Konjunktur Aktuell

Zaghafte Erholung, aber kein Aufschwung in Sicht

Auch nach der Bundestagswahl 2025 und der sich abzeichnenden zügigen Regierungsbildung zeigt sich für die Unternehmen in der Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein keine spürbare konjunkturelle Erholung. Zwar schätzen die Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage leicht besser ein als noch zum Jahresbeginn. Der Geschäftslageindex als Differenz der Unternehmen in guter und derjenigen in schlechter Geschäftslage steigt leicht von minus 8,2 auf minus 5,7 Punkte, bleibt insgesamt aber weiter im negativen Bereich. Bei den Hauptbranchen überwiegen lediglich bei den Dienstleistern die positiven Lageurteile, während sich vor allem der Einzelhandel im Vergleich zum Jahresbeginn und zum vergangenen Herbst in nahezu unverändert schlechter Lage befindet. Das ist das Ergebnis der IHK-Blitzumfrage bei knapp 600 Betrieben in der Region.

Schlechte Lage und Erwartungen nur leicht verbessert

Die Betriebe in der Region befürchten für die kommenden Monate weiterhin eine insgesamt negative Entwicklung der eigenen Geschäftslage, wenngleich sie nun etwas weniger pessimistisch als noch zum Jahresbeginn sind. Dazu hat sicherlich der nach der Bundestagswahl geschaffene große finanzielle Spielraum für zusätzliche Infrastrukturmaßnahmen ebenso beigetragen wie die zügig abgeschlossenen Sondierungsgespräche und Koalitionsverhandlungen. Der zuvor befürchtete Stillstand wegen der schwierigen Wahlergebnisse ist ausgeblieben. Eine bessere Perspektive haben die durch die erratische US-amerikanische Zollpolitik ausgelösten Turbulenzen in der Weltwirtschaft verhindert. So erwarten nur 18 Prozent aller Betriebe, dass sich ihre Lage kurzfristig verbessert und 26,5 Prozent, dass sie sich (zunächst) verschlechtert.

In welchem Umfang die künftige Bundesregierung wirtschaftspolitische Reformen angehen und umsetzen wird, lässt der zur Abstimmung stehende Koalitionsvertrag offen – bietet jedoch Raum für entsprechende Weichenstellungen. Gute Vorhaben wie der Bürokratieabbau, der Ausbau der Infrastruktur mit beschleunigten Planungsverfahren, Reformen beim Bürgergeld, einer Flexibilisierung der Höchstarbeitszeit, Sonderabschreibungen und Entlastungen bei den Energiekosten müssen aber erst einmal umgesetzt werden. Selbst wenn dies bis zur Sommerpause gelingen sollte, erfordert es weitere Zeit, bis die Maßnahmen ihre Wirkung entfalten können und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft allmählich wieder verbessern dürften. Für ein deutliches Aufbruchsignal kommt der um drei Jahre aufgeschobene Einstieg in die Unternehmenssteuerreform zu spät. Nachhaltige Ansätze zur Begrenzung einer weiteren Kosten- und Beitragsexplosion in den Sozialversicherungen fehlen sogar völlig.

Kurz- und mittelfristig sollte deshalb erst einmal nur die absehbar expansive Ausgabenpolitik der künftigen Bundesregierung für Nachfrage- und damit Konjunkturimpulse sorgen. Immerhin besteht so aus Sicht vieler Unternehmen Hoffnung, dass sich die Konjunktur allmählich aus ihrer Agonie befreit. Dem gegenüber stehen aber wachsende globale Risiken. Die internationale Sicherheitslage bleibt angespannt und der Welthandel wird zunehmend von protektionistischen Tendenzen geprägt. Besonders die erratische Zollpolitik der USA sowie der Handelskonflikt zwischen den USA und China belasten die Planungen der exportorientierten Betriebe, aber nicht nur diese. Viele Unternehmen in der Region rechnen mit einem spürbaren Rückgang der Exporte – mehr noch als zum Beginn des Jahres.

Risiken verlagern sich 

Nach der Bundestagswahl sowie den Sondierungs- und Koalitionsgesprächen werden die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen deutlich geringer als Risiko wahrgenommen als noch bei der Vorumfrage im Januar. Das politische Chaos, das viele im Vorfeld befürchtet hatten, ist ausgeblieben. Gleichwohl ist die weiterhin zu schleppende Reformbereitschaft eine Bremse für notwendige Impulse. Immer noch sind für jeden zweiten Betrieb die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen das wesentliche Geschäftsrisiko. Der Zehn-Jahresdurchschnitt wird noch immer um fast 8 Prozentpunkte übertroffen.

