Konjunktur Aktuell
Regionale Konjunktur lahmt
Der zarte wirtschaftliche Aufwärtstrend des ersten Halbjahres hat sich über den Sommer 2023 verflüchtigt. Die Wirtschaft in der Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein beurteilt ihre aktuelle Geschäftslage nur noch geringfügig positiv. Einem Anteil von 27,7 Prozent positiven Meldungen stehen derzeit 24,4 Prozent der Betriebe in schlechter Lage gegenüber. Der Saldo beider Werte von 3,3 Punkten ist der niedrigste seit zweieinhalb Jahren und wurde seit Anfang 2004 nur zu den Hochzeiten der Corona und der Lehman-Krise unterboten. Geopolitische Spannungen, die hartnäckige Inflation mit Kaufkraftverlusten, steigende Zinsen und Arbeitskosten sowie weiter hohe Energiepreise sind insgesamt zu schwere Hypotheken. Von der aktuell unbefriedigenden Geschäftslage aus schätzen die Betriebe ihre Perspektiven unverändert negativ ein. Erneut überwiegen die Pessimisten mit fast 12 Punkten. Ein baldiger Aufschwung ist so nicht in Sicht. Das sind die wesentlichen Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der IHKs Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein.
Knapp 750 Betriebe mit zusammen etwa 65.000 Beschäftigten haben bis Mitte Oktober daran teilgenommen. Bis ins Frühjahr hinein hatte die regionale Wirtschaft den durch den russischen Angriffskrieg ausgelösten Energie(preis)schock überraschend gut weggesteckt. Dadurch ist es in Kombination mit Nachholeffekten nach der Corona-Pandemie zu einer hohen Inflation gekommen. Diese hält sich bislang hartnäckig. Die deshalb eingeleitete Zinswende bremst Konsum wie Investitionen. Der Arbeitsmarkt bleibt insgesamt noch stabil, auch wenn sich deswegen und wegen des Fachkräftemangels der deutliche Beschäftigungsaufbau der vergangenen zehn Jahre kaum fortsetzen dürfte. Bleibt die Arbeitslosigkeit auf niedrigem Niveau und geht die Inflation wie erwartet zurück, könnte der private Konsum zum einzigen konjunkturellen Lichtblick für das nächste Jahr werden. Denn das weltwirtschaftliche Umfeld ist und bleibt bestenfalls schwach, angefangen von der Haushaltskrise in den USA über die von China ausgehende politische und wirtschaftliche Unsicherheit bis zu den fortwährenden und neu aufflammenden Kriegshandlungen. Das alles gefährdet die Zugänge zu Rohstoffen und Energie, ebenso wie globale Lieferketten und wichtige Absatzmärkte. Dagegen verblasst, dass Preis- und Versorgungsrisiken bei Energie und Rohstoffen wieder als weniger dramatisch empfunden werden.
Energieintensive Industrien besonders unzufrieden mit wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen
Vier von fünf Industrien mit grundsätzlich hohem Energieeinsatz sind auch in der Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein stark vertreten, allen voran die Chemische Industrie und die Metallindustrie. Sie sind besonders von den stark gestiegenen und weiterhin hohen Energiepreisen betroffen. Eine kurzfristige Umstellung der eingesetzten Energieträger ist oft schwierig und teuer, wenn sie technisch überhaupt möglich ist oder die Energieträger als Grundstoffe für die Produktion benötigt werden. Entsprechend sorgen sich deshalb diese Betriebe deutlich mehr als die übrigen um die weitere Entwicklung auf dem Energiesektor. Das betrifft bei zwei von drei Betrieben der energieintensiven Industriebranchen auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Es herrscht große Unzufriedenheit, was die Verlässlichkeit und Perspektiven der Energiepolitik anbelangt. Bürokratische Hemmnisse verlangsamen betriebliche und staatliche Reaktionen auf die geänderten Vorzeichen im Energiemarkt zusätzlich.
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