Konjunktur Aktuell
Strukturkrise belastet regionale Wirtschaft immer mehr – keine Trendwende in Sicht
Die Wirtschaft in der Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein zeigt zu Beginn des Jahres 2025 keine Anzeichen einer Erholung. Aus der anfänglichen Konjunkturkrise hat sich eine tiefgreifende strukturelle Krise entwickelt. Dies geht aus dem aktuellen Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammern Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein hervor. Die Unternehmen berichten weiterhin von einer schlechten Geschäftslage und blicken zunehmend pessimistisch in die Zukunft. Der Konjunkturbericht basiert auf einer Umfrage in den ersten drei Januar-Wochen, an der sich mehr als 800 Unternehmen mit mehr als 80.000 Beschäftigten beteiligt haben.
Aktuell bewerten nur 22 Prozent der befragten Betriebe ihre Geschäftslage als gut, während 30,2 Prozent eine schlechte Lage melden. Der Geschäftslageindikator – der sich aus der Differenz dieser beiden Werte berechnet – liegt bei minus 8,2 Punkten. Damit befindet er sich zum dritten Mal in Folge im negativen Bereich, zeigt jedoch eine leichte Verbesserung gegenüber der vorherigen Umfrage im Oktober 2024 (minus 11 Punkte). Zum ersten Mal in der fast 40-jährigen Geschichte des gemeinsamen IHK-Konjunkturberichts sind die Unternehmen nun zum dritten Jahresbeginn in Folge pessimistisch. 14,7 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage, 30,4 Prozent mit einer Verschlechterung. Der Geschäftserwartungsindikator liegt damit bei minus 15,7 Punkten – deutlich niedriger als im vergangenen Herbst, als dieser Wert nur noch leicht negativ war (minus 2,7 Punkte) und es Anlass zur Hoffnung auf ein Ende der Talfahrt gab.
Geschäftsrisiken: Politischer Stillstand frustriert die Wirtschaft
Zudem betrachten mittlerweile 63 Prozent der Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Risiko für ihr Geschäft – ein Anstieg um 15 Prozentpunkte innerhalb weniger Monate und zugleich der höchste Wert seit Beginn der Erhebung. Damit sind die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen inzwischen das größte Geschäftsrisiko, noch vor der weiterhin schwachen Inlandsnachfrage. Während es im Herbst noch leichte Hoffnung auf wirtschaftspolitische Reformen gab, sorgt der politische Stillstand in Berlin inzwischen für zunehmenden Frust in der Wirtschaft.
Dazu kommt, dass die demografische Entwicklung die Sozialversicherungssysteme zusätzlich belastet. Das führt zu weiter steigenden Lohnnebenkosten. Daher betrachten mittlerweile 50 Prozent der Unternehmen die Arbeitskosten als Risiko für ihre Geschäfte – ebenfalls ein Rekordwert.
Auch die Energiekosten gewinnen wieder an Bedeutung als Geschäftsrisiko. Die Netzentgelte belasten weiter und steigende Unsicherheit auf den Energiemärkten haben zu höheren Terminkursen geführt.
Aus dem Ausland erwarten die Unternehmen ebenfalls keine Impulse.
Abermals Kürzungen der Investitionsbudgets
Politische Unsicherheit hemmt die Investitionsneigung. Es ist unklar, in welche Richtung die Wirtschaftspolitik nach der Bundestagswahl steuert. Gibt es mehr Staatseingriffe und Subventionen oder gibt es eine Angebotspolitik mit weniger staatlicher Steuerung? Solange diese Frage nicht geklärt ist, werden sich die Betriebe mit Investitionen zurückhalten, insbesondere in der Industrie. Und damit wird auch im Jahr 2025 wieder weniger investiert als im Vorjahr. Das gilt für alle Branchen mit Ausnahme der Dienstleister, die ihre Budgets leicht erhöhen möchten.
Bei den Investitionsmotiven hat vor allem der Umweltschutz an Bedeutung verloren, aber nicht weil die Betriebe das Thema als weniger wichtig empfinden. Umweltschutzmaßnahmen hängen eben häufig auch an Fördertöpfen und staatlicher Lenkung. Wenn klar ist, in welche Richtung die Wirtschaftspolitik zukünftig steuert, wird der Umweltschutz auch wieder an Bedeutung gewinnen.
Angesichts des demografischen Wandels und steigender Arbeitskosten steigt unter den Investitionsmotiven dagegen der Anteil an Rationalisierungsmaßnahmen – insbesondere in den energieintensiven Industriebranchen.
Die konjunkturelle Schwäche zeigt sich in nahezu allen Branchen
Die konjunkturelle Schwäche zeigt sich zum Jahresbeginn 2025 in nahezu allen Branchen.
So berichten in der Industrie auch die Investitionsgüterproduzenten von einer schlechteren Lage, was auf eine insgesamt sehr niedrige Investitionsneigung im Land hindeutet.
Auch im Baugewerbe überwiegen erstmals seit 15 Jahren die negativen Einschätzungen gegenüber den positiven. Der Großhandel verzeichnet die schlechteste Geschäftslage aller Branchen. Produktionsorientierte Großhändler sind in den Sog der Industrie geraten, konsumorientierte Großhändler spüren die weiterhin schwache Konsumneigung der Bevölkerung.
Die wachsenden Existenzängste in der Bevölkerung reduzieren deren Konsumlaune weiter und sorgen so im Einzelhandel für eine anhaltend schlechte Geschäftslage und pessimistische Erwartungen.
Einzige Ausnahme bei den Branchen sind die Dienstleister, deren Lage sich im Vergleich zum Herbst etwas aufgehellt hat. Besonders Logistikdienstleister haben ihre Lagebewertung nach oben korrigiert. Angesichts ebenfalls sehr pessimistischer Erwartungen der Dienstleister wird die Branche kurzfristig nicht als Konjunktur- oder Beschäftigungsmotor wirken können.