CO2-Bilanzierung
CO2-Bilanzierung – Wo kann ich Treibhausgase reduzieren?
Eine CO2-Bilanzierung bietet eine gute Grundlage, um Ansatzpunkte zur Reduktion von Treibhausgasen zu erkennen. Treibhausgase sind die Treiber des Klimawandels. Unternehmen können daher ihren Beitrag für den Klimaschutz leisten, wenn sie den Ausstoß vermeiden oder verringern.
Da durch gesetzliche Regelungen wie das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) der Ausstoß von Treibhausgasen, beispielsweise bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern, immer teurer wird, lohnt sich die Vermeidung der Emissionen nicht nur mit Blick auf den Klimaschutz, sondern auch finanziell.
Wichtige Begriffe und Normen
Bei der Berechnung eines CO2-Fußabdrucks wird zwischen dem „Corporate Carbon Footprint“ (CCF) und den „Product Carbon Footprint“ (PCF) unterschieden. Beim CCF wird berechnet, wie hoch die Treibhausgasemissionen eines Unternehmens oder einer Organisation pro Jahr sind. Beim PCF werden die Treibhausgasemissionen eines Produktes entlang dessen gesamten Lebenszyklus' berechnet.
In beiden Fällen wird der CO2-Fußabdruck nach drei Emissionsquellen differenziert. Diese werden als Scopes bezeichnet. Die Berechnung der Treibhausgasemissionen erfolgt in CO2-Äquivalenten. Dabei werden Emissionen aller Treibhausgase zur besseren Vergleichbarkeit, entsprechend ihrem globalen Erwärmungspotenzial, in CO2-Äquivalente umgerechnet.
Bei der Berechnung eines CO2-Fußabdrucks kann auf international anerkannte Standards zurückgegriffen werden. Die am häufigsten verwendete Norm ist das Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol) (auf Englisch hier erhältlich), da diese Norm für die CO2-Bilanz in einem Nachhaltigkeitsbericht genutzt werden sollte. Weitere Normen für eine Bilanz sind die ISO 14064 (für eine Bilanz für das gesamte Unternehmen) und ISO 14067 (für die Bilanz eines Produktes) oder die britische Norm PAS 2050 (ffür die Bilanz eines Produktes). Die Normen schreiben dabei jeweils vor, wie eine Treibhausgasbilanzierung zu erfolgen hat.
Vorgehen bei der CO2-Bilanzierung
Zunächst muss festgelegt werden, ob ein CCF oder ein PCF berechnet werden soll. Ein CCF ist in den meisten Fällen einfacher und mit geringerem Zeitaufwand zu bestimmen.
Im zweiten Schritt werden die Systemgrenzen festgelegt. Dies bedeutet, dass die Bereiche des Unternehmens und der Wertschöpfungskette definiert werden, also die organisatorischen und betrieblichen Grenzen, die bei der Bilanzierung berücksichtigt werden sollen. Dies betrifft beispielsweise auch die Festlegung des Zeitraums, der dabei betrachtet werden soll.
Der nächste Schritt beinhaltet die Berechnung der Emissionen. Dafür werden Daten nach den unten aufgeführten Emissionsquellen aufgenommen.
- Scope 1: Hierbei handelt es sich um direkte Emissionen, die im Unternehmen beispielsweise durch die Verbrennung von Energieträgern entstehen (Gas zur Beheizung oder Produktion, Diesel für den Antrieb von Fahrzeugen des Fuhrparks etc.)
- Scope 2: Dies sind indirekte Emissionen, die nicht im Unternehmen anfallen, aber beispielsweise durch die Bereitstellung von Strom, Dampf oder Wärme entstehen.
- Scope 3: Emissionen in diesem Bereich entstehen innerhalb der Wertschöpfungskette. Dabei wird zwischen Emissionsquellen aus vor- und nachgelagerten Aktivitäten unterschieden. Beispiele hierfür sind der Transport von hergestellten Waren, Verkehre der Mitarbeitenden sowie Geschäftsreisen oder eingekaufte Waren und Dienstleistungen.
Für die Emissionen aus Scope 3 bietet es sich an, eine Wesentlichkeitsbetrachtung durchzuführen, um die relevanten Emissionen zu identifizieren.
Um die Emissionen der einzelnen Scopes zu berechnen, müssen zunächst Daten über den Verbrauch gesammelt werden. Anschließend kann über eigene Datenquellen (z.B. dem Emissionsfaktor für den Strom nach den Angaben des Betreibers), mit Datenbanken oder CO2-Bilanzierungstools bestimmt werden, wie hoch die Treibhausgasemissionen ausfallen. Emissionsfaktoren für diverse Produkte und Prozesse sind beispielsweise in der GEMIS-Datenbank oder in der ProBas-Datenbank aufgeführt. Als kostenfreies Tool zur CO2-Bilanzierung kann unter anderem das Ecocockpit der Landesregierung NRW genutzt werden.
Reduktionspotenziale durch die CO2-Bilanz erkennen
Bei einer CO2-Bilanz für ein Unternehmen oder ein Produkt werden die Treibhausgasemissionen von diversen Verbräuchen gegenübergestellt. So kann erkannt werden, wo das größte Potenzial für Emissionseinsparungen liegt. Es können auch bisher unbeachtete Emissionstreiber erkannt werden und durch die transparente Darstellung der Emissionen auch versteckte Kosten aufgedeckt werden.
Anhand einer Treibhausgasbilanz können Unternehmen Maßnahmen ableiten, die zu einer Reduktion der Treibhausgase führen. Zudem kann über die regelmäßige Aktualisierung der CO2-Bilanz dargestellt werden, welche Einsparungen bei den Emissionen bereits erzielt werden konnten. So wird auch erkennbar, ob die Maßnahmen erfolgreich waren.
Herausforderungen bei der CO2-Bilanzierung
Entscheidet sich ein Unternehmen dafür, eine Bilanz für sich oder sein Produkt zu erstellen, muss es sich bewusst sein, dass die Datensammlung und Berechnung Zeit in Anspruch nimmt. Um die Datensammlung möglichst effizient zu gestalten, ist es wichtig, direkt zu Beginn die Systemgrenzen festzulegen. Insgesamt ist es unumgänglich, dass viele Daten bei den ersten Berechnungen geschätzt werden. Dies führt zu Unsicherheiten in der Bilanz, die jedoch kaum zu vermeiden sind. Ziel sollte es daher sein, die Bilanz in regelmäßigen Abständen fortzuführen und die Datenbasis dabei kontinuierlich zu verbessern. So kann ein interner Vergleich stattfinden. Es ist zudem sinnvoll, Kennzahlen zu bilden, um den Verbrauch nicht nur über die gesamte CO2-Bilanz, sondern über den Bezug zu anderen Kenngrößen zu ermitteln. Hier bietet sich beispielsweise der Bezug zur Anzahl der Mitarbeitenden oder zum Umsatz an.
Eine Vergleichbarkeit mit anderen Unternehmen oder Produkten ist jedoch insgesamt schwierig, da die Bilanzgrenzen in jedem Unternehmen individuell festgelegt werden. Ein Vergleich kann somit erst bei der genauen Betrachtung der Datengrundlage erfolgen.
Fördermöglichkeiten bei der Erstellung einer CO2-Bilanz
Unternehmen können aktuell über die Bundesförderung für „Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft – Modul 5 Transformationskonzepte“ eine Förderung für die Erstellung einer CO2-Bilanz erhalten.
Viele Unternehmen erstellen eine CO2-Bilanz mit dem Ziel Klimaneutralität zu erreichen. Weitere Informationen zur Klimaneutralität gibt es hier.