch die BET GmbH aus Aachen, die die Ergebnisse der Konferenz zusammengefasst hat.
Der Forderungskatalog ist auf der Website der IHK Mittlerer Niederrhein zu finden: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/32926
Bildtext: Sie stellten den Forderungskatalog zum Wasserstoffhochlauf vor (v.l.): Jürgen Steinmetz (IHK Mittlerer Niederrhein), Michael F. Bayer (IHK Aachen) und Dr. Uwe Vetterlein (IHK Köln).