Bei der Auslandsnachfrage sieht dies anders aus: Hier setzt sich der steigende Risiko-Trend der vergangenen Jahre weiter fort. Inzwischen geben 43 Prozent der Betriebe der Exportwirtschaft die Nachfrage aus dem Ausland als ein wesentliches Geschäftsrisiko an – dieser Wert liegt deutlich über dem Zehn-Jahres-Schnitt und über dem Wert der Vorumfrage (36 Prozent). Die Kombination aus sinkender internationaler Wettbewerbsfähigkeit, geopolitischen Spannungen, Handelskonflikten und einer weltweit sinkenden Investitionsdynamik trifft die exportstarken Branchen in der Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein besonders hart.

Wie groß die Unsicherheit über die weitere Konjunkturentwicklung ist, zeigt sich an dem anhaltend geringen Vertrauen in die Inlandsnachfrage. Diese wird – wie bereits seit gut einem Jahr – von 58 Prozent aller Betriebe als besonderes Risiko für ihre weitere Geschäftsentwicklung angesehen.

Investitionsbereitschaft anhaltend niedrig

Noch können sich die Betriebe in der Region nicht dazu durchringen, ihre Investitionsausgaben wieder zu steigern. Sie bleiben angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Perspektiven zunächst sehr vorsichtig und nur geringfügig weniger restriktiv als bereits in den vergangenen gut zwei Jahren. Zwar sind die Vorhaben nicht mehr ganz so restriktiv wie zu Jahresbeginn, doch insgesamt bleibt das Investitionsklima gedämpft. 23 Prozent der Betriebe planen eine Ausweitung ihrer Investitionsbudgets, 30 Prozent beabsichtigen Kürzungen. Diese Zahlen zeigen, dass Maßnahmen aus dem Koalitionsvertrag, wie zum Beispiel der Abschreibungsbooster, zunächst nicht ausreichen dürften, um die Investitionsneigung entscheidend zu stärken. Die Betriebe bleiben abwartend, solange sich die wirtschaftlichen Perspektiven nicht deutlich aufhellen.

Beschäftigung bleibt stabil mit leichter Tendenz zur Entspannung

Am Arbeitsmarkt zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei der Gesamtkonjunktur: Es gibt keine eindeutige Trendwende, aber auch keine weitere Verschlechterung. Zwar planen moderate 19 Prozent der Unternehmen weiterhin einen Beschäftigungsabbau, doch ist der Anteil dieser Betriebe rückläufig. Einen Beschäftigungsaufbau planen 16 Prozent der Betriebe. In den Dienstleistungsbranchen überwiegen wieder geringfügig die Einstellungspläne (Saldo: 7 Punkte). Im Großhandel halten sich Einstellungs- und Abbauabsichten fast die Waage (Saldo minus 3 Punkte). Aus Unternehmenssicht positiv: Durch die Entspannung bei der Nachfrage können Vakanzen nun zügiger besetzt werden. Dies trägt zu einer Stabilisierung auf dem Arbeitsmarkt bei.

IHK-Hauptgeschäftsführer fordert rasches Handeln von der Politik

Jürgen Steinmetz fordert, dass die künftige Bundesregierung zügig die Umsetzung von Reformen angeht. Steinmetz: „Wir sind zwar noch deutlich von einem nachhaltigen Aufschwung entfernt. Aber wenn die Regierung Tempo macht und erste Erfolge der wirtschaftspolitisch positiven Maßnahmen aus dem Koalitionsvertrag schnell sichtbar werden, kann sich die Stimmung bereits im Sommer drehen. Besonders dringlich sind insbesondere eine schnelle Entlastung bei den Energiekosten, verbesserte Abschreibungsbedingungen für Investitionen sowie ein konkreter Bürokratieabbau – etwa durch Aussetzen des nationalen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes.“ Gleichzeitig mahnt der Hauptgeschäftsführer mehr Verbindlichkeit bei der langfristigen Sicherung der Energieversorgung an: „Wir müssten bei der Kraftwerksstrategie schon längst in der Bauphase sein, aber wir formulieren seit mehr als zwei Jahren nur Zielsetzungen“, kritisiert Steinmetz, „Aus Sicht der regionalen Wirtschaft ist klar: Ohne verlässliche und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen werden Investitionen ausbleiben und eine nachhaltige Erholung nicht in Gang kommen."