Wirtschaft stagniert weiterhin

Wirtschaft stagniert weiterhin
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Stand: 25.02.2025

Die Wirtschaft im Rheinland stagniert, und die Konjunktur kommt weiterhin nicht in Fahrt. Das zeigt das neue Konjunkturbarometer der Industrie- und Handelskammern im Rheinland. Grundlage der Analyse ist eine Umfrage, an der sich rund 2.300 Unternehmen aus dem Rheinland beteiligt haben. „Auch für die kommenden Monate erwartet die Mehrzahl Unternehmen keine Verbesserung der Lage“, berichtet Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein.  Das Konjunkturbarometer liefert aktuelle regionale Daten zu 17 Leitbranchen des Rheinlands. Auch die Betriebe der bedeutenden Branchen des IHK-Bezirks Mittlerer Niederrhein (Krefeld, Mönchengladbach, Rhein-Kreis Neuss und Kreis Viersen) wie die Chemie- und Kunststoff- oder die Metallindustrie melden weiterhin eine schlechte Lage und blicken pessimistisch in die Zukunft.

Der Konjunkturklimaindex für das Rheinland, der Lage und Erwartungen zusammenfasst, geht leicht auf 89,5 Punkte zurück und verharrt damit zum sechsten Mal in Folge deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Für das laufende Jahr erwarten die Unternehmen tendenziell eine weitere Verschlechterung ihrer Situation: 30 Prozent rechnen mit einem Rückgang der Geschäfte, nur 16 Prozent erwarten eine Verbesserung. „Viele Unternehmen sind nachhaltig verunsichert. Das ist auch eine Folge der internationalen Entwicklung, vor allem aber das Ergebnis einer verfehlten Wirtschaftspolitik in Deutschland“, sagt IHK-Präsident Stefan Hagen bei der Vorstellung der Ergebnisse des Konjunkturbarometers in der IHK Bonn/Rhein-Sieg. „Die neue Bundesregierung muss sich möglichst schnell auf ein belastbares Programm für die Wirtschaft einigen und es dann Schritt für Schritt umsetzen. Nur wenn sie Ernst macht mit dem Bürokratieabbau, mit Entlastungen bei Steuern und Abgaben und den Investitionsstau angeht, wird sie Vertrauen zurückgewinnen können.“

Nach den größten Risiken für die Konjunktur gefragt, nennen mehr als 60 Prozent der Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. „Die neue Bundesregierung muss konsequent daran arbeiten, wieder mehr Freiraum für unternehmerisches Handeln zu schaffen. Die entsprechenden Vorschläge liegen auf dem Tisch. Nun muss die Politik handeln und ein glaubhaftes Signal zum Aufbruch geben“, sagt Dr. Hubertus Hille, Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn.

Wie sehr die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts in den Augen der Betriebe gelitten hat, zeigt auch eine Rheinland-Auswertung des DIHK-Unternehmensbarometers zur Bundestagswahl. Dabei sind die Unternehmen nach der Entwicklung von 13 Standortfaktoren, darunter etwa Energiekosten, Forschung oder Verkehrsinfrastruktur, gefragt worden. Die Unternehmen haben seit 2021 bei keinem einzigen der Standortfaktoren eine signifikante Verbesserung und bei 11 von 13 eine Verschlechterung wahrgenommen. „Besonders verschlechtert hat sich der Standortfaktor Verlässlichkeit der Wirtschaftspolitik“, so Steinmetz.

Die Daten der wichtigen Branchen am Mittleren Niederrhein bereiten dem IHK-Hauptgeschäftsführer Sorgen: „Die Lage in der Metallindustrie sowie in der Chemie- und Kunststoffindustrie wird seit einigen Jahren schlecht bewertet. Das liegt vor allem an den hohen Energiekosten.“ Mittlerweile melden aber auch weitere Industriezweige eine Verschlechterung. So liegt inzwischen auch der Geschäftslageindikator im Ernährungsgewerbe im negativen Bereich – erst zum sechsten Mal überhaupt in der mehr als 20-jährigen Geschichte des Konjunkturbarometer Rheinlands.

Besonders schlecht hat sich der rheinische Maschinenbau im vergangenen Jahr entwickelt. Vor einem Jahr war der Anteil der Betriebe in guter Lage noch deutlich über dem Anteil der Betriebe in schlechter Lage. Mittlerweile melden nur noch 18 Prozent der Unternehmen eine gute, 45 Prozent eine schlechte Lage. „Das hängt auch mit der fehlenden Investitionsneigung in der Wirtschaft zusammen. Die Unternehmen brauchen eine verlässliche Wirtschaftspolitik, dann fassen sie auch wieder Mut und investieren“, so Steinmetz mit Blick auf die zu bildende Regierung.

Auch für die wichtigen Dienstleistungsbranchen ist in diesem Jahr wenig Positives zu erwarten. In der Logistik rechnen 40 Prozent mit einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage, nur 11 Prozent mit einer Verbesserung. „Die Lage ist schon trüb, aber angesichts der geringen Konsumneigung der Bevölkerung, der schlechten Auftragslage in der Industrie und der steigenden Kosten erwartet die Branche kein gutes Jahr 2025“, sagt Steinmetz.

Das gesamte Konjunkturbarometer Rheinland steht online zur Verfügung unter: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/6